Samstag, 7. September 2013
My heart is in the Highlands - Part 3
blaupause7, 20:46h
So, endlich geht es nun in die Highlands. Und was wäre ein Besuch der Highlands ohne wenigstens einmal auf den Spuren des Malt Whisky Trails zu wandeln? Gelegenheit dazu hatten wir auf …
⌂⌂⌂ … unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) ⌂⌂⌂ - Die Fotos stammen von meinem Handy und der Kamera meines Mannes.
Wir schreiben ein ganz besonderes Kapitel, da wir nun fünf Tage in einer der schönsten Gegenden Schottlands weilen, denn wir wollen ja nicht im Eiltempo durch dieses wunderschöne Land hetzen. Willkommen bei Kapitel 3 ~ 20.8.-25.8.08: Dufftown (Speyside). "Rome was built on seven hills, so the local saying goes, but Dufftown stands on seven stills".
Leider stimmt auch dieses Sprichwort nicht so ganz, denn mittlerweile gibt es hier acht Destillerien, die ich aber in meinem aktuellen Bericht nicht im einzelnen aufzählen möchte. Informationsmaterial halten Touristeninformationsbüros feil, so dass man sich vor Ort und ganz spontan über die Öffnungszeiten und Eintrittspreise einen Überblick verschaffen kann.
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Vom 20. bis 25.8.08 wohnten wir in Dufftown (Speyside) im Mason Arms.
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Da Dufftown im Herzen des sogenannten Malt Whisky Trails liegt, wo man eine Whiskydestillerie nach der anderen besichtigen kann, entschieden wir uns für ein paar Tage an diesem malerischen Fleckchen. Bei dem Mason Arms handelt es sich nicht um ein B&B (Bed-and-Breakfast) im eigentlichen Sinn, sondern um einen Gasthof mit Restaurant und Bar, der einige Zimmer zum Übernachten anbietet. Von außen macht das Gebäude zwar nicht viel her und wirkt recht unscheinbar, aber das reichhaltige Frühstück und der nette Betreiber des Mason Arms sorgen dafür, daß wir uns wohlfühlen.
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20.8.08: Mittwoch ~ Edinburgh-Dufftown
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Um halb zehn brechen wir auf, werfen die Hausschlüssel durch den Briefkastenschlitz in der Tür und machen uns auf die Reise. Mit mehreren Pausen brauchen wir für die Strecke von rund 280 Kilometern viereinhalb Stunden - an der wunderschönen Landschaft können wir uns einfach nicht satt genug sehen. Erikateppiche, soweit das Auge reicht, und in bei uns zu Hause verlangen sie für so ein Pflänzchen im Topf 1,99 Euro.
Wir kommen durch Braemar, wo Jahr für Jahr am ersten Wochenende im September traditionsgemäß die Highland Games stattfinden und fragen uns, wie die Stadt das für diesen Tag zu erwartende große Fahrzeugaufkommen bewältigt. Ich sage an dieser Stelle schon: es geht. Wie, das wird hier noch nicht verraten. Wer nachgerechnet hat, der weiß, daß wir um 14 Uhr ankommen und uns folglich noch zwei Stunden Zeit bis zum Einchecken im Mason Arms bleiben.
Wir gönnen also unserem Auto die wohlverdiente Ruhe; schließlich mußte der voll beladene Kleine Steigungen von 12% und mehr bewältigen, und außerdem wollen wir erst einmal Dufftown und Umgebung erkunden. Zu Fuß. Da entdeckt man ohnehin so einiges, und in unserem Fall sind das mehrere Destillerien, die allerdings keine Führung anbieten, einen Fish&Chips-Laden, zwei kleine Supermärkte, ein Café mit leckerem Kaffee und Gebäck sowie mehrere sündhaft teure Hotels und Restaurants. Außerdem decken wir uns in der Tourist Information erst einmal mit Prospekten und Freizeitvorschlägen ein. Wir haben ja noch fünf Tage vor uns.
Um 16 Uhr, pünktlich wie wir nun mal sind, betreten wir die Rezeption des Mason Arms, mitten im Speisesaal. Graeme, der Besitzer, zeigt uns auch sogleich unser Zimmer, die Teeküche, die Waschmaschine, den Trockner, den Speisesaal und die Bar. Um acht Uhr ist Frühstückszeit, verkündet er - ab 18 Uhr könne man bei ihm auch essen - und falls es uns im Zimmer zu kalt sei, könne er uns auch noch einen Radiator reinstellen.
Ach ja, und ins Internet könnten wir bei ihm auch… Leider müssen wir feststellen, daß bei Andys Bett der Lattenrost an einer Stelle zerbrochen ist, aber no problem: Graeme ist mit Rat und Tat zur Stelle und repariert den Schaden umgehend.
Wenn ich "Andys Bett" sage, dann ist damit gemeint, daß wir zwei Einzelbetten haben - denn dies ist kein Double Room (Doppelzimmer), sondern ein Twin Room (Zweibettzimmer) mit Fenster zur Straße hin, und ohne eigenes Bad oder WC. Unter der Woche ist es hier trotz Blick zur Straße ruhig, aber am Wochenende (und das Vergnügen haben wir zweimal) geht es in der Bar des Mason Arms bis 1.30 Uhr nachts hoch her, und dann wird noch laut auf dem Bürgersteig palavert.
