Samstag, 7. September 2013
My heart is in the Highlands - Part 6 – The last one.
blaupause7, 21:57h
Wir haben die Queen gesehen - bei den Highland Games in Braemar. Dieses Highlight stellt den Abschluß unserer Rundreise durch Schottland dar.
Fünf Etappen liegen hinter uns; fehlt nur noch der sechste und letzte Teil …
⌂⌂⌂ … unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) … ⌂⌂⌂
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Vom 5.9. bis 7.9.08 wohnten wir in dem Vier-Sterne-B&B "Dalhenzean Lodge" von Mike und Joyce Purdie in Glenshee. Glenshee bedeutet auch "Glen of the Fairies", also das gleiche wie Fairy Glen auf der Black Isle. In Braemar hatten wir schon Monate vorher versucht, ein Zimmer zu bekommen, aber die erschwinglichen Unterkünfte waren schon lange im voraus ausgebucht, und einen dreistelligen Betrag wollten wir für eine Übernachtung nicht hinlegen.
Mit etwas Glück haben wir dann übers Internet ein B&B in der Umgebung (die auch ein wenig weiter von Braemar weg liegen kann) gefunden, das mit 55 Pfund pro Nacht unser Budget nicht zu sehr belasten sollte.
Impression von unserem Zimmer
Und so sieht's außerhalb unseres Zimmerfensters aus.
Romantisch.
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5.9.08: Freitag ~ Isle of Skye-Glenshee:
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Und wieder sind wir einen ganzen Tag unterwegs, denn die Isle of Skye ist groß und unser Ziel locker 370 Kilometer (wenn nicht gar noch mehr) entfernt, zu erreichen über etliche Single Track Roads. Ja, Entfernungsangaben sind in Schottland schon sehr speziell und mit den unseren nicht zu vergleichen. Für dreihundert Kilometer ist man dort eben nicht drei Stunden unterwegs, sondern im ungünstigen Fall acht.
Und so sieht die gefahrene Strecke aus: Kyle of Lochalsh - Glen Shiel - Glen Garry - Loch Oich - Loch Lochy - Pitlochry - Edradour - Kirkmichael - Dalhenzean Lodge. Und wieder haben wir ein B&B erwischt, das mitten in der Landschaft liegt. Die nächsten größeren Ortschaften sind Kirkmichael (10 km entfernt) und Blairgowrie (17 km entfernt).
An die allgegenwärtigen Schafe sind wir ja schon gewöhnt, aber die folgende Variante ist neu: Ein fürsorglicher Farmer hat selbstgemalte Schilder aufgestellt. "Sheep crossing" lesen wir zuerst, dann folgt ein paar hundert Yards später das nächste Schild "Lambs crossing" - und zum Schluß die Krönung "Young lambs crossing".
Bei soviel Fürsorglichkeit sind wir doch besonders vorsichtig, denn einem süßen kleinen Lamm wollen wir natürlich keinen Schaden zufügen. Und auch die nächste Strecke hält eine Armada von Schildern bereit, die wir in dieser Form zuvor auch noch nicht gesehen haben: Vor Fasanen wird gewarnt. Und das ist keine leere Drohung, denn alle paar hundert Yards finden sich Reste plattgefahrener Vögel. Und die lebenden Exemplare (Männlein wie Weiblein) bevölkern zu Dutzenden die Straßengräben.
Ständig taucht im Gebüsch der charakteristische Kopf eines solchen Federviehs auf. Auch beim abendlichen Spaziergang über die Wiesen hinterm Haus erblicken wir Fasane. Und Hasen. Außerdem flattern uns beim Betreten des Grundstücks etwas später Fledermäuse um die Nase.
Nachdem wir Mike und Joyce sowie das Haus kennengelernt haben, fahren wir nach Kirkmichael zum Einkaufen in den Dorfladen, wo es alles mögliche zu kaufen gibt, und kaufen uns Bier, denn das nächste Pub ist fern. Aber das ist kein Beinbruch - das B&B liegt einfach traumhaft schön, und Mike und Joyce sind unbeschreiblich nett. Auch mit den anderen Gästen verstehen wir uns auf Anhieb.
