Samstag, 7. September 2013
My heart is in the Highlands - Part 4
blaupause7, 21:18h
Wir fahren in den hohen Norden - na ja, nicht ganz so hoch, sondern "nur" bis Inverness, aber immerhin schon nördlich genug und auch noch in den Highlands.
Wir befinden uns nun so ziemlich in der Mitte…
⌂⌂⌂ … unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) ⌂⌂⌂ und schreiben Kapitel 4 ~~~ 25.8.-30.8.08: Black Isle. Auch hier verbringen wir wieder fünf Tage, weil wir uns genug Zeit lassen wollen. Die Fotos stammen von meinem Handy und von der Kamera meines Mannes.
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Vom 25. bis 30.8.08 wohnten wir in dem B&B "Grieves Cottage" von Katie und Andrew Stewart auf der Black Isle - eine Halbinsel nordöstlich von Inverness, zwischen Dornoch Firth und Cromarty Firth und in meinen Augen der windigste Ort, den ich bis zu diesem Zeitpunkt je besucht habe.
Ein Leuchtturm im Herzen des Städtchens.
Ein altes Eishaus, mitten in Cromarty.
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25.8.08: Montag ~ Dufftown-Black Isle:
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In Dufftown starten wir nicht sehr früh, denn unser neues Ziel, die Black Isle (eine Halbinsel nördlich von Inverness) liegt nur rund 110 km entfernt. Wir könnten zwar theoretisch schon ab 15 Uhr bei unseren neuen Gastgebern auftauchen, aber da wir vorher die Brodie Countryfare an der A96 in Richtung Inverness, irgendwo zwischen Forres und Nairn, besichtigen und aus purer Neugier auf der Black Isle herumfahren, wird es dann doch zwanzig vor fünf.
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Unser B&B befindet sich auf einer Farm, sehr idyllisch gelegen, und hat drei Sterne vom Scottish Tourist Board verliehen bekommen.
Der nächste Pub ist zwar einige Kilometer entfernt, aber damit kann ich leben, dafür befindet sich der nächste Briefkasten mitten im Feld.
Viel interessanter finde ich, daß hier in der Dämmerung die Fledermäuse um unser neues Domizil kreisen.
Bisher haben wir die unterschiedlichsten Tiere gesehen: Fasane, Wildgänse, Enten, Krähen, Albatrosse, Möwen, Schwalben, ein Wiesel und drei Bachstelzen - die für Schottland obligatorischen, allgegenwärtigen Schafe und Border Collies, nebst einer etwas geringeren Anzahl an Kühen und Pferden, habe ich bewußt außen vor gelassen.
Nun fehlen uns zu unserem Glück nur noch Seehunde und Delphine. Aber wir haben uns für eine Dolphin Watch Tour angemeldet, die am kommenden Freitag stattfinden soll.
Ein Vogelparadies ist Udale Bay. Hier erblicken wir eine gigantische Kolonie von Gänsen, die hier nach ihrer Anreise aus dem hohen Norden überwintern. Möwen und Enten sind hier eindeutig in der Unterzahl. Abend für Abend werden wir die Gänse in Schwärmen fliegen sehen - ein Anblick, der unsere Herzen höher schlagen läßt.
Aber wir haben - außer einer interessanten Tierwelt - noch eine weitere Entdeckung gemacht: Cromarty ist der windigste Ort auf der Black Isle, wo am Tag unserer Ankunft eine gefühlte Windstärke 7 herrschte (near gale), während ein paar Kilometer weiter, nämlich in Rosemarkie, am Moray Firth, die See spiegelglatt war und kaum ein Windhauch zu spüren war.
Wir beschließen spontan, unser Abendessen in Rosemarkie zu uns zu nehmen und suchen dazu das Plough Inn auf - ein gemütliches Pub auf, wo Speisen und Getränke nicht die Welt kosten und auch noch gut schmecken.
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26.8.08: Dienstag
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Nach einer sternklaren Nacht verspeisen wir das leckere Frühstück, das sich zwar in der Zusammensetzung von dem der letzten Woche unterscheidet, uns aber trotzdem besser schmeckt. Katie erzählt uns, daß man auf der Black Isle ab Ende Oktober bzw. Anfang November Polarlichter sehen kann. Warum sind wir nur im Sommer gefahren? Nun will ich so etwas auch mal sehen. Als Trost bleibt mir die Information, daß es laut Wettervorhersage schön bleiben soll.