Da kann man nur das Fenster geschlossen halten, wenn man seine Ruhe haben will. Aber es gibt schlimmeres. Zum Beispiel wenn die Heizung ausgefallen oder kein warmes bzw. heißes Wasser aus der Leitung gekommen wäre (oder das Essen schauderhaft). Das alles trifft zum Glück aber nicht zu. Nur die Preise sind iin Schottland wie im ganzen britischen Königreich gesalzen. Darüber waren wir uns aber vorher schon im klaren, und es gibt durchaus auch Sparmöglichkeiten, wie wir in den nächsten Tagen noch feststellen dürfen.
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21.8.08: Donnerstag
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Nach dem umfangreichen schottischen Frühstück mit Black Pudding (etwas ähnliches wie Blutwurst), Bacon, Würstchen, Spiegelei, Bohnen in Tomatensoße und Toast brauchen wir den ganzen Tag über kein anderes Essen mehr. Kaffee sorgt fürs Wachwerden, und Orangensaft für die Vitaminzufuhr, so daß wir frisch gestärkt unsere erste Wanderung in Angriff nehmen. Frohen Mutes stiefeln wir im Nieselregen los und wandern eine Meile zur Glenfiddich-Destillerie, um an einer Führung teilzunehmen.
Die ist gratis und interessant, und einen Gratis-Dram (Schluck Whisky) gibt es als Dreingabe im Anschluß an die Führung. Und wenn noch Whisky übrig ist, und wenn keiner so genau hinsieht, kann man sich eventuell noch einen zweiten einverleiben. Hicks. Auch wenn der Whisky von Glenfiddich überhaupt nicht mein Fall ist, so gefällt mir doch die kleine Ausstellung, in der diverse Objekte gezeigt werden, die für die Highland Games wichtig sind, wie z.B. die Schuhe mit Eisenkrallen, die von den Sportlern getragen werden, damit sie beim Hammerwurf nicht das Gleichgewicht verlieren, oder die 25,5 kg schwere Eisenkugel an einer Kette.
Inwendig gut gewärmt, machen wir uns auf den Weg - auf zu unserem nächsten Ziel, der Speyside-Cooperage, wo die Fässer für den Whisky hergestellt werden. Aber drei Meilen nur an der Landstraße entlang, ist irgendwie doof, und so nehmen wir einen Fußweg durch eine paradiesische Landschaft abseits der Straße, den Isla Way.
Hier wachsen wilde Kirschen und Himbeeren en masse, und das Grün leuchtet im Regen besonders intensiv. Dumm nur, daß es vom Isla Way keinen Zugang zur Speyside Cooperage gibt - sondern erst in fünf Meilen Entfernung ein Dorf mit dem schönen Namen Craigellachie. O ja, wir haben viel Spaß, denn inzwischen ist der Regen stärker geworden und durchweicht unsere Hosen. Doch Hilfe ist bereits in Sicht. Wir entdecken das Fiddich Side Inn. Der Wahnsinn!
Das findet auch ein Whiskyliebhaber, der auf dem Forum von whisky.de seine Reiseerlebnisse kundtut: "Das Pub hat zwar nicht viele Whiskies zu bieten (nur einige F&F und andere Standarts), aber die Besitzer sind der Knaller: Sie ist seit 80 Jahren in dem Inn (ihre Eltern hatten es in 20er Jahren übernommen) und Er ist immerhin seit ca. 50 Jahren dort tätig." Diese Information wird uns später von Graeme bestätigt. Der Besitzer ist ein alter Mann, der beim Ausschank äußerst großzügig vorgeht. Mir tat er nur leid, weil er meinetwegen immer wieder auf die Leiter klettern mußte, um ausgerechnet den Whisky vom obersten Regal zu holen, den ich probieren wollte. Da ich von einem Malt Whisky namens Auchroisk noch nie etwas gehört hatte, dachte ich, das müßte etwas ganz exquisites sein. Dummerweise schmeckte er mir überhaupt nicht - genauso wie der Mortlach, den ich bei Graeme an der Bar bestellte.
Da hatte Andy mit seinem Ben Rinnes und Dailuaine schon mehr Glück. Von letzterem kaufen wir uns dann am nächsten Tag eine Flasche im Laden und bezahlen dafür ca. £ 34,-- (außerdem kommen noch eine Flasche A'Bhunadh von Aberlour für den gleichen Preis und eine Flasche Balvenie 12 yrs. Double Wood für ungefähr £ 22,-- hinzu). Wohl bekomm's.
Der Balvenie soll übrigens zu unserem allabendlichen Schlummertrunk vor dem Schlafengehen auf dem Zimmer avancieren - soviel zum Thema Sparen - die Flasche wird genau zwei Wochen reichen, dann muß Nachschub her.
So, das war ein kleiner Exkurs in die Welt des Whiskys - zurück nach Craigellachie, wo wir pudelnaß herumsitzen und den gastlichen Ort schon bald verlassen müssen, weil unser spendables Männlein um halb drei zum Behufe der Mittagspause sein Lokal bis 17 Uhr schließen muß. Und draußen regnet es noch immer.
