Samstag, 7. September 2013
My heart is in the Highlands - Part 5
blaupause7, 21:42h
Nach unserer Woche auf der Black Isle, nordöstlich von Inverness, besuchen wir die Isle of Skye, der ich Teil 5 meines Berichts …
⌂⌂⌂ …unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) … ⌂⌂⌂
… widme. Die Fotos stammen von meinem Handy und der Kamera meines Mannes.
Skye, diesen Namen haben die Wikinger dieser Insel gegeben und haben ihr Wesen treffend charakterisiert, denn "Skye" bedeutet soviel wie "Nebel" - und diesen Namen trägt die nun durch eine Brücke mit dem Festland verbundene Hebrideninsel zu recht.
Nur wußten wir Ahnungslosen davon noch nichts, als wir vor Monaten eine Unterkuft über das Internet gebucht hatten. Uns war lediglich bekannt, daß es nicht verkehrt sein kann, ein Mückenschutzgitter vor dem Fenster zu haben. Aber das war dann auch schon alles. Hätten wir gewußt, was uns erwartet, hätten wir uns vermutlich eine andere Gegend ausgesucht, obwohl ich unsere in Kapitel 5 (30.8.-5.9.08: Kildonan) beschriebene Zeit nicht schlecht machen möchte. Es war eben nur ein wenig anders, als ich mir vorgestellt hatte.
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Vom 30.8. bis 5.9.08 wohnten wir in dem B&B "Ashaig" von Colin und Kathleen McCormack in Kildonan auf der Isle of Skye.
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30.8.08: Samstag ~ Black Isle-Isle of Skye:
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"Handcrafted by the sixteen men of Tain", so wirbt die Destillerie Glenmorangie für ihr auch bei uns verkauftes Produkt. Eine Führung wollten wir nicht mitmachen, aber das Angebot im Laden der Destillerie genauer unter die Lupe nehmen. Es gab hier zwar keine Quaichs zu kaufen, aber dafür jede Menge anderes Zubehör für den stilvollen Whiskygenuß. Ich stelle mir allerdings die Frage, wozu man einen Eisbehälter benötigt, den der wahre Connaisseur trinkt sein Aqua Vitae grundsätzlich ohne Eis. Oder würden Sie einen guten Cognac radikal herunterkühlen? Wir entscheiden uns für ein Nosing-Glas mit Deckel, das jedoch nur der Dekoration unseres trauten Heims dienen soll.
Danach fahren wir weiter über Beauly, Cannich, Loch Ness, Fort Augustus, Glen Garry und Glen Shiel, bis wir einen weiteren Touristenmagnet erreichen: Eilean Donan Castle - das Schloß, das durch den Film "Highlander" mit Sean Connery und Christopher Lambert zu Weltruhm gelangt ist. Nach einer kurzen Pause, während der Andy fleißig fotografiert und ich unser vollbeladenes Auto bewache, fahren wir über eine zollfreie Brücke auf die Isle of Skye. Bei Broadford, der zweitgrößten Stadt auf Skye, ist erst einmal ein kurzer Snack angesagt, und zwar im Restaurant "Claymore", das eine recht übersichtliche Karte mit erschwinglichen Gerichten hat. Frisch gestärkt, begeben wir uns nun auf die nicht ganz so einfache Suche nach unserem B&B. Irgendwann streikt nämlich unser Navigationsgerät, und wo wir uns in jenem Moment befinden, können wir nur raten. Auch mein Handy signalisiert Funkstille - kein Empfang. Eigentlich könnten wir jetzt nur noch einen Einheimischen nach dem Weg fragen, aber wir haben Glück. Nach dem Wenden nehmen wir die nächste Ausfahrt in Richtung Kildonan und folgen einfach den Hausnummern in absteigender Reihenfolge, bis wir das gesuchte Haus gefunden haben. Herrlich! Ein Haus mit Wintergarten und Blick auf den See. Auch das Zimmer sieht gemütlich aus, und die Besitzer wirken auch äußerst herzlich. Wo ist denn da nun der Haken?
Den ersten spüren wir sofort, als wir ein paar Minuten vor dem Haus stehenbleiben: Wir werden von unzähligen Mücken (Midges) überfallen und gepiesackt. Den zweiten haben wir bereits bei der Anreise erahnt, als wir erkannt haben, daß wir weitab von einer größeren Ortschaft gelandet sind: Das nächste Pub ist meilenweit entfernt. Und drittens offenbart uns Colin das größte Manko: Das B&B ist tagsüber von 10.30 Uhr bis ca. 16.30 Uhr geschlossen. Das ist ja nicht so schlimm, wenn man wegen schönen Wetters den ganzen Tag auf der Insel unterwegs ist und ohnehin vorhat, möglichst viel draußen zu sein bzw. erst am Abend wiederzukommen.
Das dumme an Skye ist nur, daß diese Hebrideninsel sich zumeist im Nebel, in Wolken oder gar im Regen präsentiert. Es soll durchaus vorkommen, daß man unterwegs pudelnaß wird und eine Wanderung vorzeitig abbrechen muß; und in so einem Fall ist man dankbar für eine Unterkunft, die man jederzeit aufsuchen kann (und sei es nur, daß man sich mittags ein Stündchen aufs Ohr legen möchte).
Noch ist die Welt in Ordnung, und wir setzen uns mit unserem Willkommenstee in den Wintergarten, den Colin und Kathleen liebevoll ihren sun room nennen.