Die besten Voraussetzungen für eine Fahrt zum nördlichsten Punkt von Schottland, und damit meine ich jetzt nicht John O'Groats, sondern Dunnet Head. Das liegt nur wenige Meilen von John O'Groats entfernt, und man kann von hier aus ebenfalls einen Teil der Orkney-Inseln sehen.
Wir fahren die A9 in Richtung Thurso, durch endlos scheinende Heidelandschaften, übersät von Erika, und je näher wir unserem Ziel kommen, desto schmaler werden die Straßen. Schon längst hat uns unser Navigationssystem von der A9 weggelotst und schickt uns jetzt kreuz und quer über eine Single Track Road nach der anderen. Zum Glück gibt es alle paar hundert Yards Ausweichbuchten (Passing Places), so daß entgegenkommender Verkehr eigentlich kein Thema sein sollte. Hier ist er es auch nicht, denn die Straßen sind schnurgerade, und es gibt hier glücklicherweise auch keine Schafe.
Am Leuchtturm von Dunnet Head könnte es so schön und friedlich sein. Was für eine Idylle. Aber warum muß es immer wieder Zeitgenossen geben, die selbst an einem solch herrlichen, einsamen Ort nach einem Café schreien ("aber hier wäre doch sooo viel Platz" *motz*)? Warum fahren sie nicht einfach weiter nach John O'Groats? Oder nehmen Sie sich von vornherein eine Thermoskanne mit. Damit wären auch wir gut beraten gewesen, denn die an diesem Tag zurückgelegten 350 Kilometer spüren wir dann doch irgendwann. Wir fahren zurück über Wick, das an der Ostküste liegt. Dort kaufen wir bei dem dort ansässigen Markt einer bekannten britischen Supermarktkette ein und entdecken eine DVD-Box, die uns noch in unserer umfangreichen Sammlung fehlt: Torchwood - die zweite Staffel - für unglaubliche £ 34,95 (na, wenn das kein Schnäppchen ist).
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27.8.08: Schwarzer Mittwoch
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Nachdem wir bereits zwei Whiskydestillerien besichtigt haben, wollen wir heute zur Abwechslung einer Brauerei einen Besuch abstatten. Schön, daß es auf der Black Isle die Black Isle Brewery gibt, die unterschiedliche Biersorten produziert, wenn auch in kleinen Mengen. Frohgemut fahren wir die Strecke, die uns das Navigationssystem vorgibt und tasten uns auf der B9161 von Munlochy nach Allangrange aufmerksam vorwärts, denn es handelt sich bei dieser Straße mal wieder um eine Single Track Road. Dummerweise sind die Ausweichbuchten dünn gesät, und in den Kurven wird's besonders eng. Also schleiche ich förmlich die Straße entlang, als mir genau das passiert, was nicht hätte passieren sollen: uns kommt ein Landrover entgegen, der im Gegensatz zu mir, nicht mehr rechtzeitig bremsen kann und mit seinem Fahrzeug in meinen rechten Scheinwerfer hineinrauscht.
Ob wir zugeben möchten, daß wir schuld waren? Nö! Tja, dumm gelaufen. Und natürlich ist an dem Landrover nicht ein Kratzer zu sehen (Kunststück, wenn man einen stählernen T-Träger als Stoßstange hat), während mein Kleinwagen nicht ganz so frisch aussieht. Na supi!
Nun stehen wir auf der Landstraße und warten auf die Polizei, weil der Fahrer des Landrovers nicht der Halter ist, sondern sein Fahrzeug ein Firmenwagen und er vom Gesetz her dazu verpflichtet ist. Die Stunde bis zum Eintreffen des netten, aber etwas hilflosen Polizisten vertreiben wir uns mit dem Ausfüllen eines Europäischen Unfallberichts, den weder der Fahrer des Landrovers noch der Polizist verstehen, da sämtliche Punkte auf dem Formular nur in deutscher Sprache abgehandelt werden.
