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Samstag, 7. September 2013
My heart is in the Highlands - Part 6 – The last one.
blaupause7, 21:57h
Wir haben die Queen gesehen - bei den Highland Games in Braemar. Dieses Highlight stellt den Abschluß unserer Rundreise durch Schottland dar.
Fünf Etappen liegen hinter uns; fehlt nur noch der sechste und letzte Teil …
⌂⌂⌂ … unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) … ⌂⌂⌂
→→→@ →→→@ →→→@
Vom 5.9. bis 7.9.08 wohnten wir in dem Vier-Sterne-B&B "Dalhenzean Lodge" von Mike und Joyce Purdie in Glenshee. Glenshee bedeutet auch "Glen of the Fairies", also das gleiche wie Fairy Glen auf der Black Isle. In Braemar hatten wir schon Monate vorher versucht, ein Zimmer zu bekommen, aber die erschwinglichen Unterkünfte waren schon lange im voraus ausgebucht, und einen dreistelligen Betrag wollten wir für eine Übernachtung nicht hinlegen.
Mit etwas Glück haben wir dann übers Internet ein B&B in der Umgebung (die auch ein wenig weiter von Braemar weg liegen kann) gefunden, das mit 55 Pfund pro Nacht unser Budget nicht zu sehr belasten sollte.
Impression von unserem Zimmer
Und so sieht's außerhalb unseres Zimmerfensters aus.
Romantisch.
→→→@ →→→@ →→→@
5.9.08: Freitag ~ Isle of Skye-Glenshee:
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Und wieder sind wir einen ganzen Tag unterwegs, denn die Isle of Skye ist groß und unser Ziel locker 370 Kilometer (wenn nicht gar noch mehr) entfernt, zu erreichen über etliche Single Track Roads. Ja, Entfernungsangaben sind in Schottland schon sehr speziell und mit den unseren nicht zu vergleichen. Für dreihundert Kilometer ist man dort eben nicht drei Stunden unterwegs, sondern im ungünstigen Fall acht.
Und so sieht die gefahrene Strecke aus: Kyle of Lochalsh - Glen Shiel - Glen Garry - Loch Oich - Loch Lochy - Pitlochry - Edradour - Kirkmichael - Dalhenzean Lodge. Und wieder haben wir ein B&B erwischt, das mitten in der Landschaft liegt. Die nächsten größeren Ortschaften sind Kirkmichael (10 km entfernt) und Blairgowrie (17 km entfernt).
An die allgegenwärtigen Schafe sind wir ja schon gewöhnt, aber die folgende Variante ist neu: Ein fürsorglicher Farmer hat selbstgemalte Schilder aufgestellt. "Sheep crossing" lesen wir zuerst, dann folgt ein paar hundert Yards später das nächste Schild "Lambs crossing" - und zum Schluß die Krönung "Young lambs crossing".
Bei soviel Fürsorglichkeit sind wir doch besonders vorsichtig, denn einem süßen kleinen Lamm wollen wir natürlich keinen Schaden zufügen. Und auch die nächste Strecke hält eine Armada von Schildern bereit, die wir in dieser Form zuvor auch noch nicht gesehen haben: Vor Fasanen wird gewarnt. Und das ist keine leere Drohung, denn alle paar hundert Yards finden sich Reste plattgefahrener Vögel. Und die lebenden Exemplare (Männlein wie Weiblein) bevölkern zu Dutzenden die Straßengräben.
Ständig taucht im Gebüsch der charakteristische Kopf eines solchen Federviehs auf. Auch beim abendlichen Spaziergang über die Wiesen hinterm Haus erblicken wir Fasane. Und Hasen. Außerdem flattern uns beim Betreten des Grundstücks etwas später Fledermäuse um die Nase.
Nachdem wir Mike und Joyce sowie das Haus kennengelernt haben, fahren wir nach Kirkmichael zum Einkaufen in den Dorfladen, wo es alles mögliche zu kaufen gibt, und kaufen uns Bier, denn das nächste Pub ist fern. Aber das ist kein Beinbruch - das B&B liegt einfach traumhaft schön, und Mike und Joyce sind unbeschreiblich nett. Auch mit den anderen Gästen verstehen wir uns auf Anhieb.
Eine nette Geschichte am Rande: Früher gab es in jedem Herrenhaus Glocken, mit denen die Herrschaft ihre Dienstboten herbeiläuten konnte - und in der Dalhenzean Lodge existieren diese heute noch funktionierenden Glocken noch immer und können von jedem Zimmer aus zum Läuten gebracht werden. Das ist ja wie in Downton Abbey!
Also, Finger weg von der Kurbel neben dem Kamin! Es sei denn, es herrscht ein absoluter Notfall.
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6.9.08: Samstag - das Braemar Gathering
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Das Frühstück um acht Uhr ist sehr lecker und sehr sättigend, und weil das Porridge so lecker sein soll, bestelle ich auch gleich welches für den nächsten Morgen. Ein gutes Frühstück ist essentiell, wenn man viel vorhat, so wie wir heute, denn wir haben Karten für das Braemar Gathering, das einzige unter den unzähligen, über den Sommer verteilten Highland Games, bei dem noch in den alten Maßeinheiten gemessen wird und bei dem Ihre Königliche Majestät, die Queen den Siegern Preise überreicht.
Ich muß sagen, trotz des immensen Besucheraufkommens sind Anfahrt und Parken perfekt durchorganisiert. Wir machen uns gegen 9.30 Uhr auf den Weg und werden von Sicherheitsleuten unterwegs gefragt, wohin wir wollen und werden, wie alle anderen vor uns auch, über eine private Straße auf den Ländereien eines Landlords nach Braemar umgeleitet. Wer nicht nach Braemar zu dem Gathering möchte, darf auf der A93 weiterfahren.
Allerdings bedeutet erhöhtes Polizeiaufgebot auch das Aus für einige Camper, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, ihre Zelte auf den Ländereien aufzuschlagen - was den Polizisten sichtlich mißfällt und die jungen Leuten mit einer unmißverständlichen Geste auffordert, den Platz umgehend zu räumen. Das soll uns nicht kümmern, und wir folgen den Anweisungen des Sicherheitspersonals, die uns auf einen kostenfreien Parkplatz weisen, auf dem - welche Überraschung - ein Auto mit Kennzeichen aus unserer Stadt steht. Nette Begegnung, aber wir verzichten trotzdem darauf, dem Fahrer einen Zettel unter den Scheibenwischer zu klemmen.
Den Platz erreichen wir nach zehn Uhr, wo diverse Aktivitäten schon in vollem Gange sind. Die Bänke sind nicht gepolstert, wofür sich die Kehrseite irgendwann bedanken wird. Auch daß es im Laufe des Tages schweinekalt werden wird, ist uns egal. Dazu ist das Geschehen in der Arena viel zu spannend. Was gibt es da nicht alles zu sehen! Die obligatorischen Drum&Pipe-Bands, Scottish Dancing, Hammerwurf, Kugelstoßen, Weitsprung, Hochsprung, den legendären Baumstammwurf (Tossing the Caber), Tauziehen, Sackhüpfen (eine Disziplin für Kinder in unterschiedlichen Altersstufen), ein 220-, 440-Yards- und One-Mile-Lauf, Staffellauf und diverse andere Wettläufe - und für mich der Lauf, der auch von Senioren alles fordert: der Hill Race.
Respekt! Und alles noch zu gleicher Zeit, und nicht etwa alle nacheinander. Da weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Am naheliegendsten sind natürlich sämtliche Mannschaften, die dicht vor unserer Nase im Tauziehen alles geben, dicht gefolgt von den Kraftpaketen, die sich im Hammerwurf, Kugelstoßen und Baumstammwurf versuchen.
Ein Athlet aus Kalifornien soll schließlich alle übertrumpfen und in den meisten Disziplinen herausragen. Nur von den tanzenden Mädchen sehen wir nicht viel, weil die Tribüne zu weit weg steht. Man kann eben nicht alles haben. Zum Trost können wir wenigstens problemlos die Königin sehen, die am Nachmittag in ihrem Bentley in das Stadion chauffiert wird.
Auf diesen Moment scheinen die meisten Besucher wohl gewartet zu haben. Ergriffen singt das Publikum die Hymne, deren Text ich leider nicht beherrsche, und dann zücken sie alle ihre Kameras. Ich gestehe, auch wir haben fleißig drauflos geknipst - und im Endeffekt sind es 1270 Digitalfotos und drei Filme zu je 36 Bilder, die an diesem Tag entstehen. Eine huldvoll winkende Königsfamilie ist auf den Bildern genauso vertreten wie eine Königin, die sich in einer nicht ganz so königlichen Haltung zu ihrem Sprössling hinüberbeugt. Es ist eben nicht immer leicht, die Contenance zu wahren.
Was gibt es noch über diesen Tag zu sagen? Speis und Trank waren in der Preisgestaltung durchwachsen. Während zum Beispiel Kaffee mit £ 1,20 noch relativ günstig ist, schlägt ein mit drei Erdbeeren und fünf erdbeerförmigen Marshmallows gespickter Spieß (Strawberry Kebab) mit £ 2,50 zu Buche und eine Portion Waffeln mit Erdbeeren und Sahne vier Pfund.
Was für Preise. Aber da man sich ja sonst nicht so viel gönnt, spare ich mir den zuletzt genannten Genuß - dafür ist ein fürstliches Essen am Abend im Hotel "Bridge of Cally" angesagt. Für drei Vorspeisen, ein Hauptgericht und einiges an Getränken zahlen wir einunddreißig Pfund. Damit fahren wir günstiger und haben mehr Spaß als auf dem "Family Ceilidh", für das uns Mike Freikarten geschenkt hat.
Was für eine steife Veranstaltung! Und was für ein Kulturschock, denn die Veranstaltung findet in einem Hotel statt; das Essen dort scheint auch nicht der Brüller zu sein und hat Ähnlichkeit mit dem Inhalt einer Gulaschkanone. Scottish Dance und ein musizierendes Publikum ist weit und breit nicht zu sehen, und die Zweimannband auf der Bühne spielt Schlager nach anstatt schottischen Folk. Die Enttäuschung darüber, daß wir uns hier irgendwie fehl am Platz fühlen, können wir nur noch mit teurem Whisky hinwegspülen (und selbst der war bei unserem ersten Ceilidh um Längen günstiger). Schade, denken wir uns, wir hätten im Restaurant bleiben und nett klönschnacken sollen.
Wenn Mike uns fragt, wie es denn war - na, das wird was geben! Am besten bleiben wir diplomatisch und sagen, daß es anders war als erwartet.
Der Rückweg mutiert zur Safari, bei der allergrößte Vorsicht angesagt ist - denn hier wimmelt es von Rehen, und die sind sehr aktiv. Zum Glück aber passiert weder uns noch den Rehen etwas.
→→→@ →→→@ →→→@
In Glenshee wäre ich gerne länger geblieben, weil es mir von all den besuchten Orten am besten gefiel. Die Landschaft ist grün und hügelig, aber die Berge nicht so steil, daß ich Angst vor einem Absturz haben muß. Unser B&B, das nicht nur vom Scottish Tourist Board, sondern auch vom britischen Automobilclub je vier Sterne erhalten hat, ist für meine Begriffe traumhaft schön und wird von einem supernetten Ehepaar geführt. Sie sprechen beide gut deutsch.
Doch so schön es dort auch war - am Am 7. September mußten wir uns wieder einmal verabschieden, aber diesmal war es ein Abschied von Schottland, denn wir traten so langsam den Rückweg an.
Die Fotos stammen von meinem Handy und der Spiegelreflexkameera meines Mannes; aber ausgerechnet in diesem Kapitel konnte ich nur ein einziges Bild von den Highland Games zeigen, weil sämtliche Fotos, die wir gemacht haben, gut erkennbare Personen zeigen, deren Namen wir nicht kennen. Und ob die es so toll fänden, ihre Nasen noch einmal hier zu finden?
Dasselbe gilt für die Königliche Familie. Da können sich die Geister noch so sehr streiten, ob es sich um Personen des Öffentlichen Lebens handelt (deren Bilder man ungefragt im Internet ausstellen darf) oder nicht – ich verzichte dann doch lieber und erfreue mich im familiären Kreis an unseren Fotos.
Das einzige Bild, das ich deshalb hier gezeigt habe, ist das des Hill Race, eines der anderen Wettkämpfe, die es außer dem berüchtigten Baumstammwurf (Tossing the Caber) oder anderen kräftezehrenden Disziplinen noch so gibt.
Die Tauzieher, Sackhüpfer und Staffelläufer müssen deshalb heute draußen bleiben.
Fünf Etappen liegen hinter uns; fehlt nur noch der sechste und letzte Teil …
⌂⌂⌂ … unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) … ⌂⌂⌂
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Vom 5.9. bis 7.9.08 wohnten wir in dem Vier-Sterne-B&B "Dalhenzean Lodge" von Mike und Joyce Purdie in Glenshee. Glenshee bedeutet auch "Glen of the Fairies", also das gleiche wie Fairy Glen auf der Black Isle. In Braemar hatten wir schon Monate vorher versucht, ein Zimmer zu bekommen, aber die erschwinglichen Unterkünfte waren schon lange im voraus ausgebucht, und einen dreistelligen Betrag wollten wir für eine Übernachtung nicht hinlegen.
Mit etwas Glück haben wir dann übers Internet ein B&B in der Umgebung (die auch ein wenig weiter von Braemar weg liegen kann) gefunden, das mit 55 Pfund pro Nacht unser Budget nicht zu sehr belasten sollte.
Impression von unserem Zimmer
Und so sieht's außerhalb unseres Zimmerfensters aus.
Romantisch.
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5.9.08: Freitag ~ Isle of Skye-Glenshee:
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Und wieder sind wir einen ganzen Tag unterwegs, denn die Isle of Skye ist groß und unser Ziel locker 370 Kilometer (wenn nicht gar noch mehr) entfernt, zu erreichen über etliche Single Track Roads. Ja, Entfernungsangaben sind in Schottland schon sehr speziell und mit den unseren nicht zu vergleichen. Für dreihundert Kilometer ist man dort eben nicht drei Stunden unterwegs, sondern im ungünstigen Fall acht.
Und so sieht die gefahrene Strecke aus: Kyle of Lochalsh - Glen Shiel - Glen Garry - Loch Oich - Loch Lochy - Pitlochry - Edradour - Kirkmichael - Dalhenzean Lodge. Und wieder haben wir ein B&B erwischt, das mitten in der Landschaft liegt. Die nächsten größeren Ortschaften sind Kirkmichael (10 km entfernt) und Blairgowrie (17 km entfernt).
An die allgegenwärtigen Schafe sind wir ja schon gewöhnt, aber die folgende Variante ist neu: Ein fürsorglicher Farmer hat selbstgemalte Schilder aufgestellt. "Sheep crossing" lesen wir zuerst, dann folgt ein paar hundert Yards später das nächste Schild "Lambs crossing" - und zum Schluß die Krönung "Young lambs crossing".
Bei soviel Fürsorglichkeit sind wir doch besonders vorsichtig, denn einem süßen kleinen Lamm wollen wir natürlich keinen Schaden zufügen. Und auch die nächste Strecke hält eine Armada von Schildern bereit, die wir in dieser Form zuvor auch noch nicht gesehen haben: Vor Fasanen wird gewarnt. Und das ist keine leere Drohung, denn alle paar hundert Yards finden sich Reste plattgefahrener Vögel. Und die lebenden Exemplare (Männlein wie Weiblein) bevölkern zu Dutzenden die Straßengräben.
Ständig taucht im Gebüsch der charakteristische Kopf eines solchen Federviehs auf. Auch beim abendlichen Spaziergang über die Wiesen hinterm Haus erblicken wir Fasane. Und Hasen. Außerdem flattern uns beim Betreten des Grundstücks etwas später Fledermäuse um die Nase.
Nachdem wir Mike und Joyce sowie das Haus kennengelernt haben, fahren wir nach Kirkmichael zum Einkaufen in den Dorfladen, wo es alles mögliche zu kaufen gibt, und kaufen uns Bier, denn das nächste Pub ist fern. Aber das ist kein Beinbruch - das B&B liegt einfach traumhaft schön, und Mike und Joyce sind unbeschreiblich nett. Auch mit den anderen Gästen verstehen wir uns auf Anhieb.
Eine nette Geschichte am Rande: Früher gab es in jedem Herrenhaus Glocken, mit denen die Herrschaft ihre Dienstboten herbeiläuten konnte - und in der Dalhenzean Lodge existieren diese heute noch funktionierenden Glocken noch immer und können von jedem Zimmer aus zum Läuten gebracht werden. Das ist ja wie in Downton Abbey!
Also, Finger weg von der Kurbel neben dem Kamin! Es sei denn, es herrscht ein absoluter Notfall.
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6.9.08: Samstag - das Braemar Gathering
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Das Frühstück um acht Uhr ist sehr lecker und sehr sättigend, und weil das Porridge so lecker sein soll, bestelle ich auch gleich welches für den nächsten Morgen. Ein gutes Frühstück ist essentiell, wenn man viel vorhat, so wie wir heute, denn wir haben Karten für das Braemar Gathering, das einzige unter den unzähligen, über den Sommer verteilten Highland Games, bei dem noch in den alten Maßeinheiten gemessen wird und bei dem Ihre Königliche Majestät, die Queen den Siegern Preise überreicht.
Ich muß sagen, trotz des immensen Besucheraufkommens sind Anfahrt und Parken perfekt durchorganisiert. Wir machen uns gegen 9.30 Uhr auf den Weg und werden von Sicherheitsleuten unterwegs gefragt, wohin wir wollen und werden, wie alle anderen vor uns auch, über eine private Straße auf den Ländereien eines Landlords nach Braemar umgeleitet. Wer nicht nach Braemar zu dem Gathering möchte, darf auf der A93 weiterfahren.
Allerdings bedeutet erhöhtes Polizeiaufgebot auch das Aus für einige Camper, die es sich in den Kopf gesetzt hatten, ihre Zelte auf den Ländereien aufzuschlagen - was den Polizisten sichtlich mißfällt und die jungen Leuten mit einer unmißverständlichen Geste auffordert, den Platz umgehend zu räumen. Das soll uns nicht kümmern, und wir folgen den Anweisungen des Sicherheitspersonals, die uns auf einen kostenfreien Parkplatz weisen, auf dem - welche Überraschung - ein Auto mit Kennzeichen aus unserer Stadt steht. Nette Begegnung, aber wir verzichten trotzdem darauf, dem Fahrer einen Zettel unter den Scheibenwischer zu klemmen.