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31.8.08: Sonntag
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Aus dem Wanderbuch in unserem B&B haben wir uns für heute eine Wanderung ausgesucht, die der Autor als "evening stroll" bezeichnet und haben vor, die Halbinsel Greshornish in unserem eigenen Tempo und Rhythmus zu umrunden. "You can rest", heißt es auf der Beschreibung der Wanderroute über den Aussichtspunkt, von dem man einen besonders schönen Blick auf die kleinen Nachbarinselchen haben soll. In einem Punkt gebe ich dem Autor des Wanderführers recht - wir können uns an einigen wirklich atemberaubenden Aussichten erfreuen, aber dafür werden wir von besonders nervtötenden und aufdringlichen Midges umzingelt. Die sind zwanzigmal so klein, aber dafür hundertmal so fies wie die Stechmücken unserer Heimat.
Nach mehreren Stunden durch nasses Sumpfland ssind wir reif für Trockenheit und Wärme, doch es ist erst drei Uhr nachmittags, also kehren wir ins nahegelegene Hotel auf einen Kaffee ein. Es soll der teuerste und mit Abstand schlechteste Kaffee unseres Urlaubs werden, denn das, was uns serviert wird, ist erstens lauwarm und zweitens von der übereifrigen Bedienung in Windeseile durchgefiltert; der reinste Blümchenkaffee, der nach nichts schmeckt. Zusammen mit zwei Stück Kuchen und zwei Whiskys, die sich Andy an der Hotelbar ausschenken läßt, beläuft sich unsere Rechnung auf £ 22,95 - dieser Preis ist nicht zu toppen.
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1.9.08: Montag
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Die "Isle of Mist" macht ihrem Namen alle Ehre und glänzt heute morgen mit Regen. Aus der Wanderung auf den Bla Bheinn wird wohl nichts werden. Wie gut, daß wir uns ein Alternativprogramm zurechtbasteln können. So kommen wir zum einen in den Genuß einer weiteren Führung durch eine Whiskydestillerie, und zum anderen starten von Dunvegan aus sogenannte Seal Boat Trips, also Bootsfahrten zu den Dunvegan Castle vorgelagerten
Seehundsbänken. Da wollen wir natürlich mit dabei sein.
Aber alles schön der Reihe nach. Talisker, die einzige Destillerie auf Skye, bietet Besuchern für £ 5,-- eine geführte Tour, vor deren Beginn es den Willkommenstrunk gibt - wieder eine Besonderheit.
Nun ja, jede Destillerie möchte einzigartig sein und wirbt mit einer nur für sie charakteristischen Eigenart: die kleinste Destillerie Schottlands (Edradour); die einzige, von einer Frau betriebenen Destillerie (Cardhu); die älteste Destillerie Schottlands (Glenturret); die am höchsten gelegene Destillerie Schottlands (Dalwhinnie). Und so weiter, und so fort.
Und auch hier gibt es wieder kleine, aber feine Unterschiede zu den bisher von uns erlebten Führungen. Hier können wir endlich einmal in ein komplett leeres Maischefaß hineinblicken und einen Blick auf die Technik werfen. Höchst interessant. Auch der Destillationsvorgang wird uns bei Talisker ausführlicher erklärt.
Und im Laden der Destillerie finden wir einen Whisky, den es bei uns ebenfalls nicht zu kaufen gibt - natürlich Cask Strength - und einen Quaich (die Cup of Friendship), der unsere Sammlung vortrefflich ergänzen soll. Natürlich hat Qualität ihren Preis, den ich nicht unerwähnt lassen möchte: £ 50,-- kostet der Whisky für die ganz besonderen Gelegenheiten, und für uns damit schon beinahe ein kleines Vermögen.
Nach soviel geistreicher Unterhaltung fahren wir an das entgegengesetzte Ende der Isle of Skye: Dunvegan Castle. Auch hier kann man Schloß und Gärten gegen einen Obulus, den wir aber nicht zahlen wollen, besichtigen.
Also spazieren wir ein wenig ziellos umher, auf der Suche nach den Seal Boats, und entdecken einen Zugang zu den Gärten von Dunvegan Castle, wo es keinen zu interessieren scheint, ob wir uns auch schön brav Eintrittskarten besorgt haben - wir gelangen sozusagen durch die Hintertür hinein, bleiben aber nicht allzu lange, denn wir sind ja schon ganz gespannt auf die vielen Seehunde, die sich laut Reiseführer wie kleine Meerjungfrauen im Wasser unterhalb des Schlosses tummeln.
Wir fahren auf einem Boot mit, das Platz für maximal vier Leute bietet und mit einem Motor angetrieben wird. Langsam tuckern wir hinüber zur ersten Insel, auf der sich eine kleine Gruppe Robben aalt. Kurz vor Erreichen des Inselchens schaltet unser Bootsmann seinen Motor ab und läßt das Boot vorbeitreiben. Was für ein Anblick: Ein Seehund ist ja putziger als der andere! Und das ist nicht nur hier so, sondern auch bei den anderen Inselchen, manche nicht größer als ein Felsbrocken.
Das allerbeste daran ist jedoch das Auftauchen von zwei Seeadlern, die in Schottland äußerst selten geworden sind. Wir sind beeindruckt und tief gerührt darüber, daß wir so viel Schönheit erleben durften. Einen kleinen Kaffee zum Aufwärmen können wir dort auch noch trinken - das ist mir eine kleine Spende für die Seebären wert.