Eine nette Geschichte am Rande: Früher gab es in jedem Herrenhaus Glocken, mit denen die Herrschaft ihre Dienstboten herbeiläuten konnte - und in der Dalhenzean Lodge existieren diese heute noch funktionierenden Glocken noch immer und können von jedem Zimmer aus zum Läuten gebracht werden. Das ist ja wie in Downton Abbey!
Also, Finger weg von der Kurbel neben dem Kamin! Es sei denn, es herrscht ein absoluter Notfall.
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6.9.08: Samstag - das Braemar Gathering
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Das Frühstück um acht Uhr ist sehr lecker und sehr sättigend, und weil das Porridge so lecker sein soll, bestelle ich auch gleich welches für den nächsten Morgen. Ein gutes Frühstück ist essentiell, wenn man viel vorhat, so wie wir heute, denn wir haben Karten für das Braemar Gathering, das einzige unter den unzähligen, über den Sommer verteilten Highland Games, bei dem noch in den alten Maßeinheiten gemessen wird und bei dem Ihre Königliche Majestät, die Queen den Siegern Preise überreicht.
Ich muß sagen, trotz des immensen Besucheraufkommens sind Anfahrt und Parken perfekt durchorganisiert. Wir machen uns gegen 9.30 Uhr auf den Weg und werden von Sicherheitsleuten unterwegs gefragt, wohin wir wollen und werden, wie alle anderen vor uns auch, über eine private Straße auf den Ländereien eines Landlords nach Braemar umgeleitet. Wer nicht nach Braemar zu dem Gathering möchte, darf auf der A93 weiterfahren.
Allerdings bedeutet erhöhtes Polizeiaufgebot auch das Aus für einige Camper, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, ihre Zelte auf den Ländereien aufzuschlagen - was den Polizisten sichtlich mißfällt und die jungen Leuten mit einer unmißverständlichen Geste auffordert, den Platz umgehend zu räumen. Das soll uns nicht kümmern, und wir folgen den Anweisungen des Sicherheitspersonals, die uns auf einen kostenfreien Parkplatz weisen, auf dem - welche Überraschung - ein Auto mit Kennzeichen aus unserer Stadt steht. Nette Begegnung, aber wir verzichten trotzdem darauf, dem Fahrer einen Zettel unter den Scheibenwischer zu klemmen.
Den Platz erreichen wir nach zehn Uhr, wo diverse Aktivitäten schon in vollem Gange sind. Die Bänke sind nicht gepolstert, wofür sich die Kehrseite irgendwann bedanken wird. Auch daß es im Laufe des Tages schweinekalt werden wird, ist uns egal. Dazu ist das Geschehen in der Arena viel zu spannend. Was gibt es da nicht alles zu sehen! Die obligatorischen Drum&Pipe-Bands, Scottish Dancing, Hammerwurf, Kugelstoßen, Weitsprung, Hochsprung, den legendären Baumstammwurf (Tossing the Caber), Tauziehen, Sackhüpfen (eine Disziplin für Kinder in unterschiedlichen Altersstufen), ein 220-, 440-Yards- und One-Mile-Lauf, Staffellauf und diverse andere Wettläufe - und für mich der Lauf, der auch von Senioren alles fordert: der Hill Race.
Respekt! Und alles noch zu gleicher Zeit, und nicht etwa alle nacheinander. Da weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Am naheliegendsten sind natürlich sämtliche Mannschaften, die dicht vor unserer Nase im Tauziehen alles geben, dicht gefolgt von den Kraftpaketen, die sich im Hammerwurf, Kugelstoßen und Baumstammwurf versuchen.
Ein Athlet aus Kalifornien soll schließlich alle übertrumpfen und in den meisten Disziplinen herausragen. Nur von den tanzenden Mädchen sehen wir nicht viel, weil die Tribüne zu weit weg steht. Man kann eben nicht alles haben. Zum Trost können wir wenigstens problemlos die Königin sehen, die am Nachmittag in ihrem Bentley in das Stadion chauffiert wird.