Aber die Unterschrift des Kontrahenten habe ich trotzdem. Mit einem freundlichen Nicken verabschiedet man sich, dann dürfen wir unseres Weges ziehen. Das Vergnügen an dem Brauereibesuch ist mir erst einmal vergangen, wir fahren aber trotzdem hin, lauschen interessiert den Ausführungen einer Brauereiangestellten mit französischem Akzent, dann geht es zur Bierprobe. Nun ja, es handelt sich ja eher um ein Pröbchen, aber was soll's. Wohl bekomm's! Um uns abzulenken, fahren wir nach Rosemarkie und bewundern im Heimatmuseum Schätze piktischer Steinmetzkunst.
Was dann folgt, grenzt für mich an Absurdes Theater. Naiv wie ich bin, rufe ich erst einmal bei der britischen Versicherung des Kontrahenten an (nennen wir sie Haggis-Versicherung), um den Schaden zu melden. Denkste! So lange sich der Verursacher des Schadens sich nicht bei der Haggis-Versicherung gemeldet hat, läuft gar nichts - und überhaupt müßte ich ja wohl zuerst meiner Versicherung (ich nenne sie der Einfachheit halber Zitronenfalter-Versicherung) den Schaden melden, und dann müßte Zitronenfalter mit Haggis zwecks Abwicklung des Versicherungsfalles Kontakt aufnehmen.
Was für ein Nonsens, erklärt mir darauf hin Zitronenfalter - ich hätte bitte schön Haggis zu kontaktieren und dort meinen Anspruch anzumelden. Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz! Bleibt nur noch eins: ich kontaktiere den ADAC.
Da ist endlich mal jemand kompetentes in der Leitung, der mir den Zentralruf der Deutschen Autoversicherer empfiehlt, und die wiederum raten mir, umgehend eine Werkstatt aufzusuchen, um den eigentlichen Schaden samt den zu erwartenden Preis für die notwendige Reparatur schriftlich festzuhalten. Nicht daß mir in den kommenden Wochen noch ein Unfall passiert und der Unfallgegner dann behauptet, ich wolle ihm einen fremden Schaden unterjubeln.
Oudelally, was für ein Tag. Wir fahren also zu einer Werkstatt zwei Meilen weiter. Der Besitzer ist zwar sehr hilfsbereit und baut mir kostenlos eine neue Glühbirne ein, aber er kann mir keinen Kostenvoranschlag (estimated price) machen, weil der dafür nicht autorisiert ist - aber es gibt da eine Werkstatt in Inverness. Noch haben wir Hoffnung.
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28.8.08: Donnerstag
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Wir haben nun mit der Werkstatt in Inverness einen Termin für 11.30 Uhr ausgemacht. Ich darf zunächst ein Formular ausfüllen, dann kommt ein Angestellter im Blaumann und beäugt kritisch den Schaden. Zunächst wähne ich mich erneut mitten im Absurden Theater, denn er versteht nicht so ganz, weshalb ich einen Kostenvoranschlag möchte, wenn das Auto doch nicht in Schottland repariert werden soll, sondern in Deutschland.
Ich erkläre ihm, daß ich erstens aus Zeitgründen keine Werkstatt in UK mit der Reparatur beauftragen kann und wir das Auto zum Fortsetzen der Reise noch brauchen, und zweitens der estimated price die Art des Schadens aufzeigen soll, damit im Falle eines weiteren Unfalls keiner behaupten kann, ich wollte einen Alt- oder Fremdschaden von der gegnerischen Versicherung reguliert haben.
Das scheint den Mann zu überzeugen, und er berechnet mir für seinen Service auch nichts - und schwuppdiwupp! Bereits am übernächsten Tag soll eine E-Mail mit dem gewünschten Kostenvoranschlag bei uns eintrudeln.
And now for something completely different: Uns wurde rasch und unbürokratisch geholfen, da haben wir nun genügend Zeit für einen Ausflug zu dem weltberühmten Loch Ness. Irgendwie reißt uns aber das dortige Besichtigungsangebot (Nessie Exhibition Center und Urquhart Castle) nicht so vom Hocker, und so fahren wir spontan nach Cannich, einem Ort, von dem wir nicht wissen, was uns dort erwartet.
Der Ort selbst ist ganz hübsch gelegen, hat aber nicht viel zu bieten außer ein paar Häusern mit und ohne B&B und einem Backpacker Hostel. Das befindet sich auf oder neben einem Caravan Park, und so nutzen wir die Gelegenheit, im Caravan Park einen Kaffee zu trinken. Dort entdecken wir eine hochinteressante Wanderroute: einen Rundwanderweg, der an den Dog Falls vorbeiführt.