Was haben wir denn noch nicht gesehen und fehlt auf unserer To-Do-Liste? Richtig, Portree - die Hauptstadt der Isle of Skye. Wir steuern einen gebührenpflichtigen Parkplatz an und werfen Geld für zwei Stunden Parkzeit ein.
Doch als der Parkschein ausgespuckt wird, trauen wir unseren Augen nicht: Wir dürfen doch glatt bis zum nächsten Morgen hier stehen. So eine Überraschung! Aber groß ist Portree wahrlich nicht, und schon nach kurzer Zeit haben wir alles gesehen, was interessant sein könnte. Bei der Touristeninformation erfahren wir außerdem, daß uns eine Fahrt mit der Fähre zu den Hebrideninseln Lewis oder Harris so an die fünfzig Pfund kosten würde, und eine Ausflugsfahrt, die nur zu den Standing Stones of Callanish führt, findet immer samstags statt.
Wie dumm, daß wir am Samstag schon wieder ganz woanders sein werden. Da gönnen wir uns doch lieber am Abend ein Taxi, das uns zum Stein Inn auf der Skye-Halbinsel Waternish bringt (und später auch wieder abholt), denn wir wollen es uns im ältesten Gasthof der Insel so richtig gut gehen lassen. Es gibt Fisch für mich - und Steak für Andy.
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2.9.08: Dienstag
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Heute steht zur Abwechslung mal wieder Wandern auf dem Programm. Aber nicht zum Bla Bheinn, sondern zu den Coral Beaches, die nur so heißen, denn die Strände bestehen nicht aus zerbröselten Korallen, sondern aus verhärtetem Seetang, der im Lauf der Zeit in winzig kleine Teilchen zermahlen worden ist; wenn man genau hinschaut, kann man die verknöcherten Ärmchen gut erkennen, doch irgendwann kommt der Tag, an dem auch davon nichts mehr zu sehen sein wird.
Doch noch ist es ja nicht soweit. Wir fahren an Dunvegan vorbei und stellen unser Auto auf einem Wanderparkplatz ab. Der Weg, den unser Reiseführer beschreibt, führt uns fast zu 100% trockenen Fußes über Heidelandschaft und Wiesen, auf der in aller Seelenruhe einige Rinder grasen. Die Kühe sehen friedlich und geradezu knuffig aus - aber vor den Jungbullen, die uns neugierig oder vielleicht auch misstrauisch beäugen, habe ich den allergrößten Respekt.
Und ausgerechnet heute habe ich eine rote Jacke an. Irgendwie wird mir gerade etwas mulmig. Aber sie lassen uns in Frieden unseres Weges ziehen. Am Strand ist es wirklich sehr schön. Wir entdecken ein Inselchen, zu dem man nur gelangt, wenn man bei Ebbe über eine Sandbank stiefelt, die von zerbrochenen Muscheln übersät ist.
Natürlich traut sich mal wieder niemand hinüber - erst als wir loswandern und auf der Sandbank nach besonders schönen Muschelexemplaren suchen, marschieren auch die anderen Landratten los. Die Wanderung gehört mit zu den schönsten, die ich auf Skye erleben darf.
Es ist ein sonniger Nachmittag, und so beschließen wir, zur Abwechslung Uig hinaufzufahren - da, wo die Fähren zu den Hebriden ablegen - und trinken einen Kaffee. Anschließend fahren wir weiter nach Floddygarry, wo es auch Möglichkeiten zum Wandern gibt, und an den Naturgiganten Quiraing, Old Man of Storr und Kilt Rock vorbei. Über Portree geht es dann zurück zu unserem B&B.
Wie jeden Abend, greife ich mir als erstes ein vorgedrucktes Blatt für unser Zimmer und kreuze an, welches Frühstück wir am nächsten Morgen haben möchten: a) das schottische Frühstück, b) das "Lighter Breakfast", bestehend aus Pfannkuchen mit oder ohne Bohnen, c) das "Eggstra Breakfast", bestehend aus Rührei mit Lachs oder geräucherter Makrele.
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3.9.08: Mittwoch
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Nach zwei mückenfreien Tagen nehmen wir den nächsten Schwierigkeitsgrad in Angriff. Wir sind optimistisch gestimmt. Der Old Man of Storr will erklommen werden - aber nicht von uns, da wir keine Kletterausrüstung besitzen. Aber am Fuße des Alten Mannes ist es auch schön, und an Wanderwegen ist kein Mangel. Ausgerechnet wir suchen uns denjenigen aus, der sich am schwierigsten herausstellt - mich überkommt Höhenangst, und ich drohe abzurutschen und in die Tiefe zu sausen.
Doch irgendwie schaffen wir es, einen Weg zu erreichen, den wir gefahrlos begehen können, und dann kann auch ich die eindrucksvolle Landschaft genießen. Als ob Riesen sich hier ausgetobt und mit Felsbrocken um sich geworfen hätten. Um die Gegend noch genauer zu erkunden, vergeht uns die Lust, denn ausgerechnet an der exponiertesten Stelle beginnt es wieder zu regnen.
Was soll man in so einem Fall mit dem angebrochenen Tag anfangen, wenn man noch nicht in das B&B hinein kann? Bis nach Inverness fahren, um Imprägniermittel zu kaufen? Wohl kaum.