Den Platz erreichen wir nach zehn Uhr, wo diverse Aktivitäten schon in vollem Gange sind. Die Bänke sind nicht gepolstert, wofür sich die Kehrseite irgendwann bedanken wird. Auch daß es im Laufe des Tages schweinekalt werden wird, ist uns egal. Dazu ist das Geschehen in der Arena viel zu spannend. Was gibt es da nicht alles zu sehen! Die obligatorischen Drum&Pipe-Bands, Scottish Dancing, Hammerwurf, Kugelstoßen, Weitsprung, Hochsprung, den legendären Baumstammwurf (Tossing the Caber), Tauziehen, Sackhüpfen (eine Disziplin für Kinder in unterschiedlichen Altersstufen), ein 220-, 440-Yards- und One-Mile-Lauf, Staffellauf und diverse andere Wettläufe - und für mich der Lauf, der auch von Senioren alles fordert: der Hill Race.
Respekt! Und alles noch zu gleicher Zeit, und nicht etwa alle nacheinander. Da weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Am naheliegendsten sind natürlich sämtliche Mannschaften, die dicht vor unserer Nase im Tauziehen alles geben, dicht gefolgt von den Kraftpaketen, die sich im Hammerwurf, Kugelstoßen und Baumstammwurf versuchen.
Ein Athlet aus Kalifornien soll schließlich alle übertrumpfen und in den meisten Disziplinen herausragen. Nur von den tanzenden Mädchen sehen wir nicht viel, weil die Tribüne zu weit weg steht. Man kann eben nicht alles haben. Zum Trost können wir wenigstens problemlos die Königin sehen, die am Nachmittag in ihrem Bentley in das Stadion chauffiert wird.
Auf diesen Moment scheinen die meisten Besucher wohl gewartet zu haben. Ergriffen singt das Publikum die Hymne, deren Text ich leider nicht beherrsche, und dann zücken sie alle ihre Kameras. Ich gestehe, auch wir haben fleißig drauflos geknipst - und im Endeffekt sind es 1270 Digitalfotos und drei Filme zu je 36 Bilder, die an diesem Tag entstehen. Eine huldvoll winkende Königsfamilie ist auf den Bildern genauso vertreten wie eine Königin, die sich in einer nicht ganz so königlichen Haltung zu ihrem Sprössling hinüberbeugt. Es ist eben nicht immer leicht, die Contenance zu wahren.
Was gibt es noch über diesen Tag zu sagen? Speis und Trank waren in der Preisgestaltung durchwachsen. Während zum Beispiel Kaffee mit £ 1,20 noch relativ günstig ist, schlägt ein mit drei Erdbeeren und fünf erdbeerförmigen Marshmallows gespickter Spieß (Strawberry Kebab) mit £ 2,50 zu Buche und eine Portion Waffeln mit Erdbeeren und Sahne vier Pfund.
Was für Preise. Aber da man sich ja sonst nicht so viel gönnt, spare ich mir den zuletzt genannten Genuß - dafür ist ein fürstliches Essen am Abend im Hotel "Bridge of Cally" angesagt. Für drei Vorspeisen, ein Hauptgericht und einiges an Getränken zahlen wir einunddreißig Pfund. Damit fahren wir günstiger und haben mehr Spaß als auf dem "Family Ceilidh", für das uns Mike Freikarten geschenkt hat.
Was für eine steife Veranstaltung! Und was für ein Kulturschock, denn die Veranstaltung findet in einem Hotel statt; das Essen dort scheint auch nicht der Brüller zu sein und hat Ähnlichkeit mit dem Inhalt einer Gulaschkanone. Scottish Dance und ein musizierendes Publikum ist weit und breit nicht zu sehen, und die Zweimannband auf der Bühne spielt Schlager nach anstatt schottischen Folk. Die Enttäuschung darüber, daß wir uns hier irgendwie fehl am Platz fühlen, können wir nur noch mit teurem Whisky hinwegspülen (und selbst der war bei unserem ersten Ceilidh um Längen günstiger). Schade, denken wir uns, wir hätten im Restaurant bleiben und nett klönschnacken sollen.
Wenn Mike uns fragt, wie es denn war - na, das wird was geben! Am besten bleiben wir diplomatisch und sagen, daß es anders war als erwartet.
Der Rückweg mutiert zur Safari, bei der allergrößte Vorsicht angesagt ist - denn hier wimmelt es von Rehen, und die sind sehr aktiv. Zum Glück aber passiert weder uns noch den Rehen etwas.
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In Glenshee wäre ich gerne länger geblieben, weil es mir von all den besuchten Orten am besten gefiel. Die Landschaft ist grün und hügelig, aber die Berge nicht so steil, daß ich Angst vor einem Absturz haben muß. Unser B&B, das nicht nur vom Scottish Tourist Board, sondern auch vom britischen Automobilclub je vier Sterne erhalten hat, ist für meine Begriffe traumhaft schön und wird von einem supernetten Ehepaar geführt. Sie sprechen beide gut deutsch.
Doch so schön es dort auch war - am Am 7. September mußten wir uns wieder einmal verabschieden, aber diesmal war es ein Abschied von Schottland, denn wir traten so langsam den Rückweg an.
Die Fotos stammen von meinem Handy und der Spiegelreflexkameera meines Mannes; aber ausgerechnet in diesem Kapitel konnte ich nur ein einziges Bild von den Highland Games zeigen, weil sämtliche Fotos, die wir gemacht haben, gut erkennbare Personen zeigen, deren Namen wir nicht kennen. Und ob die es so toll fänden, ihre Nasen noch einmal hier zu finden?
Dasselbe gilt für die Königliche Familie. Da können sich die Geister noch so sehr streiten, ob es sich um Personen des Öffentlichen Lebens handelt (deren Bilder man ungefragt im Internet ausstellen darf) oder nicht – ich verzichte dann doch lieber und erfreue mich im familiären Kreis an unseren Fotos.
Das einzige Bild, das ich deshalb hier gezeigt habe, ist das des Hill Race, eines der anderen Wettkämpfe, die es außer dem berüchtigten Baumstammwurf (Tossing the Caber) oder anderen kräftezehrenden Disziplinen noch so gibt.
Die Tauzieher, Sackhüpfer und Staffelläufer müssen deshalb heute draußen bleiben.
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My heart is in the Highlands - Part 5
blaupause7, 21:42h
Nach unserer Woche auf der Black Isle, nordöstlich von Inverness, besuchen wir die Isle of Skye, der ich Teil 5 meines Berichts …
⌂⌂⌂ …unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) … ⌂⌂⌂
… widme. Die Fotos stammen von meinem Handy und der Kamera meines Mannes.
Skye, diesen Namen haben die Wikinger dieser Insel gegeben und haben ihr Wesen treffend charakterisiert, denn "Skye" bedeutet soviel wie "Nebel" - und diesen Namen trägt die nun durch eine Brücke mit dem Festland verbundene Hebrideninsel zu recht.
Nur wußten wir Ahnungslosen davon noch nichts, als wir vor Monaten eine Unterkuft über das Internet gebucht hatten. Uns war lediglich bekannt, daß es nicht verkehrt sein kann, ein Mückenschutzgitter vor dem Fenster zu haben. Aber das war dann auch schon alles. Hätten wir gewußt, was uns erwartet, hätten wir uns vermutlich eine andere Gegend ausgesucht, obwohl ich unsere in Kapitel 5 (30.8.-5.9.08: Kildonan) beschriebene Zeit nicht schlecht machen möchte. Es war eben nur ein wenig anders, als ich mir vorgestellt hatte.
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Vom 30.8. bis 5.9.08 wohnten wir in dem B&B "Ashaig" von Colin und Kathleen McCormack in Kildonan auf der Isle of Skye.
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30.8.08: Samstag ~ Black Isle-Isle of Skye:
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"Handcrafted by the sixteen men of Tain", so wirbt die Destillerie Glenmorangie für ihr auch bei uns verkauftes Produkt. Eine Führung wollten wir nicht mitmachen, aber das Angebot im Laden der Destillerie genauer unter die Lupe nehmen. Es gab hier zwar keine Quaichs zu kaufen, aber dafür jede Menge anderes Zubehör für den stilvollen Whiskygenuß. Ich stelle mir allerdings die Frage, wozu man einen Eisbehälter benötigt, den der wahre Connaisseur trinkt sein Aqua Vitae grundsätzlich ohne Eis. Oder würden Sie einen guten Cognac radikal herunterkühlen? Wir entscheiden uns für ein Nosing-Glas mit Deckel, das jedoch nur der Dekoration unseres trauten Heims dienen soll.
Danach fahren wir weiter über Beauly, Cannich, Loch Ness, Fort Augustus, Glen Garry und Glen Shiel, bis wir einen weiteren Touristenmagnet erreichen: Eilean Donan Castle - das Schloß, das durch den Film "Highlander" mit Sean Connery und Christopher Lambert zu Weltruhm gelangt ist. Nach einer kurzen Pause, während der Andy fleißig fotografiert und ich unser vollbeladenes Auto bewache, fahren wir über eine zollfreie Brücke auf die Isle of Skye. Bei Broadford, der zweitgrößten Stadt auf Skye, ist erst einmal ein kurzer Snack angesagt, und zwar im Restaurant "Claymore", das eine recht übersichtliche Karte mit erschwinglichen Gerichten hat. Frisch gestärkt, begeben wir uns nun auf die nicht ganz so einfache Suche nach unserem B&B. Irgendwann streikt nämlich unser Navigationsgerät, und wo wir uns in jenem Moment befinden, können wir nur raten. Auch mein Handy signalisiert Funkstille - kein Empfang. Eigentlich könnten wir jetzt nur noch einen Einheimischen nach dem Weg fragen, aber wir haben Glück. Nach dem Wenden nehmen wir die nächste Ausfahrt in Richtung Kildonan und folgen einfach den Hausnummern in absteigender Reihenfolge, bis wir das gesuchte Haus gefunden haben. Herrlich! Ein Haus mit Wintergarten und Blick auf den See. Auch das Zimmer sieht gemütlich aus, und die Besitzer wirken auch äußerst herzlich. Wo ist denn da nun der Haken?
Den ersten spüren wir sofort, als wir ein paar Minuten vor dem Haus stehenbleiben: Wir werden von unzähligen Mücken (Midges) überfallen und gepiesackt. Den zweiten haben wir bereits bei der Anreise erahnt, als wir erkannt haben, daß wir weitab von einer größeren Ortschaft gelandet sind: Das nächste Pub ist meilenweit entfernt. Und drittens offenbart uns Colin das größte Manko: Das B&B ist tagsüber von 10.30 Uhr bis ca. 16.30 Uhr geschlossen. Das ist ja nicht so schlimm, wenn man wegen schönen Wetters den ganzen Tag auf der Insel unterwegs ist und ohnehin vorhat, möglichst viel draußen zu sein bzw. erst am Abend wiederzukommen.
Das dumme an Skye ist nur, daß diese Hebrideninsel sich zumeist im Nebel, in Wolken oder gar im Regen präsentiert. Es soll durchaus vorkommen, daß man unterwegs pudelnaß wird und eine Wanderung vorzeitig abbrechen muß; und in so einem Fall ist man dankbar für eine Unterkunft, die man jederzeit aufsuchen kann (und sei es nur, daß man sich mittags ein Stündchen aufs Ohr legen möchte).
Noch ist die Welt in Ordnung, und wir setzen uns mit unserem Willkommenstee in den Wintergarten, den Colin und Kathleen liebevoll ihren sun room nennen.
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31.8.08: Sonntag
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Aus dem Wanderbuch in unserem B&B haben wir uns für heute eine Wanderung ausgesucht, die der Autor als "evening stroll" bezeichnet und haben vor, die Halbinsel Greshornish in unserem eigenen Tempo und Rhythmus zu umrunden. "You can rest", heißt es auf der Beschreibung der Wanderroute über den Aussichtspunkt, von dem man einen besonders schönen Blick auf die kleinen Nachbarinselchen haben soll. In einem Punkt gebe ich dem Autor des Wanderführers recht - wir können uns an einigen wirklich atemberaubenden Aussichten erfreuen, aber dafür werden wir von besonders nervtötenden und aufdringlichen Midges umzingelt. Die sind zwanzigmal so klein, aber dafür hundertmal so fies wie die Stechmücken unserer Heimat.
Nach mehreren Stunden durch nasses Sumpfland ssind wir reif für Trockenheit und Wärme, doch es ist erst drei Uhr nachmittags, also kehren wir ins nahegelegene Hotel auf einen Kaffee ein. Es soll der teuerste und mit Abstand schlechteste Kaffee unseres Urlaubs werden, denn das, was uns serviert wird, ist erstens lauwarm und zweitens von der übereifrigen Bedienung in Windeseile durchgefiltert; der reinste Blümchenkaffee, der nach nichts schmeckt. Zusammen mit zwei Stück Kuchen und zwei Whiskys, die sich Andy an der Hotelbar ausschenken läßt, beläuft sich unsere Rechnung auf £ 22,95 - dieser Preis ist nicht zu toppen.
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1.9.08: Montag
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Die "Isle of Mist" macht ihrem Namen alle Ehre und glänzt heute morgen mit Regen. Aus der Wanderung auf den Bla Bheinn wird wohl nichts werden. Wie gut, daß wir uns ein Alternativprogramm zurechtbasteln können. So kommen wir zum einen in den Genuß einer weiteren Führung durch eine Whiskydestillerie, und zum anderen starten von Dunvegan aus sogenannte Seal Boat Trips, also Bootsfahrten zu den Dunvegan Castle vorgelagerten
Seehundsbänken. Da wollen wir natürlich mit dabei sein.
Aber alles schön der Reihe nach. Talisker, die einzige Destillerie auf Skye, bietet Besuchern für £ 5,-- eine geführte Tour, vor deren Beginn es den Willkommenstrunk gibt - wieder eine Besonderheit.
Nun ja, jede Destillerie möchte einzigartig sein und wirbt mit einer nur für sie charakteristischen Eigenart: die kleinste Destillerie Schottlands (Edradour); die einzige, von einer Frau betriebenen Destillerie (Cardhu); die älteste Destillerie Schottlands (Glenturret); die am höchsten gelegene Destillerie Schottlands (Dalwhinnie). Und so weiter, und so fort.
Und auch hier gibt es wieder kleine, aber feine Unterschiede zu den bisher von uns erlebten Führungen. Hier können wir endlich einmal in ein komplett leeres Maischefaß hineinblicken und einen Blick auf die Technik werfen. Höchst interessant. Auch der Destillationsvorgang wird uns bei Talisker ausführlicher erklärt.
Und im Laden der Destillerie finden wir einen Whisky, den es bei uns ebenfalls nicht zu kaufen gibt - natürlich Cask Strength - und einen Quaich (die Cup of Friendship), der unsere Sammlung vortrefflich ergänzen soll. Natürlich hat Qualität ihren Preis, den ich nicht unerwähnt lassen möchte: £ 50,-- kostet der Whisky für die ganz besonderen Gelegenheiten, und für uns damit schon beinahe ein kleines Vermögen.
Nach soviel geistreicher Unterhaltung fahren wir an das entgegengesetzte Ende der Isle of Skye: Dunvegan Castle. Auch hier kann man Schloß und Gärten gegen einen Obulus, den wir aber nicht zahlen wollen, besichtigen.
Also spazieren wir ein wenig ziellos umher, auf der Suche nach den Seal Boats, und entdecken einen Zugang zu den Gärten von Dunvegan Castle, wo es keinen zu interessieren scheint, ob wir uns auch schön brav Eintrittskarten besorgt haben - wir gelangen sozusagen durch die Hintertür hinein, bleiben aber nicht allzu lange, denn wir sind ja schon ganz gespannt auf die vielen Seehunde, die sich laut Reiseführer wie kleine Meerjungfrauen im Wasser unterhalb des Schlosses tummeln.
Wir fahren auf einem Boot mit, das Platz für maximal vier Leute bietet und mit einem Motor angetrieben wird. Langsam tuckern wir hinüber zur ersten Insel, auf der sich eine kleine Gruppe Robben aalt. Kurz vor Erreichen des Inselchens schaltet unser Bootsmann seinen Motor ab und läßt das Boot vorbeitreiben. Was für ein Anblick: Ein Seehund ist ja putziger als der andere! Und das ist nicht nur hier so, sondern auch bei den anderen Inselchen, manche nicht größer als ein Felsbrocken.
Das allerbeste daran ist jedoch das Auftauchen von zwei Seeadlern, die in Schottland äußerst selten geworden sind. Wir sind beeindruckt und tief gerührt darüber, daß wir so viel Schönheit erleben durften. Einen kleinen Kaffee zum Aufwärmen können wir dort auch noch trinken - das ist mir eine kleine Spende für die Seebären wert.
Was haben wir denn noch nicht gesehen und fehlt auf unserer To-Do-Liste? Richtig, Portree - die Hauptstadt der Isle of Skye. Wir steuern einen gebührenpflichtigen Parkplatz an und werfen Geld für zwei Stunden Parkzeit ein.
Doch als der Parkschein ausgespuckt wird, trauen wir unseren Augen nicht: Wir dürfen doch glatt bis zum nächsten Morgen hier stehen. So eine Überraschung! Aber groß ist Portree wahrlich nicht, und schon nach kurzer Zeit haben wir alles gesehen, was interessant sein könnte. Bei der Touristeninformation erfahren wir außerdem, daß uns eine Fahrt mit der Fähre zu den Hebrideninseln Lewis oder Harris so an die fünfzig Pfund kosten würde, und eine Ausflugsfahrt, die nur zu den Standing Stones of Callanish führt, findet immer samstags statt.
Wie dumm, daß wir am Samstag schon wieder ganz woanders sein werden. Da gönnen wir uns doch lieber am Abend ein Taxi, das uns zum Stein Inn auf der Skye-Halbinsel Waternish bringt (und später auch wieder abholt), denn wir wollen es uns im ältesten Gasthof der Insel so richtig gut gehen lassen. Es gibt Fisch für mich - und Steak für Andy.