Auf diesen Moment scheinen die meisten Besucher wohl gewartet zu haben. Ergriffen singt das Publikum die Hymne, deren Text ich leider nicht beherrsche, und dann zücken sie alle ihre Kameras. Ich gestehe, auch wir haben fleißig drauflos geknipst - und im Endeffekt sind es 1270 Digitalfotos und drei Filme zu je 36 Bilder, die an diesem Tag entstehen. Eine huldvoll winkende Königsfamilie ist auf den Bildern genauso vertreten wie eine Königin, die sich in einer nicht ganz so königlichen Haltung zu ihrem Sprössling hinüberbeugt. Es ist eben nicht immer leicht, die Contenance zu wahren.
Was gibt es noch über diesen Tag zu sagen? Speis und Trank waren in der Preisgestaltung durchwachsen. Während zum Beispiel Kaffee mit £ 1,20 noch relativ günstig ist, schlägt ein mit drei Erdbeeren und fünf erdbeerförmigen Marshmallows gespickter Spieß (Strawberry Kebab) mit £ 2,50 zu Buche und eine Portion Waffeln mit Erdbeeren und Sahne vier Pfund.
Was für Preise. Aber da man sich ja sonst nicht so viel gönnt, spare ich mir den zuletzt genannten Genuß - dafür ist ein fürstliches Essen am Abend im Hotel "Bridge of Cally" angesagt. Für drei Vorspeisen, ein Hauptgericht und einiges an Getränken zahlen wir einunddreißig Pfund. Damit fahren wir günstiger und haben mehr Spaß als auf dem "Family Ceilidh", für das uns Mike Freikarten geschenkt hat.
Was für eine steife Veranstaltung! Und was für ein Kulturschock, denn die Veranstaltung findet in einem Hotel statt; das Essen dort scheint auch nicht der Brüller zu sein und hat Ähnlichkeit mit dem Inhalt einer Gulaschkanone. Scottish Dance und ein musizierendes Publikum ist weit und breit nicht zu sehen, und die Zweimannband auf der Bühne spielt Schlager nach anstatt schottischen Folk. Die Enttäuschung darüber, daß wir uns hier irgendwie fehl am Platz fühlen, können wir nur noch mit teurem Whisky hinwegspülen (und selbst der war bei unserem ersten Ceilidh um Längen günstiger). Schade, denken wir uns, wir hätten im Restaurant bleiben und nett klönschnacken sollen.
Wenn Mike uns fragt, wie es denn war - na, das wird was geben! Am besten bleiben wir diplomatisch und sagen, daß es anders war als erwartet.
Der Rückweg mutiert zur Safari, bei der allergrößte Vorsicht angesagt ist - denn hier wimmelt es von Rehen, und die sind sehr aktiv. Zum Glück aber passiert weder uns noch den Rehen etwas.
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In Glenshee wäre ich gerne länger geblieben, weil es mir von all den besuchten Orten am besten gefiel. Die Landschaft ist grün und hügelig, aber die Berge nicht so steil, daß ich Angst vor einem Absturz haben muß. Unser B&B, das nicht nur vom Scottish Tourist Board, sondern auch vom britischen Automobilclub je vier Sterne erhalten hat, ist für meine Begriffe traumhaft schön und wird von einem supernetten Ehepaar geführt. Sie sprechen beide gut deutsch.
Doch so schön es dort auch war - am Am 7. September mußten wir uns wieder einmal verabschieden, aber diesmal war es ein Abschied von Schottland, denn wir traten so langsam den Rückweg an.
Die Fotos stammen von meinem Handy und der Spiegelreflexkameera meines Mannes; aber ausgerechnet in diesem Kapitel konnte ich nur ein einziges Bild von den Highland Games zeigen, weil sämtliche Fotos, die wir gemacht haben, gut erkennbare Personen zeigen, deren Namen wir nicht kennen. Und ob die es so toll fänden, ihre Nasen noch einmal hier zu finden?
Dasselbe gilt für die Königliche Familie. Da können sich die Geister noch so sehr streiten, ob es sich um Personen des Öffentlichen Lebens handelt (deren Bilder man ungefragt im Internet ausstellen darf) oder nicht – ich verzichte dann doch lieber und erfreue mich im familiären Kreis an unseren Fotos.
Das einzige Bild, das ich deshalb hier gezeigt habe, ist das des Hill Race, eines der anderen Wettkämpfe, die es außer dem berüchtigten Baumstammwurf (Tossing the Caber) oder anderen kräftezehrenden Disziplinen noch so gibt.