Aber da ist eine Bushaltestelle. Hooray! Nun ja, leider steht auf dem Fahrplan, daß unser Bus erst in 50 Minuten kommt - und wenn man dringend dahin muß, wo selbst der Kaiser immer zu Fuß hingeht, können 50 Minuten unendlich lang werden. Da gibt es nur eine Lösung: man trinke einen Kaffee im Hotel hinter uns und suche dann die vorhandenen Örtlichkeiten auf. Welch geniale Idee! Kaum ist das entsprechende Geschäft erledigt, erkundigen wir uns höflich, ob wir wohl einen Kaffee trinken könnten.
Mit dem Ergebnis, daß man uns noch höflicher in die Bibliothek bittet. Ein Traum wie aus einem alten Film oder Roman: Man stelle sich eine Bibliothek vor, in deren Bücherregalen jahrhunderte Folianten ihr Dasein Buchrücken an Buchrücken fristen. Im Kamin lodert ein Feuer, und die beiden Ohrensessel am Kamin laden zum Verweilen ein, während man auf den Kaffee wartet und genießt.
Wir genießen die Wärme des Feuers, die Behaglichkeit des Raums und den Blick auf die regenverhangene, saftig grüne Landschaft des Spey, der irgendwo da unten in sanften Windungen durch die Berge mäandert. Und dann kommt der Kaffee: heiß, stark, lecker und in einer großen Kanne, die für vier Tassen reicht - dazu für jeden zwei Stück Shortbread. Wider Erwarten muß ich unsere Stärkung nicht mit der Kreditkarte bezahlen - fünf Pfund in bar reichen auch. Ja, so stelle ich mir die perfekte Pause vor.
Der Abend wird dann noch vergnüglicher. Graeme hat uns ein Ceilidh empfohlen, das in den Räumen der Royal British Legion stattfinden soll. Ich bin zunächst skeptisch - wenn das mal kein Bingo-Abend wird! Doch ich soll mich gründlich irren, denn es wird einer der besten Abende. Bei einem Ceilidh trifft sich der ganze Ort, jeder bringt seine Musikinstrumente mit, spielt etwas vor, singt, amüsiert sich freundschaftlich, es wird getanzt - wobei es völlig unwichtig ist, ob man gut tanzen kann - und dann gibt es zum Schluß noch eine Tombola für den guten Zweck.
Da ich zum Tanzen zu kaputt bin, aber jeder irgendwie in das Geschehen integriert werden soll, darf ich Glücksfee spielen. Wir haben zwar auch Lose gekauft, aber gewonnen haben wir nichts außer der Einsicht, daß Tage mit schlechtem Wetter nicht automatisch auch vermurkste Tage sind.
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22.8.08: Freitag
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Der Morgen beginnt überaus frisch für unsere Verhältnisse. Briten sind da irgendwie hartgesottener, obwohl man eine nächtliche Temperatur von 6°C als nicht wirklich sommerlich bezeichnen kann. Gegen Kälte gibt es zwei Hilfsmittel: Kaffee, wenn man tagsüber unterwegs ist, und Whisky, wenn man nicht mehr fahren muß. Welchen Whisky wir uns heute kaufen würden, habe ich gestern bereits breitgetreten - darum gehe ich heute auf diesen Punkt nicht mehr ein.
Viel erwähnenswerter ist das Wetter, das heute ein etwas besseres Gesicht zeigt. Das ist auch gut so, denn wir wollen nach Elgin und die berühmte Elgin Cathedral besichtigen - wie Melrose Abbey leider auch nur noch eine Ruine, aber dafür eine umso schönere (nur wird um Elgin nicht so ein Bohei veranstaltet).
Wir flanieren über zwei Stunden durch die bereits im Mittelalter zerstörte Kathedrale und stellen uns vor, wie es hier einmal ausgesehen haben mag, bevor der Earl von Buchan, auch Wolf von Badenoch genannt, sie samt den dazugehörenden Ort im 14. Jahrhundert aus Rache wegen seiner Exkommunikation in Schutt und Asche legte.
Und weil sich das Wetter bisher so gut gehalten hatte, steuern wir einen Ort an der Küste an, wo es laut Karte einen Leuchtturm geben sollte (nur steht der in Wirklichkeit außerhalb des Ortes - und wir finden die Zufahrt nicht). Lossiemouth, so heißt der hübsche Ort, hat einen schönen Sandstrand, an dem wir uns die Zeit mit dem Sammeln von Muscheln vertreiben und allerlei Treibgut bestaunen, u.a. einen anscheinend auf hoher See von Bord geworfenen Weihnachtsbaum.
Außerdem läßt sich auch hier wieder einmal feststellen, daß Schotten wohl andere Temperaturen gewöhnt sind als wir, denn selbst kleine Kinder springen ohne mit der Wimper zu zucken, in die Fluten. Wir gönnen uns lieber ein Eis und besichtigen anschließend den Hafen.
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23.8.08: Samstag
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Es ist Wochenende, und die Sonne lacht vom Himmel. Und das Frühstück nehmen wir heute eine Stunde später zu uns; allerdings für mich ohne Würstchen, denn darum habe ich Graeme schon am zweiten Tag gebeten. Sie schmecken mir einfach nicht. Doch auch ohne Würstchen ist das Frühstück noch gehaltvoll genug und gibt die nötige Kraft, um in einen erlebnisreichen Tag zu starten.