Ganz einfach - wir fahren nach Borreraig, wo es ein Dudelsackmuseum geben soll. Dabei handelt es sich um ein Privatmuseum der Ortschaft Borreraig, das in einem kleinen Häuschen untergebracht ist, auf dessen weißgetünchte Fassade jemand mit schwarzer Farbe einen Dudelsack gemalt hat. Beim Eintreten werden wir mit stimmungsvoller Flötenmusik, die mir sehr bekannt vorkommt, empfangen.
Nach einer Weile wird mir klar, daß der Künstler, der so gekonnt spielt, einen Narren an der schottischen Gruppe Runrig gefressen haben muß, denn eine CD mit genau denselben Liedern hören wir zur Zeit im Auto rauf und runter. Und dabei sind es nicht nur die bekanntesten Lieder, sondern einige davon befinden sich auf einer Bonus-CD und dürften nur den eingeweihtesten Fans bekannt sein.
Nun aber zurück zum Museum. Das Innere des Häuschens besteht aus einem Lädchen und dem eigentlichen Museum. Das Museum selbst gliedert sich in zwei Teile: auf der einen Seite des Raums befinden sich allerlei wissenswerte Informationen und Fotografien rund um den Dudelsack sowie interessante Schaustücke - Dudelsäcke aus unterschiedlichen Ländern.
Die andere Seite des Museums nehmen allerlei Dinge des täglichen Lebens aus längst vergangenen Zeiten, die die Einwohner von Borreraig gesammelt und zu einer Ausstellung
Zusammengetragen haben; und so gleicht die Ausstellung einem bunten Sammelsurium - angefangen von Banknoten, die längst aus dem Verkehr gezogen worden sind, gefolgt von allen möglichen Haushaltsgegenständen, Werkzeugen und Dingen aus Landwirtschaft, Fischerei und Seefahrt, bis hin zu Kuriositäten wie Seehundsschädel und mumifizierten Ratten in einer Falle. Wohl bekomm's.
Im Lädchen werden viele handgestrickte Kleidungsstücke und andere selbstgemachte Dinge verkauft, aber auch CDs mit Dudelsackmusik. Darauf haben wir nur gewartet - aber auch einige Bücher erringen meine Aufmerksamkeit, denn da ist eines, was jedes Sammlerherz höher schlagen läßt. Sheffield Silver Plated - haben wir nicht so ein Kaffee- bzw. Teeservice vor einiger Zeit in einem Charity Shop in Windsor erworben? Um ganz sicher zu gehen, greife ich zu und kaufe das Traktat. Kaufen ist aber nicht alles - mit den Besitzern des Ladens zu plaudern, ist doch viel spannender.
Wir erhalten sogar den ultimativen Tip von dem netten Herrn mit Bart. Eine Fahrt zum westlichsten Punkt Schottlands, den man ohne Fährüberfahrt mit dem Auto erreichen kann: Neist Point. Hier warten gefühlte 1000 Stufen auf uns - bergauf und bergab - aber es lohnt sich.
Die Abendstimmung ist einfach unbeschreiblich schön. Ein Leuchtturm, ein mächtiges Nebelhorn und unzählige Türmchen auf übereinander gestapelten Steinen, die von Besuchern errichtet wurden (zu welchem Zweck auch immer), hinterlassen bei uns einen bleibenden Eindruck. Wir bauen sogar selbst welche.
Kilt Rock – einer der spektakulären Aussichten, die man auf Skye allenthalben findet.
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4.9.08: Donnerstag
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Der Berg ruft! Heute wollen wir es wissen, denn geplant ist die Besteigung des Bla Bheinn, auch Blaven genannt (nur gibt es im Gälischen kein V). Aber vorher möchten wir noch ausprobieren, wie man sich hoch zu Roß fühlt. Also nichts wie hin zum Suladale Riding Centre!
Eine Stunde später bin ich um eine Erfahrung reicher… meine Kehrseite schmerzt ein wenig von dem harten Sattel (aber nicht ganz so schlimm wie ich befürchtet hatte), gestürzt bin ich nicht, und die Landschaft aus dem Sattel zu betrachten, ist ein wahrer Genuß. Jetzt bin ich am Überlegen, ob ich nicht endlich mal Reitstunden nehmen sollte. Nun aber zum obskuren Objekt der Begierde, dem Bla Bheinn.
Dieser Berg, von den Schotten in die Kategorie der Munros eingeteilt, mißt 914,4 Meter oder auch 3000 Fuß und gilt als nicht zu schwierig zu besteigen. Aber wir ahnen es schon, als wir den Berg in Wolken sehen, daß es früher oder später regnen wird. Eigentlich kein Wunder, wenn man sich im Internet ein im Zeitraffer aufgenommenes Video (10 Stunden auf 75 Sekunden komprimiert) von diesem Berg ansieht.
Es entstand zwar im Dezember 2002, aber damals wie heute ist er von Wolken verhangen. Und richtig: Es regnet. Wir entscheiden uns, eine andere Route einzuschlagen und steigen hinab zum Strand. Nach einer kurzen Pause machen wir uns auf den mühevollen Rückweg zum Auto.
Hatten auf dem Hinweg noch Teile des Pfades unter Wasser gestanden, so ist davon nichts mehr festzustellen. Wir fahren zurück über Broadford und entdecken einen hübschen, idyllisch gelegenen Friedhof, der so friedlich ist, daß sogar vereinzelt Schafe darauf grasen. Das finde ich nun wiederum ziemlich skurril.