Wasserfälle sind immer interessant und versprechen Spannung. Da sind wir dabei, das ist prima. Wir genießen also eine eindrucksvolle zweistündige Wanderung, bei der wir zwischendurch immer wieder von den hier zuhauf wachsenden Heidelbeeren naschen. Außerdem erfahren wir, daß hier erst vor kurzem Dreharbeiten zu dem Film "Valhalla" stattgefunden haben, doch leider habe ich darüber bisher noch nichts im Internet gelesen.
Nun ja, irgendwann werden wir den Film sicherlich sehen - dann werde ich mich wieder an unsere schöne Wanderung erinnern und hoffen, daß die Tourismusmaschinerie diesen romantischen Ort noch nicht dem Massenansturm preisgegeben hat.
Auf dem Rückweg entscheiden wir uns dann für eine andere Strecke - eine Alternativroute über Beauly und Muir of Ord. Interessant fand ich hierbei, daß in dieser Ecke Schottlands wohl überdurchschnittlich viele Herr-der-Ringe-Fans leben, denn nirgends sehe ich so viele Häuser mit so klangvollen Namen wie z.B. Rivendell.
Das Abendessen gibt es diesmal zur Abwechslung in der Bar des Royal Hotels, aber ehrlich gesagt, hält sich die Begeisterung in Grenzen, da die Muscheln, die ich mir bestellt habe, in einer Symphonie aus Weißwein, Zitrone, Knoblauch und Sand am Tisch eintreffen. Leider bin ich zu hungrig und auch zu treudoof, um meine Portion wieder zurückgehen zu lassen. Dafür entschädigt uns der mit Tausenden von Sternen übersäte, klare Nachthimmel, den ich später verzückt betrachte, während mich Fledermäuse ganz dicht umschwirren. Eine verfängt sich sogar beinahe in meinen Haaren. Spooky!
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29.8.08: Freitag
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Um 10.30 Uhr stechen wir mit einem Speedboot in See und brechen auf zu einer Dolphin Watch Tour. Zuvor gab es eine kurze Erläuterung durch den Veranstalter, wo im Cromarty Firth Delphine und Tümmler leben, dann bekamen wir Overalls aus einem wasserundurchlässigen Material zum Anziehen und Schwimmwesten übergestreift - inclusive Instruktion über die richtige Handhabung im Notfall.
Wir haben Glück: Heute ist die See, im Gegensatz zu gestern oder gar Montag, nahezu spiegelglatt. Da hätten wir auch die Digitalkamera mitnehmen können, und nicht nur so eine Einwegkamera bzw. einen Film mit Linse. Es wird ein Erlebnis der besonderen Art, denn die Tiere kommen beinahe bis an unser Boot heran.
Eine Teilnehmerin filmt besonders fleißig und erkundigt sich nach unseren Adressen, damit sie uns die besten Aufnahmen zuschicken kann. Was will man mehr?
Am Nachmittag fahren wir nach Rosemarkie, wo Andy ganz wagemutig ins Meer springt - ich ziehe es dagegen vor, am Strand auf unserer Picknickdecke sitzenzubleiben, denn es ist mir einfach viel zu kalt. Wir begeben uns anschließend nochmals in den Pub, das Plough Inn, um ein Bierchen zu trinken - danach wandern wir in das liebliche Fairy Glen - ein Tal, das wohl nur die Einheimischen zu kennen scheinen, was ich zwar nicht verstehe, denn es gibt hier so schöne Wasserfälle, aber auf der anderen Seite bin ich auch froh, daß dieses schöne Tal im Verborgenen liegt.
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Kleiner Nachtrag: Katie und Andrew Stewart haben ihr B&B umbenannt. Es heißt nun nicht mehr Grieves Cottage, sondern Cornfield Cottage. Diesen Namen findet Katie auch viel schöner als den alten - ehrlich gesagt: uns auch.
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Am 30.8.08 heißt es Abschiednehmen, denn wir fahren weiter zur Isle of Skye, der ich meinen fünften Bericht widmen werde. Über die Black Isle möchte ich noch sagen, daß es mir hier sehr gut gefallen hat, auch wenn ich einen Unfall hatte - Single Track Roads (einspurige Straßen) haben es in sich, da muß man langsam fahren.