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2.9.08: Dienstag
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Heute steht zur Abwechslung mal wieder Wandern auf dem Programm. Aber nicht zum Bla Bheinn, sondern zu den Coral Beaches, die nur so heißen, denn die Strände bestehen nicht aus zerbröselten Korallen, sondern aus verhärtetem Seetang, der im Lauf der Zeit in winzig kleine Teilchen zermahlen worden ist; wenn man genau hinschaut, kann man die verknöcherten Ärmchen gut erkennen, doch irgendwann kommt der Tag, an dem auch davon nichts mehr zu sehen sein wird.
Doch noch ist es ja nicht soweit. Wir fahren an Dunvegan vorbei und stellen unser Auto auf einem Wanderparkplatz ab. Der Weg, den unser Reiseführer beschreibt, führt uns fast zu 100% trockenen Fußes über Heidelandschaft und Wiesen, auf der in aller Seelenruhe einige Rinder grasen. Die Kühe sehen friedlich und geradezu knuffig aus - aber vor den Jungbullen, die uns neugierig oder vielleicht auch misstrauisch beäugen, habe ich den allergrößten Respekt.
Und ausgerechnet heute habe ich eine rote Jacke an. Irgendwie wird mir gerade etwas mulmig. Aber sie lassen uns in Frieden unseres Weges ziehen. Am Strand ist es wirklich sehr schön. Wir entdecken ein Inselchen, zu dem man nur gelangt, wenn man bei Ebbe über eine Sandbank stiefelt, die von zerbrochenen Muscheln übersät ist.
Natürlich traut sich mal wieder niemand hinüber - erst als wir loswandern und auf der Sandbank nach besonders schönen Muschelexemplaren suchen, marschieren auch die anderen Landratten los. Die Wanderung gehört mit zu den schönsten, die ich auf Skye erleben darf.
Es ist ein sonniger Nachmittag, und so beschließen wir, zur Abwechslung Uig hinaufzufahren - da, wo die Fähren zu den Hebriden ablegen - und trinken einen Kaffee. Anschließend fahren wir weiter nach Floddygarry, wo es auch Möglichkeiten zum Wandern gibt, und an den Naturgiganten Quiraing, Old Man of Storr und Kilt Rock vorbei. Über Portree geht es dann zurück zu unserem B&B.
Wie jeden Abend, greife ich mir als erstes ein vorgedrucktes Blatt für unser Zimmer und kreuze an, welches Frühstück wir am nächsten Morgen haben möchten: a) das schottische Frühstück, b) das "Lighter Breakfast", bestehend aus Pfannkuchen mit oder ohne Bohnen, c) das "Eggstra Breakfast", bestehend aus Rührei mit Lachs oder geräucherter Makrele.
→→→@ →→→@ →→→@
3.9.08: Mittwoch
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Nach zwei mückenfreien Tagen nehmen wir den nächsten Schwierigkeitsgrad in Angriff. Wir sind optimistisch gestimmt. Der Old Man of Storr will erklommen werden - aber nicht von uns, da wir keine Kletterausrüstung besitzen. Aber am Fuße des Alten Mannes ist es auch schön, und an Wanderwegen ist kein Mangel. Ausgerechnet wir suchen uns denjenigen aus, der sich am schwierigsten herausstellt - mich überkommt Höhenangst, und ich drohe abzurutschen und in die Tiefe zu sausen.
Doch irgendwie schaffen wir es, einen Weg zu erreichen, den wir gefahrlos begehen können, und dann kann auch ich die eindrucksvolle Landschaft genießen. Als ob Riesen sich hier ausgetobt und mit Felsbrocken um sich geworfen hätten. Um die Gegend noch genauer zu erkunden, vergeht uns die Lust, denn ausgerechnet an der exponiertesten Stelle beginnt es wieder zu regnen.
Was soll man in so einem Fall mit dem angebrochenen Tag anfangen, wenn man noch nicht in das B&B hinein kann? Bis nach Inverness fahren, um Imprägniermittel zu kaufen? Wohl kaum.
Ganz einfach - wir fahren nach Borreraig, wo es ein Dudelsackmuseum geben soll. Dabei handelt es sich um ein Privatmuseum der Ortschaft Borreraig, das in einem kleinen Häuschen untergebracht ist, auf dessen weißgetünchte Fassade jemand mit schwarzer Farbe einen Dudelsack gemalt hat. Beim Eintreten werden wir mit stimmungsvoller Flötenmusik, die mir sehr bekannt vorkommt, empfangen.
Nach einer Weile wird mir klar, daß der Künstler, der so gekonnt spielt, einen Narren an der schottischen Gruppe Runrig gefressen haben muß, denn eine CD mit genau denselben Liedern hören wir zur Zeit im Auto rauf und runter. Und dabei sind es nicht nur die bekanntesten Lieder, sondern einige davon befinden sich auf einer Bonus-CD und dürften nur den eingeweihtesten Fans bekannt sein.
Nun aber zurück zum Museum. Das Innere des Häuschens besteht aus einem Lädchen und dem eigentlichen Museum. Das Museum selbst gliedert sich in zwei Teile: auf der einen Seite des Raums befinden sich allerlei wissenswerte Informationen und Fotografien rund um den Dudelsack sowie interessante Schaustücke - Dudelsäcke aus unterschiedlichen Ländern.
Die andere Seite des Museums nehmen allerlei Dinge des täglichen Lebens aus längst vergangenen Zeiten, die die Einwohner von Borreraig gesammelt und zu einer Ausstellung
Zusammengetragen haben; und so gleicht die Ausstellung einem bunten Sammelsurium - angefangen von Banknoten, die längst aus dem Verkehr gezogen worden sind, gefolgt von allen möglichen Haushaltsgegenständen, Werkzeugen und Dingen aus Landwirtschaft, Fischerei und Seefahrt, bis hin zu Kuriositäten wie Seehundsschädel und mumifizierten Ratten in einer Falle. Wohl bekomm's.
Im Lädchen werden viele handgestrickte Kleidungsstücke und andere selbstgemachte Dinge verkauft, aber auch CDs mit Dudelsackmusik. Darauf haben wir nur gewartet - aber auch einige Bücher erringen meine Aufmerksamkeit, denn da ist eines, was jedes Sammlerherz höher schlagen läßt. Sheffield Silver Plated - haben wir nicht so ein Kaffee- bzw. Teeservice vor einiger Zeit in einem Charity Shop in Windsor erworben? Um ganz sicher zu gehen, greife ich zu und kaufe das Traktat. Kaufen ist aber nicht alles - mit den Besitzern des Ladens zu plaudern, ist doch viel spannender.
Wir erhalten sogar den ultimativen Tip von dem netten Herrn mit Bart. Eine Fahrt zum westlichsten Punkt Schottlands, den man ohne Fährüberfahrt mit dem Auto erreichen kann: Neist Point. Hier warten gefühlte 1000 Stufen auf uns - bergauf und bergab - aber es lohnt sich.
Die Abendstimmung ist einfach unbeschreiblich schön. Ein Leuchtturm, ein mächtiges Nebelhorn und unzählige Türmchen auf übereinander gestapelten Steinen, die von Besuchern errichtet wurden (zu welchem Zweck auch immer), hinterlassen bei uns einen bleibenden Eindruck. Wir bauen sogar selbst welche.
Kilt Rock – einer der spektakulären Aussichten, die man auf Skye allenthalben findet.
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4.9.08: Donnerstag
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Der Berg ruft! Heute wollen wir es wissen, denn geplant ist die Besteigung des Bla Bheinn, auch Blaven genannt (nur gibt es im Gälischen kein V). Aber vorher möchten wir noch ausprobieren, wie man sich hoch zu Roß fühlt. Also nichts wie hin zum Suladale Riding Centre!
Eine Stunde später bin ich um eine Erfahrung reicher… meine Kehrseite schmerzt ein wenig von dem harten Sattel (aber nicht ganz so schlimm wie ich befürchtet hatte), gestürzt bin ich nicht, und die Landschaft aus dem Sattel zu betrachten, ist ein wahrer Genuß. Jetzt bin ich am Überlegen, ob ich nicht endlich mal Reitstunden nehmen sollte. Nun aber zum obskuren Objekt der Begierde, dem Bla Bheinn.
Dieser Berg, von den Schotten in die Kategorie der Munros eingeteilt, mißt 914,4 Meter oder auch 3000 Fuß und gilt als nicht zu schwierig zu besteigen. Aber wir ahnen es schon, als wir den Berg in Wolken sehen, daß es früher oder später regnen wird. Eigentlich kein Wunder, wenn man sich im Internet ein im Zeitraffer aufgenommenes Video (10 Stunden auf 75 Sekunden komprimiert) von diesem Berg ansieht.
Es entstand zwar im Dezember 2002, aber damals wie heute ist er von Wolken verhangen. Und richtig: Es regnet. Wir entscheiden uns, eine andere Route einzuschlagen und steigen hinab zum Strand. Nach einer kurzen Pause machen wir uns auf den mühevollen Rückweg zum Auto.
Hatten auf dem Hinweg noch Teile des Pfades unter Wasser gestanden, so ist davon nichts mehr festzustellen. Wir fahren zurück über Broadford und entdecken einen hübschen, idyllisch gelegenen Friedhof, der so friedlich ist, daß sogar vereinzelt Schafe darauf grasen. Das finde ich nun wiederum ziemlich skurril.
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Der Rest des Nachmittags ist dem Packen gewidmet, denn am nächsten Tag geht es weiter zu unserem nächsten Ziel: dem wunderschönen Tal von Glenshee (Kapitel 6 der Schottlandreise) .
⌂⌂⌂ …unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) … ⌂⌂⌂
… widme. Die Fotos stammen von meinem Handy und der Kamera meines Mannes.
Skye, diesen Namen haben die Wikinger dieser Insel gegeben und haben ihr Wesen treffend charakterisiert, denn "Skye" bedeutet soviel wie "Nebel" - und diesen Namen trägt die nun durch eine Brücke mit dem Festland verbundene Hebrideninsel zu recht.
Nur wußten wir Ahnungslosen davon noch nichts, als wir vor Monaten eine Unterkuft über das Internet gebucht hatten. Uns war lediglich bekannt, daß es nicht verkehrt sein kann, ein Mückenschutzgitter vor dem Fenster zu haben. Aber das war dann auch schon alles. Hätten wir gewußt, was uns erwartet, hätten wir uns vermutlich eine andere Gegend ausgesucht, obwohl ich unsere in Kapitel 5 (30.8.-5.9.08: Kildonan) beschriebene Zeit nicht schlecht machen möchte. Es war eben nur ein wenig anders, als ich mir vorgestellt hatte.
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Vom 30.8. bis 5.9.08 wohnten wir in dem B&B "Ashaig" von Colin und Kathleen McCormack in Kildonan auf der Isle of Skye.
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30.8.08: Samstag ~ Black Isle-Isle of Skye:
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"Handcrafted by the sixteen men of Tain", so wirbt die Destillerie Glenmorangie für ihr auch bei uns verkauftes Produkt. Eine Führung wollten wir nicht mitmachen, aber das Angebot im Laden der Destillerie genauer unter die Lupe nehmen. Es gab hier zwar keine Quaichs zu kaufen, aber dafür jede Menge anderes Zubehör für den stilvollen Whiskygenuß. Ich stelle mir allerdings die Frage, wozu man einen Eisbehälter benötigt, den der wahre Connaisseur trinkt sein Aqua Vitae grundsätzlich ohne Eis. Oder würden Sie einen guten Cognac radikal herunterkühlen? Wir entscheiden uns für ein Nosing-Glas mit Deckel, das jedoch nur der Dekoration unseres trauten Heims dienen soll.
Danach fahren wir weiter über Beauly, Cannich, Loch Ness, Fort Augustus, Glen Garry und Glen Shiel, bis wir einen weiteren Touristenmagnet erreichen: Eilean Donan Castle - das Schloß, das durch den Film "Highlander" mit Sean Connery und Christopher Lambert zu Weltruhm gelangt ist. Nach einer kurzen Pause, während der Andy fleißig fotografiert und ich unser vollbeladenes Auto bewache, fahren wir über eine zollfreie Brücke auf die Isle of Skye. Bei Broadford, der zweitgrößten Stadt auf Skye, ist erst einmal ein kurzer Snack angesagt, und zwar im Restaurant "Claymore", das eine recht übersichtliche Karte mit erschwinglichen Gerichten hat. Frisch gestärkt, begeben wir uns nun auf die nicht ganz so einfache Suche nach unserem B&B. Irgendwann streikt nämlich unser Navigationsgerät, und wo wir uns in jenem Moment befinden, können wir nur raten. Auch mein Handy signalisiert Funkstille - kein Empfang. Eigentlich könnten wir jetzt nur noch einen Einheimischen nach dem Weg fragen, aber wir haben Glück. Nach dem Wenden nehmen wir die nächste Ausfahrt in Richtung Kildonan und folgen einfach den Hausnummern in absteigender Reihenfolge, bis wir das gesuchte Haus gefunden haben. Herrlich! Ein Haus mit Wintergarten und Blick auf den See. Auch das Zimmer sieht gemütlich aus, und die Besitzer wirken auch äußerst herzlich. Wo ist denn da nun der Haken?
Den ersten spüren wir sofort, als wir ein paar Minuten vor dem Haus stehenbleiben: Wir werden von unzähligen Mücken (Midges) überfallen und gepiesackt. Den zweiten haben wir bereits bei der Anreise erahnt, als wir erkannt haben, daß wir weitab von einer größeren Ortschaft gelandet sind: Das nächste Pub ist meilenweit entfernt. Und drittens offenbart uns Colin das größte Manko: Das B&B ist tagsüber von 10.30 Uhr bis ca. 16.30 Uhr geschlossen. Das ist ja nicht so schlimm, wenn man wegen schönen Wetters den ganzen Tag auf der Insel unterwegs ist und ohnehin vorhat, möglichst viel draußen zu sein bzw. erst am Abend wiederzukommen.
Das dumme an Skye ist nur, daß diese Hebrideninsel sich zumeist im Nebel, in Wolken oder gar im Regen präsentiert. Es soll durchaus vorkommen, daß man unterwegs pudelnaß wird und eine Wanderung vorzeitig abbrechen muß; und in so einem Fall ist man dankbar für eine Unterkunft, die man jederzeit aufsuchen kann (und sei es nur, daß man sich mittags ein Stündchen aufs Ohr legen möchte).
Noch ist die Welt in Ordnung, und wir setzen uns mit unserem Willkommenstee in den Wintergarten, den Colin und Kathleen liebevoll ihren sun room nennen.
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31.8.08: Sonntag
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Aus dem Wanderbuch in unserem B&B haben wir uns für heute eine Wanderung ausgesucht, die der Autor als "evening stroll" bezeichnet und haben vor, die Halbinsel Greshornish in unserem eigenen Tempo und Rhythmus zu umrunden. "You can rest", heißt es auf der Beschreibung der Wanderroute über den Aussichtspunkt, von dem man einen besonders schönen Blick auf die kleinen Nachbarinselchen haben soll. In einem Punkt gebe ich dem Autor des Wanderführers recht - wir können uns an einigen wirklich atemberaubenden Aussichten erfreuen, aber dafür werden wir von besonders nervtötenden und aufdringlichen Midges umzingelt. Die sind zwanzigmal so klein, aber dafür hundertmal so fies wie die Stechmücken unserer Heimat.
Nach mehreren Stunden durch nasses Sumpfland ssind wir reif für Trockenheit und Wärme, doch es ist erst drei Uhr nachmittags, also kehren wir ins nahegelegene Hotel auf einen Kaffee ein. Es soll der teuerste und mit Abstand schlechteste Kaffee unseres Urlaubs werden, denn das, was uns serviert wird, ist erstens lauwarm und zweitens von der übereifrigen Bedienung in Windeseile durchgefiltert; der reinste Blümchenkaffee, der nach nichts schmeckt. Zusammen mit zwei Stück Kuchen und zwei Whiskys, die sich Andy an der Hotelbar ausschenken läßt, beläuft sich unsere Rechnung auf £ 22,95 - dieser Preis ist nicht zu toppen.
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1.9.08: Montag
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Die "Isle of Mist" macht ihrem Namen alle Ehre und glänzt heute morgen mit Regen. Aus der Wanderung auf den Bla Bheinn wird wohl nichts werden. Wie gut, daß wir uns ein Alternativprogramm zurechtbasteln können. So kommen wir zum einen in den Genuß einer weiteren Führung durch eine Whiskydestillerie, und zum anderen starten von Dunvegan aus sogenannte Seal Boat Trips, also Bootsfahrten zu den Dunvegan Castle vorgelagerten
Seehundsbänken. Da wollen wir natürlich mit dabei sein.
Aber alles schön der Reihe nach. Talisker, die einzige Destillerie auf Skye, bietet Besuchern für £ 5,-- eine geführte Tour, vor deren Beginn es den Willkommenstrunk gibt - wieder eine Besonderheit.
Nun ja, jede Destillerie möchte einzigartig sein und wirbt mit einer nur für sie charakteristischen Eigenart: die kleinste Destillerie Schottlands (Edradour); die einzige, von einer Frau betriebenen Destillerie (Cardhu); die älteste Destillerie Schottlands (Glenturret); die am höchsten gelegene Destillerie Schottlands (Dalwhinnie). Und so weiter, und so fort.
Und auch hier gibt es wieder kleine, aber feine Unterschiede zu den bisher von uns erlebten Führungen. Hier können wir endlich einmal in ein komplett leeres Maischefaß hineinblicken und einen Blick auf die Technik werfen. Höchst interessant. Auch der Destillationsvorgang wird uns bei Talisker ausführlicher erklärt.
Und im Laden der Destillerie finden wir einen Whisky, den es bei uns ebenfalls nicht zu kaufen gibt - natürlich Cask Strength - und einen Quaich (die Cup of Friendship), der unsere Sammlung vortrefflich ergänzen soll. Natürlich hat Qualität ihren Preis, den ich nicht unerwähnt lassen möchte: £ 50,-- kostet der Whisky für die ganz besonderen Gelegenheiten, und für uns damit schon beinahe ein kleines Vermögen.
Nach soviel geistreicher Unterhaltung fahren wir an das entgegengesetzte Ende der Isle of Skye: Dunvegan Castle. Auch hier kann man Schloß und Gärten gegen einen Obulus, den wir aber nicht zahlen wollen, besichtigen.