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Der Rest des Nachmittags ist dem Packen gewidmet, denn am nächsten Tag geht es weiter zu unserem nächsten Ziel: dem wunderschönen Tal von Glenshee (Kapitel 6 der Schottlandreise) .
⌂⌂⌂ …unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) … ⌂⌂⌂
… widme. Die Fotos stammen von meinem Handy und der Kamera meines Mannes.
Skye, diesen Namen haben die Wikinger dieser Insel gegeben und haben ihr Wesen treffend charakterisiert, denn "Skye" bedeutet soviel wie "Nebel" - und diesen Namen trägt die nun durch eine Brücke mit dem Festland verbundene Hebrideninsel zu recht.
Nur wußten wir Ahnungslosen davon noch nichts, als wir vor Monaten eine Unterkuft über das Internet gebucht hatten. Uns war lediglich bekannt, daß es nicht verkehrt sein kann, ein Mückenschutzgitter vor dem Fenster zu haben. Aber das war dann auch schon alles. Hätten wir gewußt, was uns erwartet, hätten wir uns vermutlich eine andere Gegend ausgesucht, obwohl ich unsere in Kapitel 5 (30.8.-5.9.08: Kildonan) beschriebene Zeit nicht schlecht machen möchte. Es war eben nur ein wenig anders, als ich mir vorgestellt hatte.
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Vom 30.8. bis 5.9.08 wohnten wir in dem B&B "Ashaig" von Colin und Kathleen McCormack in Kildonan auf der Isle of Skye.
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30.8.08: Samstag ~ Black Isle-Isle of Skye:
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"Handcrafted by the sixteen men of Tain", so wirbt die Destillerie Glenmorangie für ihr auch bei uns verkauftes Produkt. Eine Führung wollten wir nicht mitmachen, aber das Angebot im Laden der Destillerie genauer unter die Lupe nehmen. Es gab hier zwar keine Quaichs zu kaufen, aber dafür jede Menge anderes Zubehör für den stilvollen Whiskygenuß. Ich stelle mir allerdings die Frage, wozu man einen Eisbehälter benötigt, den der wahre Connaisseur trinkt sein Aqua Vitae grundsätzlich ohne Eis. Oder würden Sie einen guten Cognac radikal herunterkühlen? Wir entscheiden uns für ein Nosing-Glas mit Deckel, das jedoch nur der Dekoration unseres trauten Heims dienen soll.
Danach fahren wir weiter über Beauly, Cannich, Loch Ness, Fort Augustus, Glen Garry und Glen Shiel, bis wir einen weiteren Touristenmagnet erreichen: Eilean Donan Castle - das Schloß, das durch den Film "Highlander" mit Sean Connery und Christopher Lambert zu Weltruhm gelangt ist. Nach einer kurzen Pause, während der Andy fleißig fotografiert und ich unser vollbeladenes Auto bewache, fahren wir über eine zollfreie Brücke auf die Isle of Skye. Bei Broadford, der zweitgrößten Stadt auf Skye, ist erst einmal ein kurzer Snack angesagt, und zwar im Restaurant "Claymore", das eine recht übersichtliche Karte mit erschwinglichen Gerichten hat. Frisch gestärkt, begeben wir uns nun auf die nicht ganz so einfache Suche nach unserem B&B. Irgendwann streikt nämlich unser Navigationsgerät, und wo wir uns in jenem Moment befinden, können wir nur raten. Auch mein Handy signalisiert Funkstille - kein Empfang. Eigentlich könnten wir jetzt nur noch einen Einheimischen nach dem Weg fragen, aber wir haben Glück. Nach dem Wenden nehmen wir die nächste Ausfahrt in Richtung Kildonan und folgen einfach den Hausnummern in absteigender Reihenfolge, bis wir das gesuchte Haus gefunden haben. Herrlich! Ein Haus mit Wintergarten und Blick auf den See. Auch das Zimmer sieht gemütlich aus, und die Besitzer wirken auch äußerst herzlich. Wo ist denn da nun der Haken?
Den ersten spüren wir sofort, als wir ein paar Minuten vor dem Haus stehenbleiben: Wir werden von unzähligen Mücken (Midges) überfallen und gepiesackt. Den zweiten haben wir bereits bei der Anreise erahnt, als wir erkannt haben, daß wir weitab von einer größeren Ortschaft gelandet sind: Das nächste Pub ist meilenweit entfernt. Und drittens offenbart uns Colin das größte Manko: Das B&B ist tagsüber von 10.30 Uhr bis ca. 16.30 Uhr geschlossen. Das ist ja nicht so schlimm, wenn man wegen schönen Wetters den ganzen Tag auf der Insel unterwegs ist und ohnehin vorhat, möglichst viel draußen zu sein bzw. erst am Abend wiederzukommen.
Das dumme an Skye ist nur, daß diese Hebrideninsel sich zumeist im Nebel, in Wolken oder gar im Regen präsentiert. Es soll durchaus vorkommen, daß man unterwegs pudelnaß wird und eine Wanderung vorzeitig abbrechen muß; und in so einem Fall ist man dankbar für eine Unterkunft, die man jederzeit aufsuchen kann (und sei es nur, daß man sich mittags ein Stündchen aufs Ohr legen möchte).
Noch ist die Welt in Ordnung, und wir setzen uns mit unserem Willkommenstee in den Wintergarten, den Colin und Kathleen liebevoll ihren sun room nennen.