Sehenswert ist das Groam House Museum in Rosemarkie, wo ein piktischer Stein bewundert werden kann, und die kleine Black Isle Brewery. Sie ist wirklich sehr winzig, liegt aber hübsch.
Wir befinden uns nun so ziemlich in der Mitte…
⌂⌂⌂ … unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) ⌂⌂⌂ und schreiben Kapitel 4 ~~~ 25.8.-30.8.08: Black Isle. Auch hier verbringen wir wieder fünf Tage, weil wir uns genug Zeit lassen wollen. Die Fotos stammen von meinem Handy und von der Kamera meines Mannes.
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Vom 25. bis 30.8.08 wohnten wir in dem B&B "Grieves Cottage" von Katie und Andrew Stewart auf der Black Isle - eine Halbinsel nordöstlich von Inverness, zwischen Dornoch Firth und Cromarty Firth und in meinen Augen der windigste Ort, den ich bis zu diesem Zeitpunkt je besucht habe.
Ein Leuchtturm im Herzen des Städtchens.
Ein altes Eishaus, mitten in Cromarty.
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25.8.08: Montag ~ Dufftown-Black Isle:
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In Dufftown starten wir nicht sehr früh, denn unser neues Ziel, die Black Isle (eine Halbinsel nördlich von Inverness) liegt nur rund 110 km entfernt. Wir könnten zwar theoretisch schon ab 15 Uhr bei unseren neuen Gastgebern auftauchen, aber da wir vorher die Brodie Countryfare an der A96 in Richtung Inverness, irgendwo zwischen Forres und Nairn, besichtigen und aus purer Neugier auf der Black Isle herumfahren, wird es dann doch zwanzig vor fünf.
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Unser B&B befindet sich auf einer Farm, sehr idyllisch gelegen, und hat drei Sterne vom Scottish Tourist Board verliehen bekommen.
Der nächste Pub ist zwar einige Kilometer entfernt, aber damit kann ich leben, dafür befindet sich der nächste Briefkasten mitten im Feld.
Viel interessanter finde ich, daß hier in der Dämmerung die Fledermäuse um unser neues Domizil kreisen.
Bisher haben wir die unterschiedlichsten Tiere gesehen: Fasane, Wildgänse, Enten, Krähen, Albatrosse, Möwen, Schwalben, ein Wiesel und drei Bachstelzen - die für Schottland obligatorischen, allgegenwärtigen Schafe und Border Collies, nebst einer etwas geringeren Anzahl an Kühen und Pferden, habe ich bewußt außen vor gelassen.
Nun fehlen uns zu unserem Glück nur noch Seehunde und Delphine. Aber wir haben uns für eine Dolphin Watch Tour angemeldet, die am kommenden Freitag stattfinden soll.
Ein Vogelparadies ist Udale Bay. Hier erblicken wir eine gigantische Kolonie von Gänsen, die hier nach ihrer Anreise aus dem hohen Norden überwintern. Möwen und Enten sind hier eindeutig in der Unterzahl. Abend für Abend werden wir die Gänse in Schwärmen fliegen sehen - ein Anblick, der unsere Herzen höher schlagen läßt.
Aber wir haben - außer einer interessanten Tierwelt - noch eine weitere Entdeckung gemacht: Cromarty ist der windigste Ort auf der Black Isle, wo am Tag unserer Ankunft eine gefühlte Windstärke 7 herrschte (near gale), während ein paar Kilometer weiter, nämlich in Rosemarkie, am Moray Firth, die See spiegelglatt war und kaum ein Windhauch zu spüren war.
Wir beschließen spontan, unser Abendessen in Rosemarkie zu uns zu nehmen und suchen dazu das Plough Inn auf - ein gemütliches Pub auf, wo Speisen und Getränke nicht die Welt kosten und auch noch gut schmecken.
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26.8.08: Dienstag
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Nach einer sternklaren Nacht verspeisen wir das leckere Frühstück, das sich zwar in der Zusammensetzung von dem der letzten Woche unterscheidet, uns aber trotzdem besser schmeckt. Katie erzählt uns, daß man auf der Black Isle ab Ende Oktober bzw. Anfang November Polarlichter sehen kann. Warum sind wir nur im Sommer gefahren? Nun will ich so etwas auch mal sehen. Als Trost bleibt mir die Information, daß es laut Wettervorhersage schön bleiben soll.