Also spazieren wir ein wenig ziellos umher, auf der Suche nach den Seal Boats, und entdecken einen Zugang zu den Gärten von Dunvegan Castle, wo es keinen zu interessieren scheint, ob wir uns auch schön brav Eintrittskarten besorgt haben - wir gelangen sozusagen durch die Hintertür hinein, bleiben aber nicht allzu lange, denn wir sind ja schon ganz gespannt auf die vielen Seehunde, die sich laut Reiseführer wie kleine Meerjungfrauen im Wasser unterhalb des Schlosses tummeln.
Wir fahren auf einem Boot mit, das Platz für maximal vier Leute bietet und mit einem Motor angetrieben wird. Langsam tuckern wir hinüber zur ersten Insel, auf der sich eine kleine Gruppe Robben aalt. Kurz vor Erreichen des Inselchens schaltet unser Bootsmann seinen Motor ab und läßt das Boot vorbeitreiben. Was für ein Anblick: Ein Seehund ist ja putziger als der andere! Und das ist nicht nur hier so, sondern auch bei den anderen Inselchen, manche nicht größer als ein Felsbrocken.
Das allerbeste daran ist jedoch das Auftauchen von zwei Seeadlern, die in Schottland äußerst selten geworden sind. Wir sind beeindruckt und tief gerührt darüber, daß wir so viel Schönheit erleben durften. Einen kleinen Kaffee zum Aufwärmen können wir dort auch noch trinken - das ist mir eine kleine Spende für die Seebären wert.
Was haben wir denn noch nicht gesehen und fehlt auf unserer To-Do-Liste? Richtig, Portree - die Hauptstadt der Isle of Skye. Wir steuern einen gebührenpflichtigen Parkplatz an und werfen Geld für zwei Stunden Parkzeit ein.
Doch als der Parkschein ausgespuckt wird, trauen wir unseren Augen nicht: Wir dürfen doch glatt bis zum nächsten Morgen hier stehen. So eine Überraschung! Aber groß ist Portree wahrlich nicht, und schon nach kurzer Zeit haben wir alles gesehen, was interessant sein könnte. Bei der Touristeninformation erfahren wir außerdem, daß uns eine Fahrt mit der Fähre zu den Hebrideninseln Lewis oder Harris so an die fünfzig Pfund kosten würde, und eine Ausflugsfahrt, die nur zu den Standing Stones of Callanish führt, findet immer samstags statt.
Wie dumm, daß wir am Samstag schon wieder ganz woanders sein werden. Da gönnen wir uns doch lieber am Abend ein Taxi, das uns zum Stein Inn auf der Skye-Halbinsel Waternish bringt (und später auch wieder abholt), denn wir wollen es uns im ältesten Gasthof der Insel so richtig gut gehen lassen. Es gibt Fisch für mich - und Steak für Andy.
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2.9.08: Dienstag
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Heute steht zur Abwechslung mal wieder Wandern auf dem Programm. Aber nicht zum Bla Bheinn, sondern zu den Coral Beaches, die nur so heißen, denn die Strände bestehen nicht aus zerbröselten Korallen, sondern aus verhärtetem Seetang, der im Lauf der Zeit in winzig kleine Teilchen zermahlen worden ist; wenn man genau hinschaut, kann man die verknöcherten Ärmchen gut erkennen, doch irgendwann kommt der Tag, an dem auch davon nichts mehr zu sehen sein wird.
Doch noch ist es ja nicht soweit. Wir fahren an Dunvegan vorbei und stellen unser Auto auf einem Wanderparkplatz ab. Der Weg, den unser Reiseführer beschreibt, führt uns fast zu 100% trockenen Fußes über Heidelandschaft und Wiesen, auf der in aller Seelenruhe einige Rinder grasen. Die Kühe sehen friedlich und geradezu knuffig aus - aber vor den Jungbullen, die uns neugierig oder vielleicht auch misstrauisch beäugen, habe ich den allergrößten Respekt.
Und ausgerechnet heute habe ich eine rote Jacke an. Irgendwie wird mir gerade etwas mulmig. Aber sie lassen uns in Frieden unseres Weges ziehen. Am Strand ist es wirklich sehr schön. Wir entdecken ein Inselchen, zu dem man nur gelangt, wenn man bei Ebbe über eine Sandbank stiefelt, die von zerbrochenen Muscheln übersät ist.
Natürlich traut sich mal wieder niemand hinüber - erst als wir loswandern und auf der Sandbank nach besonders schönen Muschelexemplaren suchen, marschieren auch die anderen Landratten los. Die Wanderung gehört mit zu den schönsten, die ich auf Skye erleben darf.
Es ist ein sonniger Nachmittag, und so beschließen wir, zur Abwechslung Uig hinaufzufahren - da, wo die Fähren zu den Hebriden ablegen - und trinken einen Kaffee. Anschließend fahren wir weiter nach Floddygarry, wo es auch Möglichkeiten zum Wandern gibt, und an den Naturgiganten Quiraing, Old Man of Storr und Kilt Rock vorbei. Über Portree geht es dann zurück zu unserem B&B.
Wie jeden Abend, greife ich mir als erstes ein vorgedrucktes Blatt für unser Zimmer und kreuze an, welches Frühstück wir am nächsten Morgen haben möchten: a) das schottische Frühstück, b) das "Lighter Breakfast", bestehend aus Pfannkuchen mit oder ohne Bohnen, c) das "Eggstra Breakfast", bestehend aus Rührei mit Lachs oder geräucherter Makrele.
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3.9.08: Mittwoch
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Nach zwei mückenfreien Tagen nehmen wir den nächsten Schwierigkeitsgrad in Angriff. Wir sind optimistisch gestimmt. Der Old Man of Storr will erklommen werden - aber nicht von uns, da wir keine Kletterausrüstung besitzen. Aber am Fuße des Alten Mannes ist es auch schön, und an Wanderwegen ist kein Mangel. Ausgerechnet wir suchen uns denjenigen aus, der sich am schwierigsten herausstellt - mich überkommt Höhenangst, und ich drohe abzurutschen und in die Tiefe zu sausen.
Doch irgendwie schaffen wir es, einen Weg zu erreichen, den wir gefahrlos begehen können, und dann kann auch ich die eindrucksvolle Landschaft genießen. Als ob Riesen sich hier ausgetobt und mit Felsbrocken um sich geworfen hätten. Um die Gegend noch genauer zu erkunden, vergeht uns die Lust, denn ausgerechnet an der exponiertesten Stelle beginnt es wieder zu regnen.
Was soll man in so einem Fall mit dem angebrochenen Tag anfangen, wenn man noch nicht in das B&B hinein kann? Bis nach Inverness fahren, um Imprägniermittel zu kaufen? Wohl kaum.
Ganz einfach - wir fahren nach Borreraig, wo es ein Dudelsackmuseum geben soll. Dabei handelt es sich um ein Privatmuseum der Ortschaft Borreraig, das in einem kleinen Häuschen untergebracht ist, auf dessen weißgetünchte Fassade jemand mit schwarzer Farbe einen Dudelsack gemalt hat. Beim Eintreten werden wir mit stimmungsvoller Flötenmusik, die mir sehr bekannt vorkommt, empfangen.
Nach einer Weile wird mir klar, daß der Künstler, der so gekonnt spielt, einen Narren an der schottischen Gruppe Runrig gefressen haben muß, denn eine CD mit genau denselben Liedern hören wir zur Zeit im Auto rauf und runter. Und dabei sind es nicht nur die bekanntesten Lieder, sondern einige davon befinden sich auf einer Bonus-CD und dürften nur den eingeweihtesten Fans bekannt sein.
Nun aber zurück zum Museum. Das Innere des Häuschens besteht aus einem Lädchen und dem eigentlichen Museum. Das Museum selbst gliedert sich in zwei Teile: auf der einen Seite des Raums befinden sich allerlei wissenswerte Informationen und Fotografien rund um den Dudelsack sowie interessante Schaustücke - Dudelsäcke aus unterschiedlichen Ländern.
Die andere Seite des Museums nehmen allerlei Dinge des täglichen Lebens aus längst vergangenen Zeiten, die die Einwohner von Borreraig gesammelt und zu einer Ausstellung
Zusammengetragen haben; und so gleicht die Ausstellung einem bunten Sammelsurium - angefangen von Banknoten, die längst aus dem Verkehr gezogen worden sind, gefolgt von allen möglichen Haushaltsgegenständen, Werkzeugen und Dingen aus Landwirtschaft, Fischerei und Seefahrt, bis hin zu Kuriositäten wie Seehundsschädel und mumifizierten Ratten in einer Falle. Wohl bekomm's.
Im Lädchen werden viele handgestrickte Kleidungsstücke und andere selbstgemachte Dinge verkauft, aber auch CDs mit Dudelsackmusik. Darauf haben wir nur gewartet - aber auch einige Bücher erringen meine Aufmerksamkeit, denn da ist eines, was jedes Sammlerherz höher schlagen läßt. Sheffield Silver Plated - haben wir nicht so ein Kaffee- bzw. Teeservice vor einiger Zeit in einem Charity Shop in Windsor erworben? Um ganz sicher zu gehen, greife ich zu und kaufe das Traktat. Kaufen ist aber nicht alles - mit den Besitzern des Ladens zu plaudern, ist doch viel spannender.
Wir erhalten sogar den ultimativen Tip von dem netten Herrn mit Bart. Eine Fahrt zum westlichsten Punkt Schottlands, den man ohne Fährüberfahrt mit dem Auto erreichen kann: Neist Point. Hier warten gefühlte 1000 Stufen auf uns - bergauf und bergab - aber es lohnt sich.
Die Abendstimmung ist einfach unbeschreiblich schön. Ein Leuchtturm, ein mächtiges Nebelhorn und unzählige Türmchen auf übereinander gestapelten Steinen, die von Besuchern errichtet wurden (zu welchem Zweck auch immer), hinterlassen bei uns einen bleibenden Eindruck. Wir bauen sogar selbst welche.
Kilt Rock – einer der spektakulären Aussichten, die man auf Skye allenthalben findet.
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4.9.08: Donnerstag
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Der Berg ruft! Heute wollen wir es wissen, denn geplant ist die Besteigung des Bla Bheinn, auch Blaven genannt (nur gibt es im Gälischen kein V). Aber vorher möchten wir noch ausprobieren, wie man sich hoch zu Roß fühlt. Also nichts wie hin zum Suladale Riding Centre!
Eine Stunde später bin ich um eine Erfahrung reicher… meine Kehrseite schmerzt ein wenig von dem harten Sattel (aber nicht ganz so schlimm wie ich befürchtet hatte), gestürzt bin ich nicht, und die Landschaft aus dem Sattel zu betrachten, ist ein wahrer Genuß. Jetzt bin ich am Überlegen, ob ich nicht endlich mal Reitstunden nehmen sollte. Nun aber zum obskuren Objekt der Begierde, dem Bla Bheinn.
Dieser Berg, von den Schotten in die Kategorie der Munros eingeteilt, mißt 914,4 Meter oder auch 3000 Fuß und gilt als nicht zu schwierig zu besteigen. Aber wir ahnen es schon, als wir den Berg in Wolken sehen, daß es früher oder später regnen wird. Eigentlich kein Wunder, wenn man sich im Internet ein im Zeitraffer aufgenommenes Video (10 Stunden auf 75 Sekunden komprimiert) von diesem Berg ansieht.
Es entstand zwar im Dezember 2002, aber damals wie heute ist er von Wolken verhangen. Und richtig: Es regnet. Wir entscheiden uns, eine andere Route einzuschlagen und steigen hinab zum Strand. Nach einer kurzen Pause machen wir uns auf den mühevollen Rückweg zum Auto.
Hatten auf dem Hinweg noch Teile des Pfades unter Wasser gestanden, so ist davon nichts mehr festzustellen. Wir fahren zurück über Broadford und entdecken einen hübschen, idyllisch gelegenen Friedhof, der so friedlich ist, daß sogar vereinzelt Schafe darauf grasen. Das finde ich nun wiederum ziemlich skurril.
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Der Rest des Nachmittags ist dem Packen gewidmet, denn am nächsten Tag geht es weiter zu unserem nächsten Ziel: dem wunderschönen Tal von Glenshee (Kapitel 6 der Schottlandreise) .
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My heart is in the Highlands - Part 4
blaupause7, 21:18h
Wir fahren in den hohen Norden - na ja, nicht ganz so hoch, sondern "nur" bis Inverness, aber immerhin schon nördlich genug und auch noch in den Highlands.
Wir befinden uns nun so ziemlich in der Mitte…
⌂⌂⌂ … unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) ⌂⌂⌂ und schreiben Kapitel 4 ~~~ 25.8.-30.8.08: Black Isle. Auch hier verbringen wir wieder fünf Tage, weil wir uns genug Zeit lassen wollen. Die Fotos stammen von meinem Handy und von der Kamera meines Mannes.
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Vom 25. bis 30.8.08 wohnten wir in dem B&B "Grieves Cottage" von Katie und Andrew Stewart auf der Black Isle - eine Halbinsel nordöstlich von Inverness, zwischen Dornoch Firth und Cromarty Firth und in meinen Augen der windigste Ort, den ich bis zu diesem Zeitpunkt je besucht habe.
Ein Leuchtturm im Herzen des Städtchens.
Ein altes Eishaus, mitten in Cromarty.
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25.8.08: Montag ~ Dufftown-Black Isle:
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In Dufftown starten wir nicht sehr früh, denn unser neues Ziel, die Black Isle (eine Halbinsel nördlich von Inverness) liegt nur rund 110 km entfernt. Wir könnten zwar theoretisch schon ab 15 Uhr bei unseren neuen Gastgebern auftauchen, aber da wir vorher die Brodie Countryfare an der A96 in Richtung Inverness, irgendwo zwischen Forres und Nairn, besichtigen und aus purer Neugier auf der Black Isle herumfahren, wird es dann doch zwanzig vor fünf.
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Unser B&B befindet sich auf einer Farm, sehr idyllisch gelegen, und hat drei Sterne vom Scottish Tourist Board verliehen bekommen.
Der nächste Pub ist zwar einige Kilometer entfernt, aber damit kann ich leben, dafür befindet sich der nächste Briefkasten mitten im Feld.
Viel interessanter finde ich, daß hier in der Dämmerung die Fledermäuse um unser neues Domizil kreisen.
Bisher haben wir die unterschiedlichsten Tiere gesehen: Fasane, Wildgänse, Enten, Krähen, Albatrosse, Möwen, Schwalben, ein Wiesel und drei Bachstelzen - die für Schottland obligatorischen, allgegenwärtigen Schafe und Border Collies, nebst einer etwas geringeren Anzahl an Kühen und Pferden, habe ich bewußt außen vor gelassen.
Nun fehlen uns zu unserem Glück nur noch Seehunde und Delphine. Aber wir haben uns für eine Dolphin Watch Tour angemeldet, die am kommenden Freitag stattfinden soll.
Ein Vogelparadies ist Udale Bay. Hier erblicken wir eine gigantische Kolonie von Gänsen, die hier nach ihrer Anreise aus dem hohen Norden überwintern. Möwen und Enten sind hier eindeutig in der Unterzahl. Abend für Abend werden wir die Gänse in Schwärmen fliegen sehen - ein Anblick, der unsere Herzen höher schlagen läßt.
Aber wir haben - außer einer interessanten Tierwelt - noch eine weitere Entdeckung gemacht: Cromarty ist der windigste Ort auf der Black Isle, wo am Tag unserer Ankunft eine gefühlte Windstärke 7 herrschte (near gale), während ein paar Kilometer weiter, nämlich in Rosemarkie, am Moray Firth, die See spiegelglatt war und kaum ein Windhauch zu spüren war.
Wir beschließen spontan, unser Abendessen in Rosemarkie zu uns zu nehmen und suchen dazu das Plough Inn auf - ein gemütliches Pub auf, wo Speisen und Getränke nicht die Welt kosten und auch noch gut schmecken.
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26.8.08: Dienstag
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Nach einer sternklaren Nacht verspeisen wir das leckere Frühstück, das sich zwar in der Zusammensetzung von dem der letzten Woche unterscheidet, uns aber trotzdem besser schmeckt. Katie erzählt uns, daß man auf der Black Isle ab Ende Oktober bzw. Anfang November Polarlichter sehen kann. Warum sind wir nur im Sommer gefahren? Nun will ich so etwas auch mal sehen. Als Trost bleibt mir die Information, daß es laut Wettervorhersage schön bleiben soll.
Die besten Voraussetzungen für eine Fahrt zum nördlichsten Punkt von Schottland, und damit meine ich jetzt nicht John O'Groats, sondern Dunnet Head. Das liegt nur wenige Meilen von John O'Groats entfernt, und man kann von hier aus ebenfalls einen Teil der Orkney-Inseln sehen.
Wir fahren die A9 in Richtung Thurso, durch endlos scheinende Heidelandschaften, übersät von Erika, und je näher wir unserem Ziel kommen, desto schmaler werden die Straßen. Schon längst hat uns unser Navigationssystem von der A9 weggelotst und schickt uns jetzt kreuz und quer über eine Single Track Road nach der anderen. Zum Glück gibt es alle paar hundert Yards Ausweichbuchten (Passing Places), so daß entgegenkommender Verkehr eigentlich kein Thema sein sollte. Hier ist er es auch nicht, denn die Straßen sind schnurgerade, und es gibt hier glücklicherweise auch keine Schafe.
Am Leuchtturm von Dunnet Head könnte es so schön und friedlich sein. Was für eine Idylle. Aber warum muß es immer wieder Zeitgenossen geben, die selbst an einem solch herrlichen, einsamen Ort nach einem Café schreien ("aber hier wäre doch sooo viel Platz" *motz*)? Warum fahren sie nicht einfach weiter nach John O'Groats? Oder nehmen Sie sich von vornherein eine Thermoskanne mit. Damit wären auch wir gut beraten gewesen, denn die an diesem Tag zurückgelegten 350 Kilometer spüren wir dann doch irgendwann. Wir fahren zurück über Wick, das an der Ostküste liegt. Dort kaufen wir bei dem dort ansässigen Markt einer bekannten britischen Supermarktkette ein und entdecken eine DVD-Box, die uns noch in unserer umfangreichen Sammlung fehlt: Torchwood - die zweite Staffel - für unglaubliche £ 34,95 (na, wenn das kein Schnäppchen ist).