Die Tauzieher, Sackhüpfer und Staffelläufer müssen deshalb heute draußen bleiben.
Fünf Etappen liegen hinter uns; fehlt nur noch der sechste und letzte Teil …
⌂⌂⌂ … unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) … ⌂⌂⌂
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Vom 5.9. bis 7.9.08 wohnten wir in dem Vier-Sterne-B&B "Dalhenzean Lodge" von Mike und Joyce Purdie in Glenshee. Glenshee bedeutet auch "Glen of the Fairies", also das gleiche wie Fairy Glen auf der Black Isle. In Braemar hatten wir schon Monate vorher versucht, ein Zimmer zu bekommen, aber die erschwinglichen Unterkünfte waren schon lange im voraus ausgebucht, und einen dreistelligen Betrag wollten wir für eine Übernachtung nicht hinlegen.
Mit etwas Glück haben wir dann übers Internet ein B&B in der Umgebung (die auch ein wenig weiter von Braemar weg liegen kann) gefunden, das mit 55 Pfund pro Nacht unser Budget nicht zu sehr belasten sollte.
Impression von unserem Zimmer
Und so sieht's außerhalb unseres Zimmerfensters aus.
Romantisch.
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5.9.08: Freitag ~ Isle of Skye-Glenshee:
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Und wieder sind wir einen ganzen Tag unterwegs, denn die Isle of Skye ist groß und unser Ziel locker 370 Kilometer (wenn nicht gar noch mehr) entfernt, zu erreichen über etliche Single Track Roads. Ja, Entfernungsangaben sind in Schottland schon sehr speziell und mit den unseren nicht zu vergleichen. Für dreihundert Kilometer ist man dort eben nicht drei Stunden unterwegs, sondern im ungünstigen Fall acht.
Und so sieht die gefahrene Strecke aus: Kyle of Lochalsh - Glen Shiel - Glen Garry - Loch Oich - Loch Lochy - Pitlochry - Edradour - Kirkmichael - Dalhenzean Lodge. Und wieder haben wir ein B&B erwischt, das mitten in der Landschaft liegt. Die nächsten größeren Ortschaften sind Kirkmichael (10 km entfernt) und Blairgowrie (17 km entfernt).
An die allgegenwärtigen Schafe sind wir ja schon gewöhnt, aber die folgende Variante ist neu: Ein fürsorglicher Farmer hat selbstgemalte Schilder aufgestellt. "Sheep crossing" lesen wir zuerst, dann folgt ein paar hundert Yards später das nächste Schild "Lambs crossing" - und zum Schluß die Krönung "Young lambs crossing".
Bei soviel Fürsorglichkeit sind wir doch besonders vorsichtig, denn einem süßen kleinen Lamm wollen wir natürlich keinen Schaden zufügen. Und auch die nächste Strecke hält eine Armada von Schildern bereit, die wir in dieser Form zuvor auch noch nicht gesehen haben: Vor Fasanen wird gewarnt. Und das ist keine leere Drohung, denn alle paar hundert Yards finden sich Reste plattgefahrener Vögel. Und die lebenden Exemplare (Männlein wie Weiblein) bevölkern zu Dutzenden die Straßengräben.
Ständig taucht im Gebüsch der charakteristische Kopf eines solchen Federviehs auf. Auch beim abendlichen Spaziergang über die Wiesen hinterm Haus erblicken wir Fasane. Und Hasen. Außerdem flattern uns beim Betreten des Grundstücks etwas später Fledermäuse um die Nase.
Nachdem wir Mike und Joyce sowie das Haus kennengelernt haben, fahren wir nach Kirkmichael zum Einkaufen in den Dorfladen, wo es alles mögliche zu kaufen gibt, und kaufen uns Bier, denn das nächste Pub ist fern. Aber das ist kein Beinbruch - das B&B liegt einfach traumhaft schön, und Mike und Joyce sind unbeschreiblich nett. Auch mit den anderen Gästen verstehen wir uns auf Anhieb.
Eine nette Geschichte am Rande: Früher gab es in jedem Herrenhaus Glocken, mit denen die Herrschaft ihre Dienstboten herbeiläuten konnte - und in der Dalhenzean Lodge existieren diese heute noch funktionierenden Glocken noch immer und können von jedem Zimmer aus zum Läuten gebracht werden. Das ist ja wie in Downton Abbey!