Die besten Voraussetzungen für eine Fahrt zum nördlichsten Punkt von Schottland, und damit meine ich jetzt nicht John O'Groats, sondern Dunnet Head. Das liegt nur wenige Meilen von John O'Groats entfernt, und man kann von hier aus ebenfalls einen Teil der Orkney-Inseln sehen.
Wir fahren die A9 in Richtung Thurso, durch endlos scheinende Heidelandschaften, übersät von Erika, und je näher wir unserem Ziel kommen, desto schmaler werden die Straßen. Schon längst hat uns unser Navigationssystem von der A9 weggelotst und schickt uns jetzt kreuz und quer über eine Single Track Road nach der anderen. Zum Glück gibt es alle paar hundert Yards Ausweichbuchten (Passing Places), so daß entgegenkommender Verkehr eigentlich kein Thema sein sollte. Hier ist er es auch nicht, denn die Straßen sind schnurgerade, und es gibt hier glücklicherweise auch keine Schafe.
Am Leuchtturm von Dunnet Head könnte es so schön und friedlich sein. Was für eine Idylle. Aber warum muß es immer wieder Zeitgenossen geben, die selbst an einem solch herrlichen, einsamen Ort nach einem Café schreien ("aber hier wäre doch sooo viel Platz" *motz*)? Warum fahren sie nicht einfach weiter nach John O'Groats? Oder nehmen Sie sich von vornherein eine Thermoskanne mit. Damit wären auch wir gut beraten gewesen, denn die an diesem Tag zurückgelegten 350 Kilometer spüren wir dann doch irgendwann. Wir fahren zurück über Wick, das an der Ostküste liegt. Dort kaufen wir bei dem dort ansässigen Markt einer bekannten britischen Supermarktkette ein und entdecken eine DVD-Box, die uns noch in unserer umfangreichen Sammlung fehlt: Torchwood - die zweite Staffel - für unglaubliche £ 34,95 (na, wenn das kein Schnäppchen ist).
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27.8.08: Schwarzer Mittwoch
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Nachdem wir bereits zwei Whiskydestillerien besichtigt haben, wollen wir heute zur Abwechslung einer Brauerei einen Besuch abstatten. Schön, daß es auf der Black Isle die Black Isle Brewery gibt, die unterschiedliche Biersorten produziert, wenn auch in kleinen Mengen. Frohgemut fahren wir die Strecke, die uns das Navigationssystem vorgibt und tasten uns auf der B9161 von Munlochy nach Allangrange aufmerksam vorwärts, denn es handelt sich bei dieser Straße mal wieder um eine Single Track Road. Dummerweise sind die Ausweichbuchten dünn gesät, und in den Kurven wird's besonders eng. Also schleiche ich förmlich die Straße entlang, als mir genau das passiert, was nicht hätte passieren sollen: uns kommt ein Landrover entgegen, der im Gegensatz zu mir, nicht mehr rechtzeitig bremsen kann und mit seinem Fahrzeug in meinen rechten Scheinwerfer hineinrauscht.
Ob wir zugeben möchten, daß wir schuld waren? Nö! Tja, dumm gelaufen. Und natürlich ist an dem Landrover nicht ein Kratzer zu sehen (Kunststück, wenn man einen stählernen T-Träger als Stoßstange hat), während mein Kleinwagen nicht ganz so frisch aussieht. Na supi!
Nun stehen wir auf der Landstraße und warten auf die Polizei, weil der Fahrer des Landrovers nicht der Halter ist, sondern sein Fahrzeug ein Firmenwagen und er vom Gesetz her dazu verpflichtet ist. Die Stunde bis zum Eintreffen des netten, aber etwas hilflosen Polizisten vertreiben wir uns mit dem Ausfüllen eines Europäischen Unfallberichts, den weder der Fahrer des Landrovers noch der Polizist verstehen, da sämtliche Punkte auf dem Formular nur in deutscher Sprache abgehandelt werden.
Aber die Unterschrift des Kontrahenten habe ich trotzdem. Mit einem freundlichen Nicken verabschiedet man sich, dann dürfen wir unseres Weges ziehen. Das Vergnügen an dem Brauereibesuch ist mir erst einmal vergangen, wir fahren aber trotzdem hin, lauschen interessiert den Ausführungen einer Brauereiangestellten mit französischem Akzent, dann geht es zur Bierprobe. Nun ja, es handelt sich ja eher um ein Pröbchen, aber was soll's. Wohl bekomm's! Um uns abzulenken, fahren wir nach Rosemarkie und bewundern im Heimatmuseum Schätze piktischer Steinmetzkunst.