Heute besuchen wir die Destillerie Glenlivet, die im Gegensatz zu Glenfiddich ihr Wasser nicht aus dem Fluß Fiddich bezieht, sondern aus einer eigenen Quelle. Auch die ebenfalls kostenlose Führung unterscheidet sich ein wenig von der in Glenfiddich; und für mich eindeutig um eine Klasse besser. Hier dürfen wir auch die herumgereichten Getreideproben aus unterschiedlichen Verarbeitungsstadien vor der Destillation anfassen, und wir erfahren, daß die Herstellung von Whisky eigentlich nur die Fortsetzung des Bierbrauens darstellt - mit hochprozentigem Ergebnis. Die Dame, die unsere Gruppe herumführt, beantwortet gerne unsere Fragen und plaudert bei der anschließenden Whiskyprobe angeregt mit uns.
Hier kommen wir auch in den Genuß von Whiskys, die es nicht überall zu kaufen gibt, sondern nur in der Destillerie vor Ort: einen 15 Jahre alten Glenlivet und einen 18 Jahre alten Whisky von einer anderen Destillerie . Natürlich Cask Strength - also direkt vom Faß abgefüllt und nicht wie bei den herkömmlichen, für den Export bestimmten Whiskys, deren Alkoholgehalt mittels Streckung durch Wasser und Nachkolorierung mit Karamell auf 40% bzw. 43% heruntergefahren wird. Für einen solchen Whisky darf man auch gerne tiefer in die Tasche greifen, was wir bereits getan haben - aber viel teurer als hier war der Kauf dadurch auch nicht, denn bei uns wäre nur das nur übers Internet möglich, und dann kämen noch die hohen Versandkosten hinzu. Das bleibt aber nicht der einzige Kauf, denn hier gibt es sie, die kleinen Trinkschalen aus poliertem Zinn mit zwei Griffen rechts und links, die man in Schottland Quaichs (oder auch "cup of friendship") nennt. Aha, nun weiß ich also, was in dem Lied "Auld lang syne" gemeint ist, wenn es heißt "We drink a cup of kindness yet, for auld lang syne."
Aviemore wurde uns von Graeme empfohlen, also fahren wir da als nächstes hin. Aber daß an diesem Tag dort ein Harleytreffen stattfinden würde, hatte er wohl nicht gewußt. Hier ist wirklich die Hölle los, und schon an der Landstraße warten Zuschauer auf einen Konvoi aus 1200 Harleys. Weil hier wirklich der Bär tanzt, verlassen wir den Hort des Wahnsinns in Richtung Grantown-on-Spey, was zur Folge hat, daß wir einen traumhaft schönen See mit Badestrand entdecken, und zwar ganz ohne touristisches Informationsmaterial: Loch Morlich.
Leider haben wir die Badesachen vergessen. Also tun wir das, was gleich nach Baden, Wandern und Fotografieren den meisten Spaß macht: Kaffeetrinken. Hier gibt es den Kaffee zwar nur im Pappbecher, aber dafür haben wir von der im ersten Stock gelegenen Caféterrasse einen einmaligen, unbezahlbaren Ausblick über die schöne Landschaft.
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24.8.08: Sonntag
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Da sich Graemes Tips bisher immer als goldrichtig erwiesen hatten, wollen wir heute Crathes Castle & Gardens besichtigen. Der Tag ist schön, das Wetter prima, und der Parkplatz schön groß und noch nicht allzu voll. Leider ist er aber auch gebührenpflichtig, wie auch Schloß und Gärten, wo es uns angesichts der Eintrittspreise die Sprache verschlägt und beinahe auch noch die Schuhe auszieht. Nach kurzer Beratung beschließen wir, die Wanderschuhe anzulassen und lieber durch die Wälder rund um das Schloß streifen. Es soll sich als die richtige Entscheidung herausstellen, denn dieser Wald ist einfach zauberhaft, und Andy gelingen einige der schönsten Naturaufnahmen.Und weil der Tag noch so jung ist, möchten wir uns als Ersatz für den nicht zugänglichen Leuchtturm von Lossiemouth den zum Museum umfunktionierten Leuchtturm von Fraserburgh anschauen.
Aber da haben wir noch keine Vorstellung davon, was für einen trostlosen Eindruck diese Stadt auf uns machen wird. Eine triste, herabgewirtschaftete Stadt, grau in grau, nirgends in Schottland habe ich einen trostloseren Anblick gesehen als hier; womit auch diesmal wieder Graeme recht gehabt hat.
Ich komme zu dem Schluß, daß wir wohl noch ein paar Tage mehr in dieser Gegend bräuchten, wenn wir auch die restlichen Destillerien besichtigen wollten wie z.B. Glen Grant mit seinen herrlichen Gärten, Strathisla oder Glenfarclas - aber ich denke, die Führungen werden sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden; und so lasse ich es mit den bereits besichtigten Destillerien (Glenfiddich und Glenlivet) fürs erste auf sich beruhen - zumal Schottland groß ist und wir auf dem noch vor uns liegenden Teil unserer Reise gewiß der ein oder anderen Destillerie nahe kommen werden.