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31.8.08: Sonntag
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Aus dem Wanderbuch in unserem B&B haben wir uns für heute eine Wanderung ausgesucht, die der Autor als "evening stroll" bezeichnet und haben vor, die Halbinsel Greshornish in unserem eigenen Tempo und Rhythmus zu umrunden. "You can rest", heißt es auf der Beschreibung der Wanderroute über den Aussichtspunkt, von dem man einen besonders schönen Blick auf die kleinen Nachbarinselchen haben soll. In einem Punkt gebe ich dem Autor des Wanderführers recht - wir können uns an einigen wirklich atemberaubenden Aussichten erfreuen, aber dafür werden wir von besonders nervtötenden und aufdringlichen Midges umzingelt. Die sind zwanzigmal so klein, aber dafür hundertmal so fies wie die Stechmücken unserer Heimat.
Nach mehreren Stunden durch nasses Sumpfland ssind wir reif für Trockenheit und Wärme, doch es ist erst drei Uhr nachmittags, also kehren wir ins nahegelegene Hotel auf einen Kaffee ein. Es soll der teuerste und mit Abstand schlechteste Kaffee unseres Urlaubs werden, denn das, was uns serviert wird, ist erstens lauwarm und zweitens von der übereifrigen Bedienung in Windeseile durchgefiltert; der reinste Blümchenkaffee, der nach nichts schmeckt. Zusammen mit zwei Stück Kuchen und zwei Whiskys, die sich Andy an der Hotelbar ausschenken läßt, beläuft sich unsere Rechnung auf £ 22,95 - dieser Preis ist nicht zu toppen.
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1.9.08: Montag
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Die "Isle of Mist" macht ihrem Namen alle Ehre und glänzt heute morgen mit Regen. Aus der Wanderung auf den Bla Bheinn wird wohl nichts werden. Wie gut, daß wir uns ein Alternativprogramm zurechtbasteln können. So kommen wir zum einen in den Genuß einer weiteren Führung durch eine Whiskydestillerie, und zum anderen starten von Dunvegan aus sogenannte Seal Boat Trips, also Bootsfahrten zu den Dunvegan Castle vorgelagerten
Seehundsbänken. Da wollen wir natürlich mit dabei sein.
Aber alles schön der Reihe nach. Talisker, die einzige Destillerie auf Skye, bietet Besuchern für £ 5,-- eine geführte Tour, vor deren Beginn es den Willkommenstrunk gibt - wieder eine Besonderheit.
Nun ja, jede Destillerie möchte einzigartig sein und wirbt mit einer nur für sie charakteristischen Eigenart: die kleinste Destillerie Schottlands (Edradour); die einzige, von einer Frau betriebenen Destillerie (Cardhu); die älteste Destillerie Schottlands (Glenturret); die am höchsten gelegene Destillerie Schottlands (Dalwhinnie). Und so weiter, und so fort.
Und auch hier gibt es wieder kleine, aber feine Unterschiede zu den bisher von uns erlebten Führungen. Hier können wir endlich einmal in ein komplett leeres Maischefaß hineinblicken und einen Blick auf die Technik werfen. Höchst interessant. Auch der Destillationsvorgang wird uns bei Talisker ausführlicher erklärt.
Und im Laden der Destillerie finden wir einen Whisky, den es bei uns ebenfalls nicht zu kaufen gibt - natürlich Cask Strength - und einen Quaich (die Cup of Friendship), der unsere Sammlung vortrefflich ergänzen soll. Natürlich hat Qualität ihren Preis, den ich nicht unerwähnt lassen möchte: £ 50,-- kostet der Whisky für die ganz besonderen Gelegenheiten, und für uns damit schon beinahe ein kleines Vermögen.
Nach soviel geistreicher Unterhaltung fahren wir an das entgegengesetzte Ende der Isle of Skye: Dunvegan Castle. Auch hier kann man Schloß und Gärten gegen einen Obulus, den wir aber nicht zahlen wollen, besichtigen.
Also spazieren wir ein wenig ziellos umher, auf der Suche nach den Seal Boats, und entdecken einen Zugang zu den Gärten von Dunvegan Castle, wo es keinen zu interessieren scheint, ob wir uns auch schön brav Eintrittskarten besorgt haben - wir gelangen sozusagen durch die Hintertür hinein, bleiben aber nicht allzu lange, denn wir sind ja schon ganz gespannt auf die vielen Seehunde, die sich laut Reiseführer wie kleine Meerjungfrauen im Wasser unterhalb des Schlosses tummeln.
Wir fahren auf einem Boot mit, das Platz für maximal vier Leute bietet und mit einem Motor angetrieben wird. Langsam tuckern wir hinüber zur ersten Insel, auf der sich eine kleine Gruppe Robben aalt. Kurz vor Erreichen des Inselchens schaltet unser Bootsmann seinen Motor ab und läßt das Boot vorbeitreiben. Was für ein Anblick: Ein Seehund ist ja putziger als der andere! Und das ist nicht nur hier so, sondern auch bei den anderen Inselchen, manche nicht größer als ein Felsbrocken.
Das allerbeste daran ist jedoch das Auftauchen von zwei Seeadlern, die in Schottland äußerst selten geworden sind. Wir sind beeindruckt und tief gerührt darüber, daß wir so viel Schönheit erleben durften. Einen kleinen Kaffee zum Aufwärmen können wir dort auch noch trinken - das ist mir eine kleine Spende für die Seebären wert.