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27.8.08: Schwarzer Mittwoch
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Nachdem wir bereits zwei Whiskydestillerien besichtigt haben, wollen wir heute zur Abwechslung einer Brauerei einen Besuch abstatten. Schön, daß es auf der Black Isle die Black Isle Brewery gibt, die unterschiedliche Biersorten produziert, wenn auch in kleinen Mengen. Frohgemut fahren wir die Strecke, die uns das Navigationssystem vorgibt und tasten uns auf der B9161 von Munlochy nach Allangrange aufmerksam vorwärts, denn es handelt sich bei dieser Straße mal wieder um eine Single Track Road. Dummerweise sind die Ausweichbuchten dünn gesät, und in den Kurven wird's besonders eng. Also schleiche ich förmlich die Straße entlang, als mir genau das passiert, was nicht hätte passieren sollen: uns kommt ein Landrover entgegen, der im Gegensatz zu mir, nicht mehr rechtzeitig bremsen kann und mit seinem Fahrzeug in meinen rechten Scheinwerfer hineinrauscht.
Ob wir zugeben möchten, daß wir schuld waren? Nö! Tja, dumm gelaufen. Und natürlich ist an dem Landrover nicht ein Kratzer zu sehen (Kunststück, wenn man einen stählernen T-Träger als Stoßstange hat), während mein Kleinwagen nicht ganz so frisch aussieht. Na supi!
Nun stehen wir auf der Landstraße und warten auf die Polizei, weil der Fahrer des Landrovers nicht der Halter ist, sondern sein Fahrzeug ein Firmenwagen und er vom Gesetz her dazu verpflichtet ist. Die Stunde bis zum Eintreffen des netten, aber etwas hilflosen Polizisten vertreiben wir uns mit dem Ausfüllen eines Europäischen Unfallberichts, den weder der Fahrer des Landrovers noch der Polizist verstehen, da sämtliche Punkte auf dem Formular nur in deutscher Sprache abgehandelt werden.
Aber die Unterschrift des Kontrahenten habe ich trotzdem. Mit einem freundlichen Nicken verabschiedet man sich, dann dürfen wir unseres Weges ziehen. Das Vergnügen an dem Brauereibesuch ist mir erst einmal vergangen, wir fahren aber trotzdem hin, lauschen interessiert den Ausführungen einer Brauereiangestellten mit französischem Akzent, dann geht es zur Bierprobe. Nun ja, es handelt sich ja eher um ein Pröbchen, aber was soll's. Wohl bekomm's! Um uns abzulenken, fahren wir nach Rosemarkie und bewundern im Heimatmuseum Schätze piktischer Steinmetzkunst.
Was dann folgt, grenzt für mich an Absurdes Theater. Naiv wie ich bin, rufe ich erst einmal bei der britischen Versicherung des Kontrahenten an (nennen wir sie Haggis-Versicherung), um den Schaden zu melden. Denkste! So lange sich der Verursacher des Schadens sich nicht bei der Haggis-Versicherung gemeldet hat, läuft gar nichts - und überhaupt müßte ich ja wohl zuerst meiner Versicherung (ich nenne sie der Einfachheit halber Zitronenfalter-Versicherung) den Schaden melden, und dann müßte Zitronenfalter mit Haggis zwecks Abwicklung des Versicherungsfalles Kontakt aufnehmen.
Was für ein Nonsens, erklärt mir darauf hin Zitronenfalter - ich hätte bitte schön Haggis zu kontaktieren und dort meinen Anspruch anzumelden. Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz! Bleibt nur noch eins: ich kontaktiere den ADAC.
Da ist endlich mal jemand kompetentes in der Leitung, der mir den Zentralruf der Deutschen Autoversicherer empfiehlt, und die wiederum raten mir, umgehend eine Werkstatt aufzusuchen, um den eigentlichen Schaden samt den zu erwartenden Preis für die notwendige Reparatur schriftlich festzuhalten. Nicht daß mir in den kommenden Wochen noch ein Unfall passiert und der Unfallgegner dann behauptet, ich wolle ihm einen fremden Schaden unterjubeln.
Oudelally, was für ein Tag. Wir fahren also zu einer Werkstatt zwei Meilen weiter. Der Besitzer ist zwar sehr hilfsbereit und baut mir kostenlos eine neue Glühbirne ein, aber er kann mir keinen Kostenvoranschlag (estimated price) machen, weil der dafür nicht autorisiert ist - aber es gibt da eine Werkstatt in Inverness. Noch haben wir Hoffnung.
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28.8.08: Donnerstag
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Wir haben nun mit der Werkstatt in Inverness einen Termin für 11.30 Uhr ausgemacht. Ich darf zunächst ein Formular ausfüllen, dann kommt ein Angestellter im Blaumann und beäugt kritisch den Schaden. Zunächst wähne ich mich erneut mitten im Absurden Theater, denn er versteht nicht so ganz, weshalb ich einen Kostenvoranschlag möchte, wenn das Auto doch nicht in Schottland repariert werden soll, sondern in Deutschland.
Ich erkläre ihm, daß ich erstens aus Zeitgründen keine Werkstatt in UK mit der Reparatur beauftragen kann und wir das Auto zum Fortsetzen der Reise noch brauchen, und zweitens der estimated price die Art des Schadens aufzeigen soll, damit im Falle eines weiteren Unfalls keiner behaupten kann, ich wollte einen Alt- oder Fremdschaden von der gegnerischen Versicherung reguliert haben.
Das scheint den Mann zu überzeugen, und er berechnet mir für seinen Service auch nichts - und schwuppdiwupp! Bereits am übernächsten Tag soll eine E-Mail mit dem gewünschten Kostenvoranschlag bei uns eintrudeln.
And now for something completely different: Uns wurde rasch und unbürokratisch geholfen, da haben wir nun genügend Zeit für einen Ausflug zu dem weltberühmten Loch Ness. Irgendwie reißt uns aber das dortige Besichtigungsangebot (Nessie Exhibition Center und Urquhart Castle) nicht so vom Hocker, und so fahren wir spontan nach Cannich, einem Ort, von dem wir nicht wissen, was uns dort erwartet.
Der Ort selbst ist ganz hübsch gelegen, hat aber nicht viel zu bieten außer ein paar Häusern mit und ohne B&B und einem Backpacker Hostel. Das befindet sich auf oder neben einem Caravan Park, und so nutzen wir die Gelegenheit, im Caravan Park einen Kaffee zu trinken. Dort entdecken wir eine hochinteressante Wanderroute: einen Rundwanderweg, der an den Dog Falls vorbeiführt.
Wasserfälle sind immer interessant und versprechen Spannung. Da sind wir dabei, das ist prima. Wir genießen also eine eindrucksvolle zweistündige Wanderung, bei der wir zwischendurch immer wieder von den hier zuhauf wachsenden Heidelbeeren naschen. Außerdem erfahren wir, daß hier erst vor kurzem Dreharbeiten zu dem Film "Valhalla" stattgefunden haben, doch leider habe ich darüber bisher noch nichts im Internet gelesen.
Nun ja, irgendwann werden wir den Film sicherlich sehen - dann werde ich mich wieder an unsere schöne Wanderung erinnern und hoffen, daß die Tourismusmaschinerie diesen romantischen Ort noch nicht dem Massenansturm preisgegeben hat.
Auf dem Rückweg entscheiden wir uns dann für eine andere Strecke - eine Alternativroute über Beauly und Muir of Ord. Interessant fand ich hierbei, daß in dieser Ecke Schottlands wohl überdurchschnittlich viele Herr-der-Ringe-Fans leben, denn nirgends sehe ich so viele Häuser mit so klangvollen Namen wie z.B. Rivendell.
Das Abendessen gibt es diesmal zur Abwechslung in der Bar des Royal Hotels, aber ehrlich gesagt, hält sich die Begeisterung in Grenzen, da die Muscheln, die ich mir bestellt habe, in einer Symphonie aus Weißwein, Zitrone, Knoblauch und Sand am Tisch eintreffen. Leider bin ich zu hungrig und auch zu treudoof, um meine Portion wieder zurückgehen zu lassen. Dafür entschädigt uns der mit Tausenden von Sternen übersäte, klare Nachthimmel, den ich später verzückt betrachte, während mich Fledermäuse ganz dicht umschwirren. Eine verfängt sich sogar beinahe in meinen Haaren. Spooky!
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29.8.08: Freitag
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Um 10.30 Uhr stechen wir mit einem Speedboot in See und brechen auf zu einer Dolphin Watch Tour. Zuvor gab es eine kurze Erläuterung durch den Veranstalter, wo im Cromarty Firth Delphine und Tümmler leben, dann bekamen wir Overalls aus einem wasserundurchlässigen Material zum Anziehen und Schwimmwesten übergestreift - inclusive Instruktion über die richtige Handhabung im Notfall.
Wir haben Glück: Heute ist die See, im Gegensatz zu gestern oder gar Montag, nahezu spiegelglatt. Da hätten wir auch die Digitalkamera mitnehmen können, und nicht nur so eine Einwegkamera bzw. einen Film mit Linse. Es wird ein Erlebnis der besonderen Art, denn die Tiere kommen beinahe bis an unser Boot heran.
Eine Teilnehmerin filmt besonders fleißig und erkundigt sich nach unseren Adressen, damit sie uns die besten Aufnahmen zuschicken kann. Was will man mehr?
Am Nachmittag fahren wir nach Rosemarkie, wo Andy ganz wagemutig ins Meer springt - ich ziehe es dagegen vor, am Strand auf unserer Picknickdecke sitzenzubleiben, denn es ist mir einfach viel zu kalt. Wir begeben uns anschließend nochmals in den Pub, das Plough Inn, um ein Bierchen zu trinken - danach wandern wir in das liebliche Fairy Glen - ein Tal, das wohl nur die Einheimischen zu kennen scheinen, was ich zwar nicht verstehe, denn es gibt hier so schöne Wasserfälle, aber auf der anderen Seite bin ich auch froh, daß dieses schöne Tal im Verborgenen liegt.
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Kleiner Nachtrag: Katie und Andrew Stewart haben ihr B&B umbenannt. Es heißt nun nicht mehr Grieves Cottage, sondern Cornfield Cottage. Diesen Namen findet Katie auch viel schöner als den alten - ehrlich gesagt: uns auch.
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Am 30.8.08 heißt es Abschiednehmen, denn wir fahren weiter zur Isle of Skye, der ich meinen fünften Bericht widmen werde. Über die Black Isle möchte ich noch sagen, daß es mir hier sehr gut gefallen hat, auch wenn ich einen Unfall hatte - Single Track Roads (einspurige Straßen) haben es in sich, da muß man langsam fahren.
Sehenswert ist das Groam House Museum in Rosemarkie, wo ein piktischer Stein bewundert werden kann, und die kleine Black Isle Brewery. Sie ist wirklich sehr winzig, liegt aber hübsch.
Wir befinden uns nun so ziemlich in der Mitte…
⌂⌂⌂ … unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) ⌂⌂⌂ und schreiben Kapitel 4 ~~~ 25.8.-30.8.08: Black Isle. Auch hier verbringen wir wieder fünf Tage, weil wir uns genug Zeit lassen wollen. Die Fotos stammen von meinem Handy und von der Kamera meines Mannes.
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Vom 25. bis 30.8.08 wohnten wir in dem B&B "Grieves Cottage" von Katie und Andrew Stewart auf der Black Isle - eine Halbinsel nordöstlich von Inverness, zwischen Dornoch Firth und Cromarty Firth und in meinen Augen der windigste Ort, den ich bis zu diesem Zeitpunkt je besucht habe.
Ein Leuchtturm im Herzen des Städtchens.
Ein altes Eishaus, mitten in Cromarty.
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25.8.08: Montag ~ Dufftown-Black Isle:
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In Dufftown starten wir nicht sehr früh, denn unser neues Ziel, die Black Isle (eine Halbinsel nördlich von Inverness) liegt nur rund 110 km entfernt. Wir könnten zwar theoretisch schon ab 15 Uhr bei unseren neuen Gastgebern auftauchen, aber da wir vorher die Brodie Countryfare an der A96 in Richtung Inverness, irgendwo zwischen Forres und Nairn, besichtigen und aus purer Neugier auf der Black Isle herumfahren, wird es dann doch zwanzig vor fünf.
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Unser B&B befindet sich auf einer Farm, sehr idyllisch gelegen, und hat drei Sterne vom Scottish Tourist Board verliehen bekommen.
Der nächste Pub ist zwar einige Kilometer entfernt, aber damit kann ich leben, dafür befindet sich der nächste Briefkasten mitten im Feld.
Viel interessanter finde ich, daß hier in der Dämmerung die Fledermäuse um unser neues Domizil kreisen.
Bisher haben wir die unterschiedlichsten Tiere gesehen: Fasane, Wildgänse, Enten, Krähen, Albatrosse, Möwen, Schwalben, ein Wiesel und drei Bachstelzen - die für Schottland obligatorischen, allgegenwärtigen Schafe und Border Collies, nebst einer etwas geringeren Anzahl an Kühen und Pferden, habe ich bewußt außen vor gelassen.
Nun fehlen uns zu unserem Glück nur noch Seehunde und Delphine. Aber wir haben uns für eine Dolphin Watch Tour angemeldet, die am kommenden Freitag stattfinden soll.
Ein Vogelparadies ist Udale Bay. Hier erblicken wir eine gigantische Kolonie von Gänsen, die hier nach ihrer Anreise aus dem hohen Norden überwintern. Möwen und Enten sind hier eindeutig in der Unterzahl. Abend für Abend werden wir die Gänse in Schwärmen fliegen sehen - ein Anblick, der unsere Herzen höher schlagen läßt.
Aber wir haben - außer einer interessanten Tierwelt - noch eine weitere Entdeckung gemacht: Cromarty ist der windigste Ort auf der Black Isle, wo am Tag unserer Ankunft eine gefühlte Windstärke 7 herrschte (near gale), während ein paar Kilometer weiter, nämlich in Rosemarkie, am Moray Firth, die See spiegelglatt war und kaum ein Windhauch zu spüren war.
Wir beschließen spontan, unser Abendessen in Rosemarkie zu uns zu nehmen und suchen dazu das Plough Inn auf - ein gemütliches Pub auf, wo Speisen und Getränke nicht die Welt kosten und auch noch gut schmecken.
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26.8.08: Dienstag
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Nach einer sternklaren Nacht verspeisen wir das leckere Frühstück, das sich zwar in der Zusammensetzung von dem der letzten Woche unterscheidet, uns aber trotzdem besser schmeckt. Katie erzählt uns, daß man auf der Black Isle ab Ende Oktober bzw. Anfang November Polarlichter sehen kann. Warum sind wir nur im Sommer gefahren? Nun will ich so etwas auch mal sehen. Als Trost bleibt mir die Information, daß es laut Wettervorhersage schön bleiben soll.
Die besten Voraussetzungen für eine Fahrt zum nördlichsten Punkt von Schottland, und damit meine ich jetzt nicht John O'Groats, sondern Dunnet Head. Das liegt nur wenige Meilen von John O'Groats entfernt, und man kann von hier aus ebenfalls einen Teil der Orkney-Inseln sehen.
Wir fahren die A9 in Richtung Thurso, durch endlos scheinende Heidelandschaften, übersät von Erika, und je näher wir unserem Ziel kommen, desto schmaler werden die Straßen. Schon längst hat uns unser Navigationssystem von der A9 weggelotst und schickt uns jetzt kreuz und quer über eine Single Track Road nach der anderen. Zum Glück gibt es alle paar hundert Yards Ausweichbuchten (Passing Places), so daß entgegenkommender Verkehr eigentlich kein Thema sein sollte. Hier ist er es auch nicht, denn die Straßen sind schnurgerade, und es gibt hier glücklicherweise auch keine Schafe.
Am Leuchtturm von Dunnet Head könnte es so schön und friedlich sein. Was für eine Idylle. Aber warum muß es immer wieder Zeitgenossen geben, die selbst an einem solch herrlichen, einsamen Ort nach einem Café schreien ("aber hier wäre doch sooo viel Platz" *motz*)? Warum fahren sie nicht einfach weiter nach John O'Groats? Oder nehmen Sie sich von vornherein eine Thermoskanne mit. Damit wären auch wir gut beraten gewesen, denn die an diesem Tag zurückgelegten 350 Kilometer spüren wir dann doch irgendwann. Wir fahren zurück über Wick, das an der Ostküste liegt. Dort kaufen wir bei dem dort ansässigen Markt einer bekannten britischen Supermarktkette ein und entdecken eine DVD-Box, die uns noch in unserer umfangreichen Sammlung fehlt: Torchwood - die zweite Staffel - für unglaubliche £ 34,95 (na, wenn das kein Schnäppchen ist).
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27.8.08: Schwarzer Mittwoch
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Nachdem wir bereits zwei Whiskydestillerien besichtigt haben, wollen wir heute zur Abwechslung einer Brauerei einen Besuch abstatten. Schön, daß es auf der Black Isle die Black Isle Brewery gibt, die unterschiedliche Biersorten produziert, wenn auch in kleinen Mengen. Frohgemut fahren wir die Strecke, die uns das Navigationssystem vorgibt und tasten uns auf der B9161 von Munlochy nach Allangrange aufmerksam vorwärts, denn es handelt sich bei dieser Straße mal wieder um eine Single Track Road. Dummerweise sind die Ausweichbuchten dünn gesät, und in den Kurven wird's besonders eng. Also schleiche ich förmlich die Straße entlang, als mir genau das passiert, was nicht hätte passieren sollen: uns kommt ein Landrover entgegen, der im Gegensatz zu mir, nicht mehr rechtzeitig bremsen kann und mit seinem Fahrzeug in meinen rechten Scheinwerfer hineinrauscht.
Ob wir zugeben möchten, daß wir schuld waren? Nö! Tja, dumm gelaufen. Und natürlich ist an dem Landrover nicht ein Kratzer zu sehen (Kunststück, wenn man einen stählernen T-Träger als Stoßstange hat), während mein Kleinwagen nicht ganz so frisch aussieht. Na supi!
Nun stehen wir auf der Landstraße und warten auf die Polizei, weil der Fahrer des Landrovers nicht der Halter ist, sondern sein Fahrzeug ein Firmenwagen und er vom Gesetz her dazu verpflichtet ist. Die Stunde bis zum Eintreffen des netten, aber etwas hilflosen Polizisten vertreiben wir uns mit dem Ausfüllen eines Europäischen Unfallberichts, den weder der Fahrer des Landrovers noch der Polizist verstehen, da sämtliche Punkte auf dem Formular nur in deutscher Sprache abgehandelt werden.