Also, Finger weg von der Kurbel neben dem Kamin! Es sei denn, es herrscht ein absoluter Notfall.
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6.9.08: Samstag - das Braemar Gathering
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Das Frühstück um acht Uhr ist sehr lecker und sehr sättigend, und weil das Porridge so lecker sein soll, bestelle ich auch gleich welches für den nächsten Morgen. Ein gutes Frühstück ist essentiell, wenn man viel vorhat, so wie wir heute, denn wir haben Karten für das Braemar Gathering, das einzige unter den unzähligen, über den Sommer verteilten Highland Games, bei dem noch in den alten Maßeinheiten gemessen wird und bei dem Ihre Königliche Majestät, die Queen den Siegern Preise überreicht.
Ich muß sagen, trotz des immensen Besucheraufkommens sind Anfahrt und Parken perfekt durchorganisiert. Wir machen uns gegen 9.30 Uhr auf den Weg und werden von Sicherheitsleuten unterwegs gefragt, wohin wir wollen und werden, wie alle anderen vor uns auch, über eine private Straße auf den Ländereien eines Landlords nach Braemar umgeleitet. Wer nicht nach Braemar zu dem Gathering möchte, darf auf der A93 weiterfahren.
Allerdings bedeutet erhöhtes Polizeiaufgebot auch das Aus für einige Camper, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, ihre Zelte auf den Ländereien aufzuschlagen - was den Polizisten sichtlich mißfällt und die jungen Leuten mit einer unmißverständlichen Geste auffordert, den Platz umgehend zu räumen. Das soll uns nicht kümmern, und wir folgen den Anweisungen des Sicherheitspersonals, die uns auf einen kostenfreien Parkplatz weisen, auf dem - welche Überraschung - ein Auto mit Kennzeichen aus unserer Stadt steht. Nette Begegnung, aber wir verzichten trotzdem darauf, dem Fahrer einen Zettel unter den Scheibenwischer zu klemmen.
Den Platz erreichen wir nach zehn Uhr, wo diverse Aktivitäten schon in vollem Gange sind. Die Bänke sind nicht gepolstert, wofür sich die Kehrseite irgendwann bedanken wird. Auch daß es im Laufe des Tages schweinekalt werden wird, ist uns egal. Dazu ist das Geschehen in der Arena viel zu spannend. Was gibt es da nicht alles zu sehen! Die obligatorischen Drum&Pipe-Bands, Scottish Dancing, Hammerwurf, Kugelstoßen, Weitsprung, Hochsprung, den legendären Baumstammwurf (Tossing the Caber), Tauziehen, Sackhüpfen (eine Disziplin für Kinder in unterschiedlichen Altersstufen), ein 220-, 440-Yards- und One-Mile-Lauf, Staffellauf und diverse andere Wettläufe - und für mich der Lauf, der auch von Senioren alles fordert: der Hill Race.
Respekt! Und alles noch zu gleicher Zeit, und nicht etwa alle nacheinander. Da weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Am naheliegendsten sind natürlich sämtliche Mannschaften, die dicht vor unserer Nase im Tauziehen alles geben, dicht gefolgt von den Kraftpaketen, die sich im Hammerwurf, Kugelstoßen und Baumstammwurf versuchen.
Ein Athlet aus Kalifornien soll schließlich alle übertrumpfen und in den meisten Disziplinen herausragen. Nur von den tanzenden Mädchen sehen wir nicht viel, weil die Tribüne zu weit weg steht. Man kann eben nicht alles haben. Zum Trost können wir wenigstens problemlos die Königin sehen, die am Nachmittag in ihrem Bentley in das Stadion chauffiert wird.
Auf diesen Moment scheinen die meisten Besucher wohl gewartet zu haben. Ergriffen singt das Publikum die Hymne, deren Text ich leider nicht beherrsche, und dann zücken sie alle ihre Kameras. Ich gestehe, auch wir haben fleißig drauflos geknipst - und im Endeffekt sind es 1270 Digitalfotos und drei Filme zu je 36 Bilder, die an diesem Tag entstehen. Eine huldvoll winkende Königsfamilie ist auf den Bildern genauso vertreten wie eine Königin, die sich in einer nicht ganz so königlichen Haltung zu ihrem Sprössling hinüberbeugt. Es ist eben nicht immer leicht, die Contenance zu wahren.