Was dann folgt, grenzt für mich an Absurdes Theater. Naiv wie ich bin, rufe ich erst einmal bei der britischen Versicherung des Kontrahenten an (nennen wir sie Haggis-Versicherung), um den Schaden zu melden. Denkste! So lange sich der Verursacher des Schadens sich nicht bei der Haggis-Versicherung gemeldet hat, läuft gar nichts - und überhaupt müßte ich ja wohl zuerst meiner Versicherung (ich nenne sie der Einfachheit halber Zitronenfalter-Versicherung) den Schaden melden, und dann müßte Zitronenfalter mit Haggis zwecks Abwicklung des Versicherungsfalles Kontakt aufnehmen.
Was für ein Nonsens, erklärt mir darauf hin Zitronenfalter - ich hätte bitte schön Haggis zu kontaktieren und dort meinen Anspruch anzumelden. Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz! Bleibt nur noch eins: ich kontaktiere den ADAC.
Da ist endlich mal jemand kompetentes in der Leitung, der mir den Zentralruf der Deutschen Autoversicherer empfiehlt, und die wiederum raten mir, umgehend eine Werkstatt aufzusuchen, um den eigentlichen Schaden samt den zu erwartenden Preis für die notwendige Reparatur schriftlich festzuhalten. Nicht daß mir in den kommenden Wochen noch ein Unfall passiert und der Unfallgegner dann behauptet, ich wolle ihm einen fremden Schaden unterjubeln.
Oudelally, was für ein Tag. Wir fahren also zu einer Werkstatt zwei Meilen weiter. Der Besitzer ist zwar sehr hilfsbereit und baut mir kostenlos eine neue Glühbirne ein, aber er kann mir keinen Kostenvoranschlag (estimated price) machen, weil der dafür nicht autorisiert ist - aber es gibt da eine Werkstatt in Inverness. Noch haben wir Hoffnung.
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Wir haben nun mit der Werkstatt in Inverness einen Termin für 11.30 Uhr ausgemacht. Ich darf zunächst ein Formular ausfüllen, dann kommt ein Angestellter im Blaumann und beäugt kritisch den Schaden. Zunächst wähne ich mich erneut mitten im Absurden Theater, denn er versteht nicht so ganz, weshalb ich einen Kostenvoranschlag möchte, wenn das Auto doch nicht in Schottland repariert werden soll, sondern in Deutschland.
Ich erkläre ihm, daß ich erstens aus Zeitgründen keine Werkstatt in UK mit der Reparatur beauftragen kann und wir das Auto zum Fortsetzen der Reise noch brauchen, und zweitens der estimated price die Art des Schadens aufzeigen soll, damit im Falle eines weiteren Unfalls keiner behaupten kann, ich wollte einen Alt- oder Fremdschaden von der gegnerischen Versicherung reguliert haben.
Das scheint den Mann zu überzeugen, und er berechnet mir für seinen Service auch nichts - und schwuppdiwupp! Bereits am übernächsten Tag soll eine E-Mail mit dem gewünschten Kostenvoranschlag bei uns eintrudeln.
And now for something completely different: Uns wurde rasch und unbürokratisch geholfen, da haben wir nun genügend Zeit für einen Ausflug zu dem weltberühmten Loch Ness. Irgendwie reißt uns aber das dortige Besichtigungsangebot (Nessie Exhibition Center und Urquhart Castle) nicht so vom Hocker, und so fahren wir spontan nach Cannich, einem Ort, von dem wir nicht wissen, was uns dort erwartet.
Der Ort selbst ist ganz hübsch gelegen, hat aber nicht viel zu bieten außer ein paar Häusern mit und ohne B&B und einem Backpacker Hostel. Das befindet sich auf oder neben einem Caravan Park, und so nutzen wir die Gelegenheit, im Caravan Park einen Kaffee zu trinken. Dort entdecken wir eine hochinteressante Wanderroute: einen Rundwanderweg, der an den Dog Falls vorbeiführt.