Was haben wir denn noch nicht gesehen und fehlt auf unserer To-Do-Liste? Richtig, Portree - die Hauptstadt der Isle of Skye. Wir steuern einen gebührenpflichtigen Parkplatz an und werfen Geld für zwei Stunden Parkzeit ein.
Doch als der Parkschein ausgespuckt wird, trauen wir unseren Augen nicht: Wir dürfen doch glatt bis zum nächsten Morgen hier stehen. So eine Überraschung! Aber groß ist Portree wahrlich nicht, und schon nach kurzer Zeit haben wir alles gesehen, was interessant sein könnte. Bei der Touristeninformation erfahren wir außerdem, daß uns eine Fahrt mit der Fähre zu den Hebrideninseln Lewis oder Harris so an die fünfzig Pfund kosten würde, und eine Ausflugsfahrt, die nur zu den Standing Stones of Callanish führt, findet immer samstags statt.
Wie dumm, daß wir am Samstag schon wieder ganz woanders sein werden. Da gönnen wir uns doch lieber am Abend ein Taxi, das uns zum Stein Inn auf der Skye-Halbinsel Waternish bringt (und später auch wieder abholt), denn wir wollen es uns im ältesten Gasthof der Insel so richtig gut gehen lassen. Es gibt Fisch für mich - und Steak für Andy.
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2.9.08: Dienstag
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Heute steht zur Abwechslung mal wieder Wandern auf dem Programm. Aber nicht zum Bla Bheinn, sondern zu den Coral Beaches, die nur so heißen, denn die Strände bestehen nicht aus zerbröselten Korallen, sondern aus verhärtetem Seetang, der im Lauf der Zeit in winzig kleine Teilchen zermahlen worden ist; wenn man genau hinschaut, kann man die verknöcherten Ärmchen gut erkennen, doch irgendwann kommt der Tag, an dem auch davon nichts mehr zu sehen sein wird.
Doch noch ist es ja nicht soweit. Wir fahren an Dunvegan vorbei und stellen unser Auto auf einem Wanderparkplatz ab. Der Weg, den unser Reiseführer beschreibt, führt uns fast zu 100% trockenen Fußes über Heidelandschaft und Wiesen, auf der in aller Seelenruhe einige Rinder grasen. Die Kühe sehen friedlich und geradezu knuffig aus - aber vor den Jungbullen, die uns neugierig oder vielleicht auch misstrauisch beäugen, habe ich den allergrößten Respekt.
Und ausgerechnet heute habe ich eine rote Jacke an. Irgendwie wird mir gerade etwas mulmig. Aber sie lassen uns in Frieden unseres Weges ziehen. Am Strand ist es wirklich sehr schön. Wir entdecken ein Inselchen, zu dem man nur gelangt, wenn man bei Ebbe über eine Sandbank stiefelt, die von zerbrochenen Muscheln übersät ist.
Natürlich traut sich mal wieder niemand hinüber - erst als wir loswandern und auf der Sandbank nach besonders schönen Muschelexemplaren suchen, marschieren auch die anderen Landratten los. Die Wanderung gehört mit zu den schönsten, die ich auf Skye erleben darf.
Es ist ein sonniger Nachmittag, und so beschließen wir, zur Abwechslung Uig hinaufzufahren - da, wo die Fähren zu den Hebriden ablegen - und trinken einen Kaffee. Anschließend fahren wir weiter nach Floddygarry, wo es auch Möglichkeiten zum Wandern gibt, und an den Naturgiganten Quiraing, Old Man of Storr und Kilt Rock vorbei. Über Portree geht es dann zurück zu unserem B&B.
Wie jeden Abend, greife ich mir als erstes ein vorgedrucktes Blatt für unser Zimmer und kreuze an, welches Frühstück wir am nächsten Morgen haben möchten: a) das schottische Frühstück, b) das "Lighter Breakfast", bestehend aus Pfannkuchen mit oder ohne Bohnen, c) das "Eggstra Breakfast", bestehend aus Rührei mit Lachs oder geräucherter Makrele.
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3.9.08: Mittwoch
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Nach zwei mückenfreien Tagen nehmen wir den nächsten Schwierigkeitsgrad in Angriff. Wir sind optimistisch gestimmt. Der Old Man of Storr will erklommen werden - aber nicht von uns, da wir keine Kletterausrüstung besitzen. Aber am Fuße des Alten Mannes ist es auch schön, und an Wanderwegen ist kein Mangel. Ausgerechnet wir suchen uns denjenigen aus, der sich am schwierigsten herausstellt - mich überkommt Höhenangst, und ich drohe abzurutschen und in die Tiefe zu sausen.
Doch irgendwie schaffen wir es, einen Weg zu erreichen, den wir gefahrlos begehen können, und dann kann auch ich die eindrucksvolle Landschaft genießen. Als ob Riesen sich hier ausgetobt und mit Felsbrocken um sich geworfen hätten. Um die Gegend noch genauer zu erkunden, vergeht uns die Lust, denn ausgerechnet an der exponiertesten Stelle beginnt es wieder zu regnen.
Was soll man in so einem Fall mit dem angebrochenen Tag anfangen, wenn man noch nicht in das B&B hinein kann? Bis nach Inverness fahren, um Imprägniermittel zu kaufen? Wohl kaum.
Ganz einfach - wir fahren nach Borreraig, wo es ein Dudelsackmuseum geben soll. Dabei handelt es sich um ein Privatmuseum der Ortschaft Borreraig, das in einem kleinen Häuschen untergebracht ist, auf dessen weißgetünchte Fassade jemand mit schwarzer Farbe einen Dudelsack gemalt hat. Beim Eintreten werden wir mit stimmungsvoller Flötenmusik, die mir sehr bekannt vorkommt, empfangen.