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25.8.08: Montag ~ Dufftown-Black Isle:
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Schade, daß unser Aufenthalt hier so kurz war. Aber nun geht es ja weiter zum nächsten Ziel unserer großen Schottland-Rundreise: der Black Isle - nördlich von Inverness - der ich Kapitel Nr. 4 widmen werde.
⌂⌂⌂ … unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) ⌂⌂⌂ - Die Fotos stammen von meinem Handy und der Kamera meines Mannes.
Wir schreiben ein ganz besonderes Kapitel, da wir nun fünf Tage in einer der schönsten Gegenden Schottlands weilen, denn wir wollen ja nicht im Eiltempo durch dieses wunderschöne Land hetzen. Willkommen bei Kapitel 3 ~ 20.8.-25.8.08: Dufftown (Speyside). "Rome was built on seven hills, so the local saying goes, but Dufftown stands on seven stills".
Leider stimmt auch dieses Sprichwort nicht so ganz, denn mittlerweile gibt es hier acht Destillerien, die ich aber in meinem aktuellen Bericht nicht im einzelnen aufzählen möchte. Informationsmaterial halten Touristeninformationsbüros feil, so dass man sich vor Ort und ganz spontan über die Öffnungszeiten und Eintrittspreise einen Überblick verschaffen kann.
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Vom 20. bis 25.8.08 wohnten wir in Dufftown (Speyside) im Mason Arms.
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Da Dufftown im Herzen des sogenannten Malt Whisky Trails liegt, wo man eine Whiskydestillerie nach der anderen besichtigen kann, entschieden wir uns für ein paar Tage an diesem malerischen Fleckchen. Bei dem Mason Arms handelt es sich nicht um ein B&B (Bed-and-Breakfast) im eigentlichen Sinn, sondern um einen Gasthof mit Restaurant und Bar, der einige Zimmer zum Übernachten anbietet. Von außen macht das Gebäude zwar nicht viel her und wirkt recht unscheinbar, aber das reichhaltige Frühstück und der nette Betreiber des Mason Arms sorgen dafür, daß wir uns wohlfühlen.
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20.8.08: Mittwoch ~ Edinburgh-Dufftown
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Um halb zehn brechen wir auf, werfen die Hausschlüssel durch den Briefkastenschlitz in der Tür und machen uns auf die Reise. Mit mehreren Pausen brauchen wir für die Strecke von rund 280 Kilometern viereinhalb Stunden - an der wunderschönen Landschaft können wir uns einfach nicht satt genug sehen. Erikateppiche, soweit das Auge reicht, und in bei uns zu Hause verlangen sie für so ein Pflänzchen im Topf 1,99 Euro.
Wir kommen durch Braemar, wo Jahr für Jahr am ersten Wochenende im September traditionsgemäß die Highland Games stattfinden und fragen uns, wie die Stadt das für diesen Tag zu erwartende große Fahrzeugaufkommen bewältigt. Ich sage an dieser Stelle schon: es geht. Wie, das wird hier noch nicht verraten. Wer nachgerechnet hat, der weiß, daß wir um 14 Uhr ankommen und uns folglich noch zwei Stunden Zeit bis zum Einchecken im Mason Arms bleiben.
Wir gönnen also unserem Auto die wohlverdiente Ruhe; schließlich mußte der voll beladene Kleine Steigungen von 12% und mehr bewältigen, und außerdem wollen wir erst einmal Dufftown und Umgebung erkunden. Zu Fuß. Da entdeckt man ohnehin so einiges, und in unserem Fall sind das mehrere Destillerien, die allerdings keine Führung anbieten, einen Fish&Chips-Laden, zwei kleine Supermärkte, ein Café mit leckerem Kaffee und Gebäck sowie mehrere sündhaft teure Hotels und Restaurants. Außerdem decken wir uns in der Tourist Information erst einmal mit Prospekten und Freizeitvorschlägen ein. Wir haben ja noch fünf Tage vor uns.
Um 16 Uhr, pünktlich wie wir nun mal sind, betreten wir die Rezeption des Mason Arms, mitten im Speisesaal. Graeme, der Besitzer, zeigt uns auch sogleich unser Zimmer, die Teeküche, die Waschmaschine, den Trockner, den Speisesaal und die Bar. Um acht Uhr ist Frühstückszeit, verkündet er - ab 18 Uhr könne man bei ihm auch essen - und falls es uns im Zimmer zu kalt sei, könne er uns auch noch einen Radiator reinstellen.
Ach ja, und ins Internet könnten wir bei ihm auch… Leider müssen wir feststellen, daß bei Andys Bett der Lattenrost an einer Stelle zerbrochen ist, aber no problem: Graeme ist mit Rat und Tat zur Stelle und repariert den Schaden umgehend.
Wenn ich "Andys Bett" sage, dann ist damit gemeint, daß wir zwei Einzelbetten haben - denn dies ist kein Double Room (Doppelzimmer), sondern ein Twin Room (Zweibettzimmer) mit Fenster zur Straße hin, und ohne eigenes Bad oder WC. Unter der Woche ist es hier trotz Blick zur Straße ruhig, aber am Wochenende (und das Vergnügen haben wir zweimal) geht es in der Bar des Mason Arms bis 1.30 Uhr nachts hoch her, und dann wird noch laut auf dem Bürgersteig palavert.