Aber die Unterschrift des Kontrahenten habe ich trotzdem. Mit einem freundlichen Nicken verabschiedet man sich, dann dürfen wir unseres Weges ziehen. Das Vergnügen an dem Brauereibesuch ist mir erst einmal vergangen, wir fahren aber trotzdem hin, lauschen interessiert den Ausführungen einer Brauereiangestellten mit französischem Akzent, dann geht es zur Bierprobe. Nun ja, es handelt sich ja eher um ein Pröbchen, aber was soll's. Wohl bekomm's! Um uns abzulenken, fahren wir nach Rosemarkie und bewundern im Heimatmuseum Schätze piktischer Steinmetzkunst.
Was dann folgt, grenzt für mich an Absurdes Theater. Naiv wie ich bin, rufe ich erst einmal bei der britischen Versicherung des Kontrahenten an (nennen wir sie Haggis-Versicherung), um den Schaden zu melden. Denkste! So lange sich der Verursacher des Schadens sich nicht bei der Haggis-Versicherung gemeldet hat, läuft gar nichts - und überhaupt müßte ich ja wohl zuerst meiner Versicherung (ich nenne sie der Einfachheit halber Zitronenfalter-Versicherung) den Schaden melden, und dann müßte Zitronenfalter mit Haggis zwecks Abwicklung des Versicherungsfalles Kontakt aufnehmen.
Was für ein Nonsens, erklärt mir darauf hin Zitronenfalter - ich hätte bitte schön Haggis zu kontaktieren und dort meinen Anspruch anzumelden. Da beißt sich doch die Katze in den Schwanz! Bleibt nur noch eins: ich kontaktiere den ADAC.
Da ist endlich mal jemand kompetentes in der Leitung, der mir den Zentralruf der Deutschen Autoversicherer empfiehlt, und die wiederum raten mir, umgehend eine Werkstatt aufzusuchen, um den eigentlichen Schaden samt den zu erwartenden Preis für die notwendige Reparatur schriftlich festzuhalten. Nicht daß mir in den kommenden Wochen noch ein Unfall passiert und der Unfallgegner dann behauptet, ich wolle ihm einen fremden Schaden unterjubeln.
Oudelally, was für ein Tag. Wir fahren also zu einer Werkstatt zwei Meilen weiter. Der Besitzer ist zwar sehr hilfsbereit und baut mir kostenlos eine neue Glühbirne ein, aber er kann mir keinen Kostenvoranschlag (estimated price) machen, weil der dafür nicht autorisiert ist - aber es gibt da eine Werkstatt in Inverness. Noch haben wir Hoffnung.
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28.8.08: Donnerstag
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Wir haben nun mit der Werkstatt in Inverness einen Termin für 11.30 Uhr ausgemacht. Ich darf zunächst ein Formular ausfüllen, dann kommt ein Angestellter im Blaumann und beäugt kritisch den Schaden. Zunächst wähne ich mich erneut mitten im Absurden Theater, denn er versteht nicht so ganz, weshalb ich einen Kostenvoranschlag möchte, wenn das Auto doch nicht in Schottland repariert werden soll, sondern in Deutschland.
Ich erkläre ihm, daß ich erstens aus Zeitgründen keine Werkstatt in UK mit der Reparatur beauftragen kann und wir das Auto zum Fortsetzen der Reise noch brauchen, und zweitens der estimated price die Art des Schadens aufzeigen soll, damit im Falle eines weiteren Unfalls keiner behaupten kann, ich wollte einen Alt- oder Fremdschaden von der gegnerischen Versicherung reguliert haben.
Das scheint den Mann zu überzeugen, und er berechnet mir für seinen Service auch nichts - und schwuppdiwupp! Bereits am übernächsten Tag soll eine E-Mail mit dem gewünschten Kostenvoranschlag bei uns eintrudeln.
And now for something completely different: Uns wurde rasch und unbürokratisch geholfen, da haben wir nun genügend Zeit für einen Ausflug zu dem weltberühmten Loch Ness. Irgendwie reißt uns aber das dortige Besichtigungsangebot (Nessie Exhibition Center und Urquhart Castle) nicht so vom Hocker, und so fahren wir spontan nach Cannich, einem Ort, von dem wir nicht wissen, was uns dort erwartet.
Der Ort selbst ist ganz hübsch gelegen, hat aber nicht viel zu bieten außer ein paar Häusern mit und ohne B&B und einem Backpacker Hostel. Das befindet sich auf oder neben einem Caravan Park, und so nutzen wir die Gelegenheit, im Caravan Park einen Kaffee zu trinken. Dort entdecken wir eine hochinteressante Wanderroute: einen Rundwanderweg, der an den Dog Falls vorbeiführt.
Wasserfälle sind immer interessant und versprechen Spannung. Da sind wir dabei, das ist prima. Wir genießen also eine eindrucksvolle zweistündige Wanderung, bei der wir zwischendurch immer wieder von den hier zuhauf wachsenden Heidelbeeren naschen. Außerdem erfahren wir, daß hier erst vor kurzem Dreharbeiten zu dem Film "Valhalla" stattgefunden haben, doch leider habe ich darüber bisher noch nichts im Internet gelesen.
Nun ja, irgendwann werden wir den Film sicherlich sehen - dann werde ich mich wieder an unsere schöne Wanderung erinnern und hoffen, daß die Tourismusmaschinerie diesen romantischen Ort noch nicht dem Massenansturm preisgegeben hat.
Auf dem Rückweg entscheiden wir uns dann für eine andere Strecke - eine Alternativroute über Beauly und Muir of Ord. Interessant fand ich hierbei, daß in dieser Ecke Schottlands wohl überdurchschnittlich viele Herr-der-Ringe-Fans leben, denn nirgends sehe ich so viele Häuser mit so klangvollen Namen wie z.B. Rivendell.
Das Abendessen gibt es diesmal zur Abwechslung in der Bar des Royal Hotels, aber ehrlich gesagt, hält sich die Begeisterung in Grenzen, da die Muscheln, die ich mir bestellt habe, in einer Symphonie aus Weißwein, Zitrone, Knoblauch und Sand am Tisch eintreffen. Leider bin ich zu hungrig und auch zu treudoof, um meine Portion wieder zurückgehen zu lassen. Dafür entschädigt uns der mit Tausenden von Sternen übersäte, klare Nachthimmel, den ich später verzückt betrachte, während mich Fledermäuse ganz dicht umschwirren. Eine verfängt sich sogar beinahe in meinen Haaren. Spooky!
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29.8.08: Freitag
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Um 10.30 Uhr stechen wir mit einem Speedboot in See und brechen auf zu einer Dolphin Watch Tour. Zuvor gab es eine kurze Erläuterung durch den Veranstalter, wo im Cromarty Firth Delphine und Tümmler leben, dann bekamen wir Overalls aus einem wasserundurchlässigen Material zum Anziehen und Schwimmwesten übergestreift - inclusive Instruktion über die richtige Handhabung im Notfall.
Wir haben Glück: Heute ist die See, im Gegensatz zu gestern oder gar Montag, nahezu spiegelglatt. Da hätten wir auch die Digitalkamera mitnehmen können, und nicht nur so eine Einwegkamera bzw. einen Film mit Linse. Es wird ein Erlebnis der besonderen Art, denn die Tiere kommen beinahe bis an unser Boot heran.
Eine Teilnehmerin filmt besonders fleißig und erkundigt sich nach unseren Adressen, damit sie uns die besten Aufnahmen zuschicken kann. Was will man mehr?
Am Nachmittag fahren wir nach Rosemarkie, wo Andy ganz wagemutig ins Meer springt - ich ziehe es dagegen vor, am Strand auf unserer Picknickdecke sitzenzubleiben, denn es ist mir einfach viel zu kalt. Wir begeben uns anschließend nochmals in den Pub, das Plough Inn, um ein Bierchen zu trinken - danach wandern wir in das liebliche Fairy Glen - ein Tal, das wohl nur die Einheimischen zu kennen scheinen, was ich zwar nicht verstehe, denn es gibt hier so schöne Wasserfälle, aber auf der anderen Seite bin ich auch froh, daß dieses schöne Tal im Verborgenen liegt.
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Kleiner Nachtrag: Katie und Andrew Stewart haben ihr B&B umbenannt. Es heißt nun nicht mehr Grieves Cottage, sondern Cornfield Cottage. Diesen Namen findet Katie auch viel schöner als den alten - ehrlich gesagt: uns auch.
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Am 30.8.08 heißt es Abschiednehmen, denn wir fahren weiter zur Isle of Skye, der ich meinen fünften Bericht widmen werde. Über die Black Isle möchte ich noch sagen, daß es mir hier sehr gut gefallen hat, auch wenn ich einen Unfall hatte - Single Track Roads (einspurige Straßen) haben es in sich, da muß man langsam fahren.
Sehenswert ist das Groam House Museum in Rosemarkie, wo ein piktischer Stein bewundert werden kann, und die kleine Black Isle Brewery. Sie ist wirklich sehr winzig, liegt aber hübsch.
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My heart is in the Highlands - Part 3
blaupause7, 20:46h
So, endlich geht es nun in die Highlands. Und was wäre ein Besuch der Highlands ohne wenigstens einmal auf den Spuren des Malt Whisky Trails zu wandeln? Gelegenheit dazu hatten wir auf …
⌂⌂⌂ … unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) ⌂⌂⌂ - Die Fotos stammen von meinem Handy und der Kamera meines Mannes.
Wir schreiben ein ganz besonderes Kapitel, da wir nun fünf Tage in einer der schönsten Gegenden Schottlands weilen, denn wir wollen ja nicht im Eiltempo durch dieses wunderschöne Land hetzen. Willkommen bei Kapitel 3 ~ 20.8.-25.8.08: Dufftown (Speyside). "Rome was built on seven hills, so the local saying goes, but Dufftown stands on seven stills".
Leider stimmt auch dieses Sprichwort nicht so ganz, denn mittlerweile gibt es hier acht Destillerien, die ich aber in meinem aktuellen Bericht nicht im einzelnen aufzählen möchte. Informationsmaterial halten Touristeninformationsbüros feil, so dass man sich vor Ort und ganz spontan über die Öffnungszeiten und Eintrittspreise einen Überblick verschaffen kann.
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Vom 20. bis 25.8.08 wohnten wir in Dufftown (Speyside) im Mason Arms.
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Da Dufftown im Herzen des sogenannten Malt Whisky Trails liegt, wo man eine Whiskydestillerie nach der anderen besichtigen kann, entschieden wir uns für ein paar Tage an diesem malerischen Fleckchen. Bei dem Mason Arms handelt es sich nicht um ein B&B (Bed-and-Breakfast) im eigentlichen Sinn, sondern um einen Gasthof mit Restaurant und Bar, der einige Zimmer zum Übernachten anbietet. Von außen macht das Gebäude zwar nicht viel her und wirkt recht unscheinbar, aber das reichhaltige Frühstück und der nette Betreiber des Mason Arms sorgen dafür, daß wir uns wohlfühlen.
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20.8.08: Mittwoch ~ Edinburgh-Dufftown
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Um halb zehn brechen wir auf, werfen die Hausschlüssel durch den Briefkastenschlitz in der Tür und machen uns auf die Reise. Mit mehreren Pausen brauchen wir für die Strecke von rund 280 Kilometern viereinhalb Stunden - an der wunderschönen Landschaft können wir uns einfach nicht satt genug sehen. Erikateppiche, soweit das Auge reicht, und in bei uns zu Hause verlangen sie für so ein Pflänzchen im Topf 1,99 Euro.
Wir kommen durch Braemar, wo Jahr für Jahr am ersten Wochenende im September traditionsgemäß die Highland Games stattfinden und fragen uns, wie die Stadt das für diesen Tag zu erwartende große Fahrzeugaufkommen bewältigt. Ich sage an dieser Stelle schon: es geht. Wie, das wird hier noch nicht verraten. Wer nachgerechnet hat, der weiß, daß wir um 14 Uhr ankommen und uns folglich noch zwei Stunden Zeit bis zum Einchecken im Mason Arms bleiben.
Wir gönnen also unserem Auto die wohlverdiente Ruhe; schließlich mußte der voll beladene Kleine Steigungen von 12% und mehr bewältigen, und außerdem wollen wir erst einmal Dufftown und Umgebung erkunden. Zu Fuß. Da entdeckt man ohnehin so einiges, und in unserem Fall sind das mehrere Destillerien, die allerdings keine Führung anbieten, einen Fish&Chips-Laden, zwei kleine Supermärkte, ein Café mit leckerem Kaffee und Gebäck sowie mehrere sündhaft teure Hotels und Restaurants. Außerdem decken wir uns in der Tourist Information erst einmal mit Prospekten und Freizeitvorschlägen ein. Wir haben ja noch fünf Tage vor uns.
Um 16 Uhr, pünktlich wie wir nun mal sind, betreten wir die Rezeption des Mason Arms, mitten im Speisesaal. Graeme, der Besitzer, zeigt uns auch sogleich unser Zimmer, die Teeküche, die Waschmaschine, den Trockner, den Speisesaal und die Bar. Um acht Uhr ist Frühstückszeit, verkündet er - ab 18 Uhr könne man bei ihm auch essen - und falls es uns im Zimmer zu kalt sei, könne er uns auch noch einen Radiator reinstellen.
Ach ja, und ins Internet könnten wir bei ihm auch… Leider müssen wir feststellen, daß bei Andys Bett der Lattenrost an einer Stelle zerbrochen ist, aber no problem: Graeme ist mit Rat und Tat zur Stelle und repariert den Schaden umgehend.
Wenn ich "Andys Bett" sage, dann ist damit gemeint, daß wir zwei Einzelbetten haben - denn dies ist kein Double Room (Doppelzimmer), sondern ein Twin Room (Zweibettzimmer) mit Fenster zur Straße hin, und ohne eigenes Bad oder WC. Unter der Woche ist es hier trotz Blick zur Straße ruhig, aber am Wochenende (und das Vergnügen haben wir zweimal) geht es in der Bar des Mason Arms bis 1.30 Uhr nachts hoch her, und dann wird noch laut auf dem Bürgersteig palavert.
Da kann man nur das Fenster geschlossen halten, wenn man seine Ruhe haben will. Aber es gibt schlimmeres. Zum Beispiel wenn die Heizung ausgefallen oder kein warmes bzw. heißes Wasser aus der Leitung gekommen wäre (oder das Essen schauderhaft). Das alles trifft zum Glück aber nicht zu. Nur die Preise sind iin Schottland wie im ganzen britischen Königreich gesalzen. Darüber waren wir uns aber vorher schon im klaren, und es gibt durchaus auch Sparmöglichkeiten, wie wir in den nächsten Tagen noch feststellen dürfen.
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21.8.08: Donnerstag
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Nach dem umfangreichen schottischen Frühstück mit Black Pudding (etwas ähnliches wie Blutwurst), Bacon, Würstchen, Spiegelei, Bohnen in Tomatensoße und Toast brauchen wir den ganzen Tag über kein anderes Essen mehr. Kaffee sorgt fürs Wachwerden, und Orangensaft für die Vitaminzufuhr, so daß wir frisch gestärkt unsere erste Wanderung in Angriff nehmen. Frohen Mutes stiefeln wir im Nieselregen los und wandern eine Meile zur Glenfiddich-Destillerie, um an einer Führung teilzunehmen.
Die ist gratis und interessant, und einen Gratis-Dram (Schluck Whisky) gibt es als Dreingabe im Anschluß an die Führung. Und wenn noch Whisky übrig ist, und wenn keiner so genau hinsieht, kann man sich eventuell noch einen zweiten einverleiben. Hicks. Auch wenn der Whisky von Glenfiddich überhaupt nicht mein Fall ist, so gefällt mir doch die kleine Ausstellung, in der diverse Objekte gezeigt werden, die für die Highland Games wichtig sind, wie z.B. die Schuhe mit Eisenkrallen, die von den Sportlern getragen werden, damit sie beim Hammerwurf nicht das Gleichgewicht verlieren, oder die 25,5 kg schwere Eisenkugel an einer Kette.
Inwendig gut gewärmt, machen wir uns auf den Weg - auf zu unserem nächsten Ziel, der Speyside-Cooperage, wo die Fässer für den Whisky hergestellt werden. Aber drei Meilen nur an der Landstraße entlang, ist irgendwie doof, und so nehmen wir einen Fußweg durch eine paradiesische Landschaft abseits der Straße, den Isla Way.
Hier wachsen wilde Kirschen und Himbeeren en masse, und das Grün leuchtet im Regen besonders intensiv. Dumm nur, daß es vom Isla Way keinen Zugang zur Speyside Cooperage gibt - sondern erst in fünf Meilen Entfernung ein Dorf mit dem schönen Namen Craigellachie. O ja, wir haben viel Spaß, denn inzwischen ist der Regen stärker geworden und durchweicht unsere Hosen. Doch Hilfe ist bereits in Sicht. Wir entdecken das Fiddich Side Inn. Der Wahnsinn!
Das findet auch ein Whiskyliebhaber, der auf dem Forum von whisky.de seine Reiseerlebnisse kundtut: "Das Pub hat zwar nicht viele Whiskies zu bieten (nur einige F&F und andere Standarts), aber die Besitzer sind der Knaller: Sie ist seit 80 Jahren in dem Inn (ihre Eltern hatten es in 20er Jahren übernommen) und Er ist immerhin seit ca. 50 Jahren dort tätig." Diese Information wird uns später von Graeme bestätigt. Der Besitzer ist ein alter Mann, der beim Ausschank äußerst großzügig vorgeht. Mir tat er nur leid, weil er meinetwegen immer wieder auf die Leiter klettern mußte, um ausgerechnet den Whisky vom obersten Regal zu holen, den ich probieren wollte. Da ich von einem Malt Whisky namens Auchroisk noch nie etwas gehört hatte, dachte ich, das müßte etwas ganz exquisites sein. Dummerweise schmeckte er mir überhaupt nicht - genauso wie der Mortlach, den ich bei Graeme an der Bar bestellte.
Da hatte Andy mit seinem Ben Rinnes und Dailuaine schon mehr Glück. Von letzterem kaufen wir uns dann am nächsten Tag eine Flasche im Laden und bezahlen dafür ca. £ 34,-- (außerdem kommen noch eine Flasche A'Bhunadh von Aberlour für den gleichen Preis und eine Flasche Balvenie 12 yrs. Double Wood für ungefähr £ 22,-- hinzu). Wohl bekomm's.