Wasserfälle sind immer interessant und versprechen Spannung. Da sind wir dabei, das ist prima. Wir genießen also eine eindrucksvolle zweistündige Wanderung, bei der wir zwischendurch immer wieder von den hier zuhauf wachsenden Heidelbeeren naschen. Außerdem erfahren wir, daß hier erst vor kurzem Dreharbeiten zu dem Film "Valhalla" stattgefunden haben, doch leider habe ich darüber bisher noch nichts im Internet gelesen.
Nun ja, irgendwann werden wir den Film sicherlich sehen - dann werde ich mich wieder an unsere schöne Wanderung erinnern und hoffen, daß die Tourismusmaschinerie diesen romantischen Ort noch nicht dem Massenansturm preisgegeben hat.
Auf dem Rückweg entscheiden wir uns dann für eine andere Strecke - eine Alternativroute über Beauly und Muir of Ord. Interessant fand ich hierbei, daß in dieser Ecke Schottlands wohl überdurchschnittlich viele Herr-der-Ringe-Fans leben, denn nirgends sehe ich so viele Häuser mit so klangvollen Namen wie z.B. Rivendell.
Das Abendessen gibt es diesmal zur Abwechslung in der Bar des Royal Hotels, aber ehrlich gesagt, hält sich die Begeisterung in Grenzen, da die Muscheln, die ich mir bestellt habe, in einer Symphonie aus Weißwein, Zitrone, Knoblauch und Sand am Tisch eintreffen. Leider bin ich zu hungrig und auch zu treudoof, um meine Portion wieder zurückgehen zu lassen. Dafür entschädigt uns der mit Tausenden von Sternen übersäte, klare Nachthimmel, den ich später verzückt betrachte, während mich Fledermäuse ganz dicht umschwirren. Eine verfängt sich sogar beinahe in meinen Haaren. Spooky!
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29.8.08: Freitag
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Um 10.30 Uhr stechen wir mit einem Speedboot in See und brechen auf zu einer Dolphin Watch Tour. Zuvor gab es eine kurze Erläuterung durch den Veranstalter, wo im Cromarty Firth Delphine und Tümmler leben, dann bekamen wir Overalls aus einem wasserundurchlässigen Material zum Anziehen und Schwimmwesten übergestreift - inclusive Instruktion über die richtige Handhabung im Notfall.
Wir haben Glück: Heute ist die See, im Gegensatz zu gestern oder gar Montag, nahezu spiegelglatt. Da hätten wir auch die Digitalkamera mitnehmen können, und nicht nur so eine Einwegkamera bzw. einen Film mit Linse. Es wird ein Erlebnis der besonderen Art, denn die Tiere kommen beinahe bis an unser Boot heran.
Eine Teilnehmerin filmt besonders fleißig und erkundigt sich nach unseren Adressen, damit sie uns die besten Aufnahmen zuschicken kann. Was will man mehr?
Am Nachmittag fahren wir nach Rosemarkie, wo Andy ganz wagemutig ins Meer springt - ich ziehe es dagegen vor, am Strand auf unserer Picknickdecke sitzenzubleiben, denn es ist mir einfach viel zu kalt. Wir begeben uns anschließend nochmals in den Pub, das Plough Inn, um ein Bierchen zu trinken - danach wandern wir in das liebliche Fairy Glen - ein Tal, das wohl nur die Einheimischen zu kennen scheinen, was ich zwar nicht verstehe, denn es gibt hier so schöne Wasserfälle, aber auf der anderen Seite bin ich auch froh, daß dieses schöne Tal im Verborgenen liegt.
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Kleiner Nachtrag: Katie und Andrew Stewart haben ihr B&B umbenannt. Es heißt nun nicht mehr Grieves Cottage, sondern Cornfield Cottage. Diesen Namen findet Katie auch viel schöner als den alten - ehrlich gesagt: uns auch.
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Am 30.8.08 heißt es Abschiednehmen, denn wir fahren weiter zur Isle of Skye, der ich meinen fünften Bericht widmen werde. Über die Black Isle möchte ich noch sagen, daß es mir hier sehr gut gefallen hat, auch wenn ich einen Unfall hatte - Single Track Roads (einspurige Straßen) haben es in sich, da muß man langsam fahren.
Sehenswert ist das Groam House Museum in Rosemarkie, wo ein piktischer Stein bewundert werden kann, und die kleine Black Isle Brewery. Sie ist wirklich sehr winzig, liegt aber hübsch.
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