Da kann man nur das Fenster geschlossen halten, wenn man seine Ruhe haben will. Aber es gibt schlimmeres. Zum Beispiel wenn die Heizung ausgefallen oder kein warmes bzw. heißes Wasser aus der Leitung gekommen wäre (oder das Essen schauderhaft). Das alles trifft zum Glück aber nicht zu. Nur die Preise sind iin Schottland wie im ganzen britischen Königreich gesalzen. Darüber waren wir uns aber vorher schon im klaren, und es gibt durchaus auch Sparmöglichkeiten, wie wir in den nächsten Tagen noch feststellen dürfen.
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21.8.08: Donnerstag
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Nach dem umfangreichen schottischen Frühstück mit Black Pudding (etwas ähnliches wie Blutwurst), Bacon, Würstchen, Spiegelei, Bohnen in Tomatensoße und Toast brauchen wir den ganzen Tag über kein anderes Essen mehr. Kaffee sorgt fürs Wachwerden, und Orangensaft für die Vitaminzufuhr, so daß wir frisch gestärkt unsere erste Wanderung in Angriff nehmen. Frohen Mutes stiefeln wir im Nieselregen los und wandern eine Meile zur Glenfiddich-Destillerie, um an einer Führung teilzunehmen.
Die ist gratis und interessant, und einen Gratis-Dram (Schluck Whisky) gibt es als Dreingabe im Anschluß an die Führung. Und wenn noch Whisky übrig ist, und wenn keiner so genau hinsieht, kann man sich eventuell noch einen zweiten einverleiben. Hicks. Auch wenn der Whisky von Glenfiddich überhaupt nicht mein Fall ist, so gefällt mir doch die kleine Ausstellung, in der diverse Objekte gezeigt werden, die für die Highland Games wichtig sind, wie z.B. die Schuhe mit Eisenkrallen, die von den Sportlern getragen werden, damit sie beim Hammerwurf nicht das Gleichgewicht verlieren, oder die 25,5 kg schwere Eisenkugel an einer Kette.
Inwendig gut gewärmt, machen wir uns auf den Weg - auf zu unserem nächsten Ziel, der Speyside-Cooperage, wo die Fässer für den Whisky hergestellt werden. Aber drei Meilen nur an der Landstraße entlang, ist irgendwie doof, und so nehmen wir einen Fußweg durch eine paradiesische Landschaft abseits der Straße, den Isla Way.
Hier wachsen wilde Kirschen und Himbeeren en masse, und das Grün leuchtet im Regen besonders intensiv. Dumm nur, daß es vom Isla Way keinen Zugang zur Speyside Cooperage gibt - sondern erst in fünf Meilen Entfernung ein Dorf mit dem schönen Namen Craigellachie. O ja, wir haben viel Spaß, denn inzwischen ist der Regen stärker geworden und durchweicht unsere Hosen. Doch Hilfe ist bereits in Sicht. Wir entdecken das Fiddich Side Inn. Der Wahnsinn!
Das findet auch ein Whiskyliebhaber, der auf dem Forum von whisky.de seine Reiseerlebnisse kundtut: "Das Pub hat zwar nicht viele Whiskies zu bieten (nur einige F&F und andere Standarts), aber die Besitzer sind der Knaller: Sie ist seit 80 Jahren in dem Inn (ihre Eltern hatten es in 20er Jahren übernommen) und Er ist immerhin seit ca. 50 Jahren dort tätig." Diese Information wird uns später von Graeme bestätigt. Der Besitzer ist ein alter Mann, der beim Ausschank äußerst großzügig vorgeht. Mir tat er nur leid, weil er meinetwegen immer wieder auf die Leiter klettern mußte, um ausgerechnet den Whisky vom obersten Regal zu holen, den ich probieren wollte. Da ich von einem Malt Whisky namens Auchroisk noch nie etwas gehört hatte, dachte ich, das müßte etwas ganz exquisites sein. Dummerweise schmeckte er mir überhaupt nicht - genauso wie der Mortlach, den ich bei Graeme an der Bar bestellte.
Da hatte Andy mit seinem Ben Rinnes und Dailuaine schon mehr Glück. Von letzterem kaufen wir uns dann am nächsten Tag eine Flasche im Laden und bezahlen dafür ca. £ 34,-- (außerdem kommen noch eine Flasche A'Bhunadh von Aberlour für den gleichen Preis und eine Flasche Balvenie 12 yrs. Double Wood für ungefähr £ 22,-- hinzu). Wohl bekomm's.
Der Balvenie soll übrigens zu unserem allabendlichen Schlummertrunk vor dem Schlafengehen auf dem Zimmer avancieren - soviel zum Thema Sparen - die Flasche wird genau zwei Wochen reichen, dann muß Nachschub her.
So, das war ein kleiner Exkurs in die Welt des Whiskys - zurück nach Craigellachie, wo wir pudelnaß herumsitzen und den gastlichen Ort schon bald verlassen müssen, weil unser spendables Männlein um halb drei zum Behufe der Mittagspause sein Lokal bis 17 Uhr schließen muß. Und draußen regnet es noch immer.