Der Balvenie soll übrigens zu unserem allabendlichen Schlummertrunk vor dem Schlafengehen auf dem Zimmer avancieren - soviel zum Thema Sparen - die Flasche wird genau zwei Wochen reichen, dann muß Nachschub her.
So, das war ein kleiner Exkurs in die Welt des Whiskys - zurück nach Craigellachie, wo wir pudelnaß herumsitzen und den gastlichen Ort schon bald verlassen müssen, weil unser spendables Männlein um halb drei zum Behufe der Mittagspause sein Lokal bis 17 Uhr schließen muß. Und draußen regnet es noch immer.
Aber da ist eine Bushaltestelle. Hooray! Nun ja, leider steht auf dem Fahrplan, daß unser Bus erst in 50 Minuten kommt - und wenn man dringend dahin muß, wo selbst der Kaiser immer zu Fuß hingeht, können 50 Minuten unendlich lang werden. Da gibt es nur eine Lösung: man trinke einen Kaffee im Hotel hinter uns und suche dann die vorhandenen Örtlichkeiten auf. Welch geniale Idee! Kaum ist das entsprechende Geschäft erledigt, erkundigen wir uns höflich, ob wir wohl einen Kaffee trinken könnten.
Mit dem Ergebnis, daß man uns noch höflicher in die Bibliothek bittet. Ein Traum wie aus einem alten Film oder Roman: Man stelle sich eine Bibliothek vor, in deren Bücherregalen jahrhunderte Folianten ihr Dasein Buchrücken an Buchrücken fristen. Im Kamin lodert ein Feuer, und die beiden Ohrensessel am Kamin laden zum Verweilen ein, während man auf den Kaffee wartet und genießt.
Wir genießen die Wärme des Feuers, die Behaglichkeit des Raums und den Blick auf die regenverhangene, saftig grüne Landschaft des Spey, der irgendwo da unten in sanften Windungen durch die Berge mäandert. Und dann kommt der Kaffee: heiß, stark, lecker und in einer großen Kanne, die für vier Tassen reicht - dazu für jeden zwei Stück Shortbread. Wider Erwarten muß ich unsere Stärkung nicht mit der Kreditkarte bezahlen - fünf Pfund in bar reichen auch. Ja, so stelle ich mir die perfekte Pause vor.
Der Abend wird dann noch vergnüglicher. Graeme hat uns ein Ceilidh empfohlen, das in den Räumen der Royal British Legion stattfinden soll. Ich bin zunächst skeptisch - wenn das mal kein Bingo-Abend wird! Doch ich soll mich gründlich irren, denn es wird einer der besten Abende. Bei einem Ceilidh trifft sich der ganze Ort, jeder bringt seine Musikinstrumente mit, spielt etwas vor, singt, amüsiert sich freundschaftlich, es wird getanzt - wobei es völlig unwichtig ist, ob man gut tanzen kann - und dann gibt es zum Schluß noch eine Tombola für den guten Zweck.
Da ich zum Tanzen zu kaputt bin, aber jeder irgendwie in das Geschehen integriert werden soll, darf ich Glücksfee spielen. Wir haben zwar auch Lose gekauft, aber gewonnen haben wir nichts außer der Einsicht, daß Tage mit schlechtem Wetter nicht automatisch auch vermurkste Tage sind.
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22.8.08: Freitag
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Der Morgen beginnt überaus frisch für unsere Verhältnisse. Briten sind da irgendwie hartgesottener, obwohl man eine nächtliche Temperatur von 6°C als nicht wirklich sommerlich bezeichnen kann. Gegen Kälte gibt es zwei Hilfsmittel: Kaffee, wenn man tagsüber unterwegs ist, und Whisky, wenn man nicht mehr fahren muß. Welchen Whisky wir uns heute kaufen würden, habe ich gestern bereits breitgetreten - darum gehe ich heute auf diesen Punkt nicht mehr ein.
Viel erwähnenswerter ist das Wetter, das heute ein etwas besseres Gesicht zeigt. Das ist auch gut so, denn wir wollen nach Elgin und die berühmte Elgin Cathedral besichtigen - wie Melrose Abbey leider auch nur noch eine Ruine, aber dafür eine umso schönere (nur wird um Elgin nicht so ein Bohei veranstaltet).
Wir flanieren über zwei Stunden durch die bereits im Mittelalter zerstörte Kathedrale und stellen uns vor, wie es hier einmal ausgesehen haben mag, bevor der Earl von Buchan, auch Wolf von Badenoch genannt, sie samt den dazugehörenden Ort im 14. Jahrhundert aus Rache wegen seiner Exkommunikation in Schutt und Asche legte.
Und weil sich das Wetter bisher so gut gehalten hatte, steuern wir einen Ort an der Küste an, wo es laut Karte einen Leuchtturm geben sollte (nur steht der in Wirklichkeit außerhalb des Ortes - und wir finden die Zufahrt nicht). Lossiemouth, so heißt der hübsche Ort, hat einen schönen Sandstrand, an dem wir uns die Zeit mit dem Sammeln von Muscheln vertreiben und allerlei Treibgut bestaunen, u.a. einen anscheinend auf hoher See von Bord geworfenen Weihnachtsbaum.
Außerdem läßt sich auch hier wieder einmal feststellen, daß Schotten wohl andere Temperaturen gewöhnt sind als wir, denn selbst kleine Kinder springen ohne mit der Wimper zu zucken, in die Fluten. Wir gönnen uns lieber ein Eis und besichtigen anschließend den Hafen.
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23.8.08: Samstag
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Es ist Wochenende, und die Sonne lacht vom Himmel. Und das Frühstück nehmen wir heute eine Stunde später zu uns; allerdings für mich ohne Würstchen, denn darum habe ich Graeme schon am zweiten Tag gebeten. Sie schmecken mir einfach nicht. Doch auch ohne Würstchen ist das Frühstück noch gehaltvoll genug und gibt die nötige Kraft, um in einen erlebnisreichen Tag zu starten.
Heute besuchen wir die Destillerie Glenlivet, die im Gegensatz zu Glenfiddich ihr Wasser nicht aus dem Fluß Fiddich bezieht, sondern aus einer eigenen Quelle. Auch die ebenfalls kostenlose Führung unterscheidet sich ein wenig von der in Glenfiddich; und für mich eindeutig um eine Klasse besser. Hier dürfen wir auch die herumgereichten Getreideproben aus unterschiedlichen Verarbeitungsstadien vor der Destillation anfassen, und wir erfahren, daß die Herstellung von Whisky eigentlich nur die Fortsetzung des Bierbrauens darstellt - mit hochprozentigem Ergebnis. Die Dame, die unsere Gruppe herumführt, beantwortet gerne unsere Fragen und plaudert bei der anschließenden Whiskyprobe angeregt mit uns.
Hier kommen wir auch in den Genuß von Whiskys, die es nicht überall zu kaufen gibt, sondern nur in der Destillerie vor Ort: einen 15 Jahre alten Glenlivet und einen 18 Jahre alten Whisky von einer anderen Destillerie . Natürlich Cask Strength - also direkt vom Faß abgefüllt und nicht wie bei den herkömmlichen, für den Export bestimmten Whiskys, deren Alkoholgehalt mittels Streckung durch Wasser und Nachkolorierung mit Karamell auf 40% bzw. 43% heruntergefahren wird. Für einen solchen Whisky darf man auch gerne tiefer in die Tasche greifen, was wir bereits getan haben - aber viel teurer als hier war der Kauf dadurch auch nicht, denn bei uns wäre nur das nur übers Internet möglich, und dann kämen noch die hohen Versandkosten hinzu. Das bleibt aber nicht der einzige Kauf, denn hier gibt es sie, die kleinen Trinkschalen aus poliertem Zinn mit zwei Griffen rechts und links, die man in Schottland Quaichs (oder auch "cup of friendship") nennt. Aha, nun weiß ich also, was in dem Lied "Auld lang syne" gemeint ist, wenn es heißt "We drink a cup of kindness yet, for auld lang syne."
Aviemore wurde uns von Graeme empfohlen, also fahren wir da als nächstes hin. Aber daß an diesem Tag dort ein Harleytreffen stattfinden würde, hatte er wohl nicht gewußt. Hier ist wirklich die Hölle los, und schon an der Landstraße warten Zuschauer auf einen Konvoi aus 1200 Harleys. Weil hier wirklich der Bär tanzt, verlassen wir den Hort des Wahnsinns in Richtung Grantown-on-Spey, was zur Folge hat, daß wir einen traumhaft schönen See mit Badestrand entdecken, und zwar ganz ohne touristisches Informationsmaterial: Loch Morlich.
Leider haben wir die Badesachen vergessen. Also tun wir das, was gleich nach Baden, Wandern und Fotografieren den meisten Spaß macht: Kaffeetrinken. Hier gibt es den Kaffee zwar nur im Pappbecher, aber dafür haben wir von der im ersten Stock gelegenen Caféterrasse einen einmaligen, unbezahlbaren Ausblick über die schöne Landschaft.
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24.8.08: Sonntag
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Da sich Graemes Tips bisher immer als goldrichtig erwiesen hatten, wollen wir heute Crathes Castle & Gardens besichtigen. Der Tag ist schön, das Wetter prima, und der Parkplatz schön groß und noch nicht allzu voll. Leider ist er aber auch gebührenpflichtig, wie auch Schloß und Gärten, wo es uns angesichts der Eintrittspreise die Sprache verschlägt und beinahe auch noch die Schuhe auszieht. Nach kurzer Beratung beschließen wir, die Wanderschuhe anzulassen und lieber durch die Wälder rund um das Schloß streifen. Es soll sich als die richtige Entscheidung herausstellen, denn dieser Wald ist einfach zauberhaft, und Andy gelingen einige der schönsten Naturaufnahmen.Und weil der Tag noch so jung ist, möchten wir uns als Ersatz für den nicht zugänglichen Leuchtturm von Lossiemouth den zum Museum umfunktionierten Leuchtturm von Fraserburgh anschauen.
Aber da haben wir noch keine Vorstellung davon, was für einen trostlosen Eindruck diese Stadt auf uns machen wird. Eine triste, herabgewirtschaftete Stadt, grau in grau, nirgends in Schottland habe ich einen trostloseren Anblick gesehen als hier; womit auch diesmal wieder Graeme recht gehabt hat.
Ich komme zu dem Schluß, daß wir wohl noch ein paar Tage mehr in dieser Gegend bräuchten, wenn wir auch die restlichen Destillerien besichtigen wollten wie z.B. Glen Grant mit seinen herrlichen Gärten, Strathisla oder Glenfarclas - aber ich denke, die Führungen werden sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden; und so lasse ich es mit den bereits besichtigten Destillerien (Glenfiddich und Glenlivet) fürs erste auf sich beruhen - zumal Schottland groß ist und wir auf dem noch vor uns liegenden Teil unserer Reise gewiß der ein oder anderen Destillerie nahe kommen werden.
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25.8.08: Montag ~ Dufftown-Black Isle:
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Schade, daß unser Aufenthalt hier so kurz war. Aber nun geht es ja weiter zum nächsten Ziel unserer großen Schottland-Rundreise: der Black Isle - nördlich von Inverness - der ich Kapitel Nr. 4 widmen werde.
⌂⌂⌂ … unserer Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) ⌂⌂⌂ - Die Fotos stammen von meinem Handy und der Kamera meines Mannes.
Wir schreiben ein ganz besonderes Kapitel, da wir nun fünf Tage in einer der schönsten Gegenden Schottlands weilen, denn wir wollen ja nicht im Eiltempo durch dieses wunderschöne Land hetzen. Willkommen bei Kapitel 3 ~ 20.8.-25.8.08: Dufftown (Speyside). "Rome was built on seven hills, so the local saying goes, but Dufftown stands on seven stills".
Leider stimmt auch dieses Sprichwort nicht so ganz, denn mittlerweile gibt es hier acht Destillerien, die ich aber in meinem aktuellen Bericht nicht im einzelnen aufzählen möchte. Informationsmaterial halten Touristeninformationsbüros feil, so dass man sich vor Ort und ganz spontan über die Öffnungszeiten und Eintrittspreise einen Überblick verschaffen kann.
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Vom 20. bis 25.8.08 wohnten wir in Dufftown (Speyside) im Mason Arms.
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Da Dufftown im Herzen des sogenannten Malt Whisky Trails liegt, wo man eine Whiskydestillerie nach der anderen besichtigen kann, entschieden wir uns für ein paar Tage an diesem malerischen Fleckchen. Bei dem Mason Arms handelt es sich nicht um ein B&B (Bed-and-Breakfast) im eigentlichen Sinn, sondern um einen Gasthof mit Restaurant und Bar, der einige Zimmer zum Übernachten anbietet. Von außen macht das Gebäude zwar nicht viel her und wirkt recht unscheinbar, aber das reichhaltige Frühstück und der nette Betreiber des Mason Arms sorgen dafür, daß wir uns wohlfühlen.
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20.8.08: Mittwoch ~ Edinburgh-Dufftown
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Um halb zehn brechen wir auf, werfen die Hausschlüssel durch den Briefkastenschlitz in der Tür und machen uns auf die Reise. Mit mehreren Pausen brauchen wir für die Strecke von rund 280 Kilometern viereinhalb Stunden - an der wunderschönen Landschaft können wir uns einfach nicht satt genug sehen. Erikateppiche, soweit das Auge reicht, und in bei uns zu Hause verlangen sie für so ein Pflänzchen im Topf 1,99 Euro.
Wir kommen durch Braemar, wo Jahr für Jahr am ersten Wochenende im September traditionsgemäß die Highland Games stattfinden und fragen uns, wie die Stadt das für diesen Tag zu erwartende große Fahrzeugaufkommen bewältigt. Ich sage an dieser Stelle schon: es geht. Wie, das wird hier noch nicht verraten. Wer nachgerechnet hat, der weiß, daß wir um 14 Uhr ankommen und uns folglich noch zwei Stunden Zeit bis zum Einchecken im Mason Arms bleiben.
Wir gönnen also unserem Auto die wohlverdiente Ruhe; schließlich mußte der voll beladene Kleine Steigungen von 12% und mehr bewältigen, und außerdem wollen wir erst einmal Dufftown und Umgebung erkunden. Zu Fuß. Da entdeckt man ohnehin so einiges, und in unserem Fall sind das mehrere Destillerien, die allerdings keine Führung anbieten, einen Fish&Chips-Laden, zwei kleine Supermärkte, ein Café mit leckerem Kaffee und Gebäck sowie mehrere sündhaft teure Hotels und Restaurants. Außerdem decken wir uns in der Tourist Information erst einmal mit Prospekten und Freizeitvorschlägen ein. Wir haben ja noch fünf Tage vor uns.
Um 16 Uhr, pünktlich wie wir nun mal sind, betreten wir die Rezeption des Mason Arms, mitten im Speisesaal. Graeme, der Besitzer, zeigt uns auch sogleich unser Zimmer, die Teeküche, die Waschmaschine, den Trockner, den Speisesaal und die Bar. Um acht Uhr ist Frühstückszeit, verkündet er - ab 18 Uhr könne man bei ihm auch essen - und falls es uns im Zimmer zu kalt sei, könne er uns auch noch einen Radiator reinstellen.
Ach ja, und ins Internet könnten wir bei ihm auch… Leider müssen wir feststellen, daß bei Andys Bett der Lattenrost an einer Stelle zerbrochen ist, aber no problem: Graeme ist mit Rat und Tat zur Stelle und repariert den Schaden umgehend.
Wenn ich "Andys Bett" sage, dann ist damit gemeint, daß wir zwei Einzelbetten haben - denn dies ist kein Double Room (Doppelzimmer), sondern ein Twin Room (Zweibettzimmer) mit Fenster zur Straße hin, und ohne eigenes Bad oder WC. Unter der Woche ist es hier trotz Blick zur Straße ruhig, aber am Wochenende (und das Vergnügen haben wir zweimal) geht es in der Bar des Mason Arms bis 1.30 Uhr nachts hoch her, und dann wird noch laut auf dem Bürgersteig palavert.
Da kann man nur das Fenster geschlossen halten, wenn man seine Ruhe haben will. Aber es gibt schlimmeres. Zum Beispiel wenn die Heizung ausgefallen oder kein warmes bzw. heißes Wasser aus der Leitung gekommen wäre (oder das Essen schauderhaft). Das alles trifft zum Glück aber nicht zu. Nur die Preise sind iin Schottland wie im ganzen britischen Königreich gesalzen. Darüber waren wir uns aber vorher schon im klaren, und es gibt durchaus auch Sparmöglichkeiten, wie wir in den nächsten Tagen noch feststellen dürfen.
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21.8.08: Donnerstag
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Nach dem umfangreichen schottischen Frühstück mit Black Pudding (etwas ähnliches wie Blutwurst), Bacon, Würstchen, Spiegelei, Bohnen in Tomatensoße und Toast brauchen wir den ganzen Tag über kein anderes Essen mehr. Kaffee sorgt fürs Wachwerden, und Orangensaft für die Vitaminzufuhr, so daß wir frisch gestärkt unsere erste Wanderung in Angriff nehmen. Frohen Mutes stiefeln wir im Nieselregen los und wandern eine Meile zur Glenfiddich-Destillerie, um an einer Führung teilzunehmen.
Die ist gratis und interessant, und einen Gratis-Dram (Schluck Whisky) gibt es als Dreingabe im Anschluß an die Führung. Und wenn noch Whisky übrig ist, und wenn keiner so genau hinsieht, kann man sich eventuell noch einen zweiten einverleiben. Hicks. Auch wenn der Whisky von Glenfiddich überhaupt nicht mein Fall ist, so gefällt mir doch die kleine Ausstellung, in der diverse Objekte gezeigt werden, die für die Highland Games wichtig sind, wie z.B. die Schuhe mit Eisenkrallen, die von den Sportlern getragen werden, damit sie beim Hammerwurf nicht das Gleichgewicht verlieren, oder die 25,5 kg schwere Eisenkugel an einer Kette.
Inwendig gut gewärmt, machen wir uns auf den Weg - auf zu unserem nächsten Ziel, der Speyside-Cooperage, wo die Fässer für den Whisky hergestellt werden. Aber drei Meilen nur an der Landstraße entlang, ist irgendwie doof, und so nehmen wir einen Fußweg durch eine paradiesische Landschaft abseits der Straße, den Isla Way.