Was gibt es noch über diesen Tag zu sagen? Speis und Trank waren in der Preisgestaltung durchwachsen. Während zum Beispiel Kaffee mit £ 1,20 noch relativ günstig ist, schlägt ein mit drei Erdbeeren und fünf erdbeerförmigen Marshmallows gespickter Spieß (Strawberry Kebab) mit £ 2,50 zu Buche und eine Portion Waffeln mit Erdbeeren und Sahne vier Pfund.
Was für Preise. Aber da man sich ja sonst nicht so viel gönnt, spare ich mir den zuletzt genannten Genuß - dafür ist ein fürstliches Essen am Abend im Hotel "Bridge of Cally" angesagt. Für drei Vorspeisen, ein Hauptgericht und einiges an Getränken zahlen wir einunddreißig Pfund. Damit fahren wir günstiger und haben mehr Spaß als auf dem "Family Ceilidh", für das uns Mike Freikarten geschenkt hat.
Was für eine steife Veranstaltung! Und was für ein Kulturschock, denn die Veranstaltung findet in einem Hotel statt; das Essen dort scheint auch nicht der Brüller zu sein und hat Ähnlichkeit mit dem Inhalt einer Gulaschkanone. Scottish Dance und ein musizierendes Publikum ist weit und breit nicht zu sehen, und die Zweimannband auf der Bühne spielt Schlager nach anstatt schottischen Folk. Die Enttäuschung darüber, daß wir uns hier irgendwie fehl am Platz fühlen, können wir nur noch mit teurem Whisky hinwegspülen (und selbst der war bei unserem ersten Ceilidh um Längen günstiger). Schade, denken wir uns, wir hätten im Restaurant bleiben und nett klönschnacken sollen.
Wenn Mike uns fragt, wie es denn war - na, das wird was geben! Am besten bleiben wir diplomatisch und sagen, daß es anders war als erwartet.
Der Rückweg mutiert zur Safari, bei der allergrößte Vorsicht angesagt ist - denn hier wimmelt es von Rehen, und die sind sehr aktiv. Zum Glück aber passiert weder uns noch den Rehen etwas.
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In Glenshee wäre ich gerne länger geblieben, weil es mir von all den besuchten Orten am besten gefiel. Die Landschaft ist grün und hügelig, aber die Berge nicht so steil, daß ich Angst vor einem Absturz haben muß. Unser B&B, das nicht nur vom Scottish Tourist Board, sondern auch vom britischen Automobilclub je vier Sterne erhalten hat, ist für meine Begriffe traumhaft schön und wird von einem supernetten Ehepaar geführt. Sie sprechen beide gut deutsch.
Doch so schön es dort auch war - am Am 7. September mußten wir uns wieder einmal verabschieden, aber diesmal war es ein Abschied von Schottland, denn wir traten so langsam den Rückweg an.
Die Fotos stammen von meinem Handy und der Spiegelreflexkameera meines Mannes; aber ausgerechnet in diesem Kapitel konnte ich nur ein einziges Bild von den Highland Games zeigen, weil sämtliche Fotos, die wir gemacht haben, gut erkennbare Personen zeigen, deren Namen wir nicht kennen. Und ob die es so toll fänden, ihre Nasen noch einmal hier zu finden?
Dasselbe gilt für die Königliche Familie. Da können sich die Geister noch so sehr streiten, ob es sich um Personen des Öffentlichen Lebens handelt (deren Bilder man ungefragt im Internet ausstellen darf) oder nicht – ich verzichte dann doch lieber und erfreue mich im familiären Kreis an unseren Fotos.
Das einzige Bild, das ich deshalb hier gezeigt habe, ist das des Hill Race, eines der anderen Wettkämpfe, die es außer dem berüchtigten Baumstammwurf (Tossing the Caber) oder anderen kräftezehrenden Disziplinen noch so gibt.
Die Tauzieher, Sackhüpfer und Staffelläufer müssen deshalb heute draußen bleiben.
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