Aber da ist eine Bushaltestelle. Hooray! Nun ja, leider steht auf dem Fahrplan, daß unser Bus erst in 50 Minuten kommt - und wenn man dringend dahin muß, wo selbst der Kaiser immer zu Fuß hingeht, können 50 Minuten unendlich lang werden. Da gibt es nur eine Lösung: man trinke einen Kaffee im Hotel hinter uns und suche dann die vorhandenen Örtlichkeiten auf. Welch geniale Idee! Kaum ist das entsprechende Geschäft erledigt, erkundigen wir uns höflich, ob wir wohl einen Kaffee trinken könnten.
Mit dem Ergebnis, daß man uns noch höflicher in die Bibliothek bittet. Ein Traum wie aus einem alten Film oder Roman: Man stelle sich eine Bibliothek vor, in deren Bücherregalen jahrhunderte Folianten ihr Dasein Buchrücken an Buchrücken fristen. Im Kamin lodert ein Feuer, und die beiden Ohrensessel am Kamin laden zum Verweilen ein, während man auf den Kaffee wartet und genießt.
Wir genießen die Wärme des Feuers, die Behaglichkeit des Raums und den Blick auf die regenverhangene, saftig grüne Landschaft des Spey, der irgendwo da unten in sanften Windungen durch die Berge mäandert. Und dann kommt der Kaffee: heiß, stark, lecker und in einer großen Kanne, die für vier Tassen reicht - dazu für jeden zwei Stück Shortbread. Wider Erwarten muß ich unsere Stärkung nicht mit der Kreditkarte bezahlen - fünf Pfund in bar reichen auch. Ja, so stelle ich mir die perfekte Pause vor.
Der Abend wird dann noch vergnüglicher. Graeme hat uns ein Ceilidh empfohlen, das in den Räumen der Royal British Legion stattfinden soll. Ich bin zunächst skeptisch - wenn das mal kein Bingo-Abend wird! Doch ich soll mich gründlich irren, denn es wird einer der besten Abende. Bei einem Ceilidh trifft sich der ganze Ort, jeder bringt seine Musikinstrumente mit, spielt etwas vor, singt, amüsiert sich freundschaftlich, es wird getanzt - wobei es völlig unwichtig ist, ob man gut tanzen kann - und dann gibt es zum Schluß noch eine Tombola für den guten Zweck.
Da ich zum Tanzen zu kaputt bin, aber jeder irgendwie in das Geschehen integriert werden soll, darf ich Glücksfee spielen. Wir haben zwar auch Lose gekauft, aber gewonnen haben wir nichts außer der Einsicht, daß Tage mit schlechtem Wetter nicht automatisch auch vermurkste Tage sind.
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22.8.08: Freitag
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Der Morgen beginnt überaus frisch für unsere Verhältnisse. Briten sind da irgendwie hartgesottener, obwohl man eine nächtliche Temperatur von 6°C als nicht wirklich sommerlich bezeichnen kann. Gegen Kälte gibt es zwei Hilfsmittel: Kaffee, wenn man tagsüber unterwegs ist, und Whisky, wenn man nicht mehr fahren muß. Welchen Whisky wir uns heute kaufen würden, habe ich gestern bereits breitgetreten - darum gehe ich heute auf diesen Punkt nicht mehr ein.
Viel erwähnenswerter ist das Wetter, das heute ein etwas besseres Gesicht zeigt. Das ist auch gut so, denn wir wollen nach Elgin und die berühmte Elgin Cathedral besichtigen - wie Melrose Abbey leider auch nur noch eine Ruine, aber dafür eine umso schönere (nur wird um Elgin nicht so ein Bohei veranstaltet).
Wir flanieren über zwei Stunden durch die bereits im Mittelalter zerstörte Kathedrale und stellen uns vor, wie es hier einmal ausgesehen haben mag, bevor der Earl von Buchan, auch Wolf von Badenoch genannt, sie samt den dazugehörenden Ort im 14. Jahrhundert aus Rache wegen seiner Exkommunikation in Schutt und Asche legte.
Und weil sich das Wetter bisher so gut gehalten hatte, steuern wir einen Ort an der Küste an, wo es laut Karte einen Leuchtturm geben sollte (nur steht der in Wirklichkeit außerhalb des Ortes - und wir finden die Zufahrt nicht). Lossiemouth, so heißt der hübsche Ort, hat einen schönen Sandstrand, an dem wir uns die Zeit mit dem Sammeln von Muscheln vertreiben und allerlei Treibgut bestaunen, u.a. einen anscheinend auf hoher See von Bord geworfenen Weihnachtsbaum.
Außerdem läßt sich auch hier wieder einmal feststellen, daß Schotten wohl andere Temperaturen gewöhnt sind als wir, denn selbst kleine Kinder springen ohne mit der Wimper zu zucken, in die Fluten. Wir gönnen uns lieber ein Eis und besichtigen anschließend den Hafen.
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23.8.08: Samstag
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Es ist Wochenende, und die Sonne lacht vom Himmel. Und das Frühstück nehmen wir heute eine Stunde später zu uns; allerdings für mich ohne Würstchen, denn darum habe ich Graeme schon am zweiten Tag gebeten. Sie schmecken mir einfach nicht. Doch auch ohne Würstchen ist das Frühstück noch gehaltvoll genug und gibt die nötige Kraft, um in einen erlebnisreichen Tag zu starten.