Nach einer Weile wird mir klar, daß der Künstler, der so gekonnt spielt, einen Narren an der schottischen Gruppe Runrig gefressen haben muß, denn eine CD mit genau denselben Liedern hören wir zur Zeit im Auto rauf und runter. Und dabei sind es nicht nur die bekanntesten Lieder, sondern einige davon befinden sich auf einer Bonus-CD und dürften nur den eingeweihtesten Fans bekannt sein.
Nun aber zurück zum Museum. Das Innere des Häuschens besteht aus einem Lädchen und dem eigentlichen Museum. Das Museum selbst gliedert sich in zwei Teile: auf der einen Seite des Raums befinden sich allerlei wissenswerte Informationen und Fotografien rund um den Dudelsack sowie interessante Schaustücke - Dudelsäcke aus unterschiedlichen Ländern.
Die andere Seite des Museums nehmen allerlei Dinge des täglichen Lebens aus längst vergangenen Zeiten, die die Einwohner von Borreraig gesammelt und zu einer Ausstellung
Zusammengetragen haben; und so gleicht die Ausstellung einem bunten Sammelsurium - angefangen von Banknoten, die längst aus dem Verkehr gezogen worden sind, gefolgt von allen möglichen Haushaltsgegenständen, Werkzeugen und Dingen aus Landwirtschaft, Fischerei und Seefahrt, bis hin zu Kuriositäten wie Seehundsschädel und mumifizierten Ratten in einer Falle. Wohl bekomm's.
Im Lädchen werden viele handgestrickte Kleidungsstücke und andere selbstgemachte Dinge verkauft, aber auch CDs mit Dudelsackmusik. Darauf haben wir nur gewartet - aber auch einige Bücher erringen meine Aufmerksamkeit, denn da ist eines, was jedes Sammlerherz höher schlagen läßt. Sheffield Silver Plated - haben wir nicht so ein Kaffee- bzw. Teeservice vor einiger Zeit in einem Charity Shop in Windsor erworben? Um ganz sicher zu gehen, greife ich zu und kaufe das Traktat. Kaufen ist aber nicht alles - mit den Besitzern des Ladens zu plaudern, ist doch viel spannender.
Wir erhalten sogar den ultimativen Tip von dem netten Herrn mit Bart. Eine Fahrt zum westlichsten Punkt Schottlands, den man ohne Fährüberfahrt mit dem Auto erreichen kann: Neist Point. Hier warten gefühlte 1000 Stufen auf uns - bergauf und bergab - aber es lohnt sich.
Die Abendstimmung ist einfach unbeschreiblich schön. Ein Leuchtturm, ein mächtiges Nebelhorn und unzählige Türmchen auf übereinander gestapelten Steinen, die von Besuchern errichtet wurden (zu welchem Zweck auch immer), hinterlassen bei uns einen bleibenden Eindruck. Wir bauen sogar selbst welche.
Kilt Rock – einer der spektakulären Aussichten, die man auf Skye allenthalben findet.
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4.9.08: Donnerstag
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Der Berg ruft! Heute wollen wir es wissen, denn geplant ist die Besteigung des Bla Bheinn, auch Blaven genannt (nur gibt es im Gälischen kein V). Aber vorher möchten wir noch ausprobieren, wie man sich hoch zu Roß fühlt. Also nichts wie hin zum Suladale Riding Centre!
Eine Stunde später bin ich um eine Erfahrung reicher… meine Kehrseite schmerzt ein wenig von dem harten Sattel (aber nicht ganz so schlimm wie ich befürchtet hatte), gestürzt bin ich nicht, und die Landschaft aus dem Sattel zu betrachten, ist ein wahrer Genuß. Jetzt bin ich am Überlegen, ob ich nicht endlich mal Reitstunden nehmen sollte. Nun aber zum obskuren Objekt der Begierde, dem Bla Bheinn.
Dieser Berg, von den Schotten in die Kategorie der Munros eingeteilt, mißt 914,4 Meter oder auch 3000 Fuß und gilt als nicht zu schwierig zu besteigen. Aber wir ahnen es schon, als wir den Berg in Wolken sehen, daß es früher oder später regnen wird. Eigentlich kein Wunder, wenn man sich im Internet ein im Zeitraffer aufgenommenes Video (10 Stunden auf 75 Sekunden komprimiert) von diesem Berg ansieht.
Es entstand zwar im Dezember 2002, aber damals wie heute ist er von Wolken verhangen. Und richtig: Es regnet. Wir entscheiden uns, eine andere Route einzuschlagen und steigen hinab zum Strand. Nach einer kurzen Pause machen wir uns auf den mühevollen Rückweg zum Auto.
Hatten auf dem Hinweg noch Teile des Pfades unter Wasser gestanden, so ist davon nichts mehr festzustellen. Wir fahren zurück über Broadford und entdecken einen hübschen, idyllisch gelegenen Friedhof, der so friedlich ist, daß sogar vereinzelt Schafe darauf grasen. Das finde ich nun wiederum ziemlich skurril.
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Der Rest des Nachmittags ist dem Packen gewidmet, denn am nächsten Tag geht es weiter zu unserem nächsten Ziel: dem wunderschönen Tal von Glenshee (Kapitel 6 der Schottlandreise) .
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