Hier wachsen wilde Kirschen und Himbeeren en masse, und das Grün leuchtet im Regen besonders intensiv. Dumm nur, daß es vom Isla Way keinen Zugang zur Speyside Cooperage gibt - sondern erst in fünf Meilen Entfernung ein Dorf mit dem schönen Namen Craigellachie. O ja, wir haben viel Spaß, denn inzwischen ist der Regen stärker geworden und durchweicht unsere Hosen. Doch Hilfe ist bereits in Sicht. Wir entdecken das Fiddich Side Inn. Der Wahnsinn!
Das findet auch ein Whiskyliebhaber, der auf dem Forum von whisky.de seine Reiseerlebnisse kundtut: "Das Pub hat zwar nicht viele Whiskies zu bieten (nur einige F&F und andere Standarts), aber die Besitzer sind der Knaller: Sie ist seit 80 Jahren in dem Inn (ihre Eltern hatten es in 20er Jahren übernommen) und Er ist immerhin seit ca. 50 Jahren dort tätig." Diese Information wird uns später von Graeme bestätigt. Der Besitzer ist ein alter Mann, der beim Ausschank äußerst großzügig vorgeht. Mir tat er nur leid, weil er meinetwegen immer wieder auf die Leiter klettern mußte, um ausgerechnet den Whisky vom obersten Regal zu holen, den ich probieren wollte. Da ich von einem Malt Whisky namens Auchroisk noch nie etwas gehört hatte, dachte ich, das müßte etwas ganz exquisites sein. Dummerweise schmeckte er mir überhaupt nicht - genauso wie der Mortlach, den ich bei Graeme an der Bar bestellte.
Da hatte Andy mit seinem Ben Rinnes und Dailuaine schon mehr Glück. Von letzterem kaufen wir uns dann am nächsten Tag eine Flasche im Laden und bezahlen dafür ca. £ 34,-- (außerdem kommen noch eine Flasche A'Bhunadh von Aberlour für den gleichen Preis und eine Flasche Balvenie 12 yrs. Double Wood für ungefähr £ 22,-- hinzu). Wohl bekomm's.
Der Balvenie soll übrigens zu unserem allabendlichen Schlummertrunk vor dem Schlafengehen auf dem Zimmer avancieren - soviel zum Thema Sparen - die Flasche wird genau zwei Wochen reichen, dann muß Nachschub her.
So, das war ein kleiner Exkurs in die Welt des Whiskys - zurück nach Craigellachie, wo wir pudelnaß herumsitzen und den gastlichen Ort schon bald verlassen müssen, weil unser spendables Männlein um halb drei zum Behufe der Mittagspause sein Lokal bis 17 Uhr schließen muß. Und draußen regnet es noch immer.
Aber da ist eine Bushaltestelle. Hooray! Nun ja, leider steht auf dem Fahrplan, daß unser Bus erst in 50 Minuten kommt - und wenn man dringend dahin muß, wo selbst der Kaiser immer zu Fuß hingeht, können 50 Minuten unendlich lang werden. Da gibt es nur eine Lösung: man trinke einen Kaffee im Hotel hinter uns und suche dann die vorhandenen Örtlichkeiten auf. Welch geniale Idee! Kaum ist das entsprechende Geschäft erledigt, erkundigen wir uns höflich, ob wir wohl einen Kaffee trinken könnten.
Mit dem Ergebnis, daß man uns noch höflicher in die Bibliothek bittet. Ein Traum wie aus einem alten Film oder Roman: Man stelle sich eine Bibliothek vor, in deren Bücherregalen jahrhunderte Folianten ihr Dasein Buchrücken an Buchrücken fristen. Im Kamin lodert ein Feuer, und die beiden Ohrensessel am Kamin laden zum Verweilen ein, während man auf den Kaffee wartet und genießt.
Wir genießen die Wärme des Feuers, die Behaglichkeit des Raums und den Blick auf die regenverhangene, saftig grüne Landschaft des Spey, der irgendwo da unten in sanften Windungen durch die Berge mäandert. Und dann kommt der Kaffee: heiß, stark, lecker und in einer großen Kanne, die für vier Tassen reicht - dazu für jeden zwei Stück Shortbread. Wider Erwarten muß ich unsere Stärkung nicht mit der Kreditkarte bezahlen - fünf Pfund in bar reichen auch. Ja, so stelle ich mir die perfekte Pause vor.
Der Abend wird dann noch vergnüglicher. Graeme hat uns ein Ceilidh empfohlen, das in den Räumen der Royal British Legion stattfinden soll. Ich bin zunächst skeptisch - wenn das mal kein Bingo-Abend wird! Doch ich soll mich gründlich irren, denn es wird einer der besten Abende. Bei einem Ceilidh trifft sich der ganze Ort, jeder bringt seine Musikinstrumente mit, spielt etwas vor, singt, amüsiert sich freundschaftlich, es wird getanzt - wobei es völlig unwichtig ist, ob man gut tanzen kann - und dann gibt es zum Schluß noch eine Tombola für den guten Zweck.
Da ich zum Tanzen zu kaputt bin, aber jeder irgendwie in das Geschehen integriert werden soll, darf ich Glücksfee spielen. Wir haben zwar auch Lose gekauft, aber gewonnen haben wir nichts außer der Einsicht, daß Tage mit schlechtem Wetter nicht automatisch auch vermurkste Tage sind.
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22.8.08: Freitag
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Der Morgen beginnt überaus frisch für unsere Verhältnisse. Briten sind da irgendwie hartgesottener, obwohl man eine nächtliche Temperatur von 6°C als nicht wirklich sommerlich bezeichnen kann. Gegen Kälte gibt es zwei Hilfsmittel: Kaffee, wenn man tagsüber unterwegs ist, und Whisky, wenn man nicht mehr fahren muß. Welchen Whisky wir uns heute kaufen würden, habe ich gestern bereits breitgetreten - darum gehe ich heute auf diesen Punkt nicht mehr ein.
Viel erwähnenswerter ist das Wetter, das heute ein etwas besseres Gesicht zeigt. Das ist auch gut so, denn wir wollen nach Elgin und die berühmte Elgin Cathedral besichtigen - wie Melrose Abbey leider auch nur noch eine Ruine, aber dafür eine umso schönere (nur wird um Elgin nicht so ein Bohei veranstaltet).
Wir flanieren über zwei Stunden durch die bereits im Mittelalter zerstörte Kathedrale und stellen uns vor, wie es hier einmal ausgesehen haben mag, bevor der Earl von Buchan, auch Wolf von Badenoch genannt, sie samt den dazugehörenden Ort im 14. Jahrhundert aus Rache wegen seiner Exkommunikation in Schutt und Asche legte.
Und weil sich das Wetter bisher so gut gehalten hatte, steuern wir einen Ort an der Küste an, wo es laut Karte einen Leuchtturm geben sollte (nur steht der in Wirklichkeit außerhalb des Ortes - und wir finden die Zufahrt nicht). Lossiemouth, so heißt der hübsche Ort, hat einen schönen Sandstrand, an dem wir uns die Zeit mit dem Sammeln von Muscheln vertreiben und allerlei Treibgut bestaunen, u.a. einen anscheinend auf hoher See von Bord geworfenen Weihnachtsbaum.
Außerdem läßt sich auch hier wieder einmal feststellen, daß Schotten wohl andere Temperaturen gewöhnt sind als wir, denn selbst kleine Kinder springen ohne mit der Wimper zu zucken, in die Fluten. Wir gönnen uns lieber ein Eis und besichtigen anschließend den Hafen.
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23.8.08: Samstag
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Es ist Wochenende, und die Sonne lacht vom Himmel. Und das Frühstück nehmen wir heute eine Stunde später zu uns; allerdings für mich ohne Würstchen, denn darum habe ich Graeme schon am zweiten Tag gebeten. Sie schmecken mir einfach nicht. Doch auch ohne Würstchen ist das Frühstück noch gehaltvoll genug und gibt die nötige Kraft, um in einen erlebnisreichen Tag zu starten.
Heute besuchen wir die Destillerie Glenlivet, die im Gegensatz zu Glenfiddich ihr Wasser nicht aus dem Fluß Fiddich bezieht, sondern aus einer eigenen Quelle. Auch die ebenfalls kostenlose Führung unterscheidet sich ein wenig von der in Glenfiddich; und für mich eindeutig um eine Klasse besser. Hier dürfen wir auch die herumgereichten Getreideproben aus unterschiedlichen Verarbeitungsstadien vor der Destillation anfassen, und wir erfahren, daß die Herstellung von Whisky eigentlich nur die Fortsetzung des Bierbrauens darstellt - mit hochprozentigem Ergebnis. Die Dame, die unsere Gruppe herumführt, beantwortet gerne unsere Fragen und plaudert bei der anschließenden Whiskyprobe angeregt mit uns.
Hier kommen wir auch in den Genuß von Whiskys, die es nicht überall zu kaufen gibt, sondern nur in der Destillerie vor Ort: einen 15 Jahre alten Glenlivet und einen 18 Jahre alten Whisky von einer anderen Destillerie . Natürlich Cask Strength - also direkt vom Faß abgefüllt und nicht wie bei den herkömmlichen, für den Export bestimmten Whiskys, deren Alkoholgehalt mittels Streckung durch Wasser und Nachkolorierung mit Karamell auf 40% bzw. 43% heruntergefahren wird. Für einen solchen Whisky darf man auch gerne tiefer in die Tasche greifen, was wir bereits getan haben - aber viel teurer als hier war der Kauf dadurch auch nicht, denn bei uns wäre nur das nur übers Internet möglich, und dann kämen noch die hohen Versandkosten hinzu. Das bleibt aber nicht der einzige Kauf, denn hier gibt es sie, die kleinen Trinkschalen aus poliertem Zinn mit zwei Griffen rechts und links, die man in Schottland Quaichs (oder auch "cup of friendship") nennt. Aha, nun weiß ich also, was in dem Lied "Auld lang syne" gemeint ist, wenn es heißt "We drink a cup of kindness yet, for auld lang syne."
Aviemore wurde uns von Graeme empfohlen, also fahren wir da als nächstes hin. Aber daß an diesem Tag dort ein Harleytreffen stattfinden würde, hatte er wohl nicht gewußt. Hier ist wirklich die Hölle los, und schon an der Landstraße warten Zuschauer auf einen Konvoi aus 1200 Harleys. Weil hier wirklich der Bär tanzt, verlassen wir den Hort des Wahnsinns in Richtung Grantown-on-Spey, was zur Folge hat, daß wir einen traumhaft schönen See mit Badestrand entdecken, und zwar ganz ohne touristisches Informationsmaterial: Loch Morlich.
Leider haben wir die Badesachen vergessen. Also tun wir das, was gleich nach Baden, Wandern und Fotografieren den meisten Spaß macht: Kaffeetrinken. Hier gibt es den Kaffee zwar nur im Pappbecher, aber dafür haben wir von der im ersten Stock gelegenen Caféterrasse einen einmaligen, unbezahlbaren Ausblick über die schöne Landschaft.
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24.8.08: Sonntag
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Da sich Graemes Tips bisher immer als goldrichtig erwiesen hatten, wollen wir heute Crathes Castle & Gardens besichtigen. Der Tag ist schön, das Wetter prima, und der Parkplatz schön groß und noch nicht allzu voll. Leider ist er aber auch gebührenpflichtig, wie auch Schloß und Gärten, wo es uns angesichts der Eintrittspreise die Sprache verschlägt und beinahe auch noch die Schuhe auszieht. Nach kurzer Beratung beschließen wir, die Wanderschuhe anzulassen und lieber durch die Wälder rund um das Schloß streifen. Es soll sich als die richtige Entscheidung herausstellen, denn dieser Wald ist einfach zauberhaft, und Andy gelingen einige der schönsten Naturaufnahmen.Und weil der Tag noch so jung ist, möchten wir uns als Ersatz für den nicht zugänglichen Leuchtturm von Lossiemouth den zum Museum umfunktionierten Leuchtturm von Fraserburgh anschauen.
Aber da haben wir noch keine Vorstellung davon, was für einen trostlosen Eindruck diese Stadt auf uns machen wird. Eine triste, herabgewirtschaftete Stadt, grau in grau, nirgends in Schottland habe ich einen trostloseren Anblick gesehen als hier; womit auch diesmal wieder Graeme recht gehabt hat.
Ich komme zu dem Schluß, daß wir wohl noch ein paar Tage mehr in dieser Gegend bräuchten, wenn wir auch die restlichen Destillerien besichtigen wollten wie z.B. Glen Grant mit seinen herrlichen Gärten, Strathisla oder Glenfarclas - aber ich denke, die Führungen werden sich nicht wesentlich voneinander unterscheiden; und so lasse ich es mit den bereits besichtigten Destillerien (Glenfiddich und Glenlivet) fürs erste auf sich beruhen - zumal Schottland groß ist und wir auf dem noch vor uns liegenden Teil unserer Reise gewiß der ein oder anderen Destillerie nahe kommen werden.
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25.8.08: Montag ~ Dufftown-Black Isle:
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Schade, daß unser Aufenthalt hier so kurz war. Aber nun geht es ja weiter zum nächsten Ziel unserer großen Schottland-Rundreise: der Black Isle - nördlich von Inverness - der ich Kapitel Nr. 4 widmen werde.
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My heart is in the Highlands - Part 2
blaupause7, 20:18h
⌂⌂⌂ Unsere Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) …
⌂⌂⌂ … führte uns in mehreren Etappen, entgegen des Uhrzeigersinns einmal rund um die britische Insel. Die Anreise habe ich ausführlich beschrieben. Daher folgt nun der zweite Teil: Kapitel 2 ~ 15.8.-20.8.08: Edinburgh.
Die Fotos stammen von mir (Handy) und von meinem Mann (Kamera).
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Vom 15. bis 20.8.08 wohnten wir privat, in einem südlichen Stadtteil von Edinburgh und verpflegten uns selbst.
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16.8.08: Samstag ~ Edinburgh Military Tattoo
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Was macht man den lieben langen Tag, wenn die Veranstaltung, die man besuchen möchte, erst spät am Abend beginnt? Man geht shoppen oder begibt sich auf Sightseeing-Tour. Nun, wir verbinden beides zu einem vergnüglichen, aber auch anstrengenden Programm, das so aussieht: Nach einem ausgiebigen Frühstück schwingen wir uns in den Bus und erreichen nach 20 Minuten Fahrt das Zentrum, wo wir als erstes Highlight den Farmer's Market, zu Füßen des Edinburgh Castles, besuchen.
Hier kommen jeden ersten und dritten Samstag im Monat die unterschiedlichsten Markthändler zusammen und preisen ihre meist organischen Waren an. Egal ob Bier, Käse, Fisch, Gemüse oder Obst: das Angebot ist groß und interessant, aber überschaubar. Gerne nähme ich mir ein Schälchen Himbeeren mit, aber die sind mir zu teuer; statt dessen kaufe ich mir lieber ein Fläschchen Bier, Porter von der Black Isle Brewery, und trinke zur Entspannung einen Kaffee, den es an einem Verkaufsstand von Torchwood gibt - dem einzigen mit Alien Technology.
Fans der Fernsehserien „Doctor Who“ und „Torchwood“ wissen, was ich meine – wer beide nicht kennt, kann diese Bilder getrost ignorieren.
Wie praktisch, dass wir es von dort aus nicht weit zu dem Friedhof von St. Cuthbert haben, der im 17. Jahrhundert entstanden ist und auf dem es noch heute einige sehr schöne Steinmetzarbeiten zu sehen gibt.
Wenn die Sonne ihren Weg durch die Äste der alten Bäume findet, entsteht so eine seltsam verzauberte Stimmung.
Als weniger stimmungsvoll empfinde ich jedoch den Arts-and-Crafts-Markt, der seine Zelte über mehrere Wochen hinweg auf einem Teil des Friedhofs aufgeschlagen hat. Kunst und Krempel findet in diesem Zusammenhang eben nicht jeder pietätvoll, und aus diesem Grund sehen wir auch zu, dass wir mit unserem Tagesprogramm unverzüglich fortfahren.
Wir wollen uns nämlich noch ein paar Läden auf der Royal Mile anschauen, die wir uns aus einem Reiseführer herausgepickt hatten, weil sie uns so interessant erschienen: das Whisky Heritage Centre (in der Nähe der Burg), einen Laden für Dudelsäcke am anderen Ende der Royal Mile, einen Käseladen in der Victoria Street (auf halber Höhe der Royal Mile); und einen Kaffee wollen wir auch noch trinken.
Wegen der Menschenmassen auf der Royal Mile ist das Vorwärtskommen gar nicht so einfach, ein Umstand, der uns noch in den folgenden Tagen vor logistische Probleme stellen soll. Doch zurück zu unserem Shoppingausflug.
Wir erstehen tatsächlich ein Startset zum Erlernen des Dudelsackspielens, bestehend aus einer Flöte (dem Chanter), einem Büchlein mit Noten und einer Übungs-DVD. Bevor man zu einem vollständigen Dudelsack greift, für den man eine vierstellige Summe berappen darf, sollte man das Spielen auf dem Chanter beherrschen. Schau'n wir mal, wie weit wir damit kommen, denn leicht ist das Spielen nicht - man muß ganz schön tief Luft holen, wie ein Test vor Ort bewies.
Nach soviel Kraftanstrengung ist nun endlich der Kaffee fällig. Und o Wunder: wir finden tatsächlich das Café wieder, in dem wir es uns vor sieben Jahren bei unserem ersten gemeinsamen Edinburgh-Besuch schon einmal gemütlich gemacht hatten und bestellen uns im Gedenken an diese schöne Zeit eine heiße Schokolade mit Marshmallows oben drauf. Dann fahren wir zurück in unser Haus, verstauen die Einkäufe, essen eine Kleinigkeit, bevor wir gegen 20 Uhr erneut in die Stadt aufbrechen, denn nun ist es endlich soweit: das Military Tattoo rückt unaufhaltsam näher.
Zuvor noch einen Drink in der Rose Street genommen, dann kann es auch schon losgehen. Einlaß ist um 21.45 Uhr, aber es empfiehlt sich, früh genug da zu sein. Wir dürfen auch nicht einfach zur Burg hinauf schlendern, sondern werden von Sicherheitsleuten in eine lange Warteschlange eingewiesen, die sich um die erste Kirche im oberen Teil der Royal Mile herumwindet. Wir landen im vorderen