Heute besuchen wir die Destillerie Glenlivet, die im Gegensatz zu Glenfiddich ihr Wasser nicht aus dem Fluß Fiddich bezieht, sondern aus einer eigenen Quelle. Auch die ebenfalls kostenlose Führung unterscheidet sich ein wenig von der in Glenfiddich; und für mich eindeutig um eine Klasse besser. Hier dürfen wir auch die herumgereichten Getreideproben aus unterschiedlichen Verarbeitungsstadien vor der Destillation anfassen, und wir erfahren, daß die Herstellung von Whisky eigentlich nur die Fortsetzung des Bierbrauens darstellt - mit hochprozentigem Ergebnis. Die Dame, die unsere Gruppe herumführt, beantwortet gerne unsere Fragen und plaudert bei der anschließenden Whiskyprobe angeregt mit uns.
Hier kommen wir auch in den Genuß von Whiskys, die es nicht überall zu kaufen gibt, sondern nur in der Destillerie vor Ort: einen 15 Jahre alten Glenlivet und einen 18 Jahre alten Whisky von einer anderen Destillerie . Natürlich Cask Strength - also direkt vom Faß abgefüllt und nicht wie bei den herkömmlichen, für den Export bestimmten Whiskys, deren Alkoholgehalt mittels Streckung durch Wasser und Nachkolorierung mit Karamell auf 40% bzw. 43% heruntergefahren wird. Für einen solchen Whisky darf man auch gerne tiefer in die Tasche greifen, was wir bereits getan haben - aber viel teurer als hier war der Kauf dadurch auch nicht, denn bei uns wäre nur das nur übers Internet möglich, und dann kämen noch die hohen Versandkosten hinzu. Das bleibt aber nicht der einzige Kauf, denn hier gibt es sie, die kleinen Trinkschalen aus poliertem Zinn mit zwei Griffen rechts und links, die man in Schottland Quaichs (oder auch "cup of friendship") nennt. Aha, nun weiß ich also, was in dem Lied "Auld lang syne" gemeint ist, wenn es heißt "We drink a cup of kindness yet, for auld lang syne."
Aviemore wurde uns von Graeme empfohlen, also fahren wir da als nächstes hin. Aber daß an diesem Tag dort ein Harleytreffen stattfinden würde, hatte er wohl nicht gewußt. Hier ist wirklich die Hölle los, und schon an der Landstraße warten Zuschauer auf einen Konvoi aus 1200 Harleys. Weil hier wirklich der Bär tanzt, verlassen wir den Hort des Wahnsinns in Richtung Grantown-on-Spey, was zur Folge hat, daß wir einen traumhaft schönen See mit Badestrand entdecken, und zwar ganz ohne touristisches Informationsmaterial: Loch Morlich.
Leider haben wir die Badesachen vergessen. Also tun wir das, was gleich nach Baden, Wandern und Fotografieren den meisten Spaß macht: Kaffeetrinken. Hier gibt es den Kaffee zwar nur im Pappbecher, aber dafür haben wir von der im ersten Stock gelegenen Caféterrasse einen einmaligen, unbezahlbaren Ausblick über die schöne Landschaft.
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24.8.08: Sonntag
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Da sich Graemes Tips bisher immer als goldrichtig erwiesen hatten, wollen wir heute Crathes Castle & Gardens besichtigen. Der Tag ist schön, das Wetter prima, und der Parkplatz schön groß und noch nicht allzu voll. Leider ist er aber auch gebührenpflichtig, wie auch Schloß und Gärten, wo es uns angesichts der Eintrittspreise die Sprache verschlägt und beinahe auch noch die Schuhe auszieht. Nach kurzer Beratung beschließen wir, die Wanderschuhe anzulassen und lieber durch die Wälder rund um das Schloß streifen. Es soll sich als die richtige Entscheidung herausstellen, denn dieser Wald ist einfach zauberhaft, und Andy gelingen einige der schönsten Naturaufnahmen.Und weil der Tag noch so jung ist, möchten wir uns als Ersatz für den nicht zugänglichen Leuchtturm von Lossiemouth den zum Museum umfunktionierten Leuchtturm von Fraserburgh anschauen.
Aber da haben wir noch keine Vorstellung davon, was für einen trostlosen Eindruck diese Stadt auf uns machen wird. Eine triste, herabgewirtschaftete Stadt, grau in grau, nirgends in Schottland habe ich einen trostloseren Anblick gesehen als hier; womit auch diesmal wieder Graeme recht gehabt hat.
Ich komme zu dem Schluß, daß wir wohl noch ein paar Tage mehr in dieser Gegend bräuchten, wenn wir auch die restlichen Destillerien besichtigen wollten wie z.B. Glen Grant mit seinen herrlichen Gärten, Strathisla oder Glenfarclas - aber ich denke, die Führungen werden sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden; und so lasse ich es mit den bereits besichtigten Destillerien (Glenfiddich und Glenlivet) fürs erste auf sich beruhen - zumal Schottland groß ist und wir auf dem noch vor uns liegenden Teil unserer Reise gewiß der ein oder anderen Destillerie nahe kommen werden.
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25.8.08: Montag ~ Dufftown-Black Isle:
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Schade, daß unser Aufenthalt hier so kurz war. Aber nun geht es ja weiter zum nächsten Ziel unserer großen Schottland-Rundreise: der Black Isle - nördlich von Inverness - der ich Kapitel Nr. 4 widmen werde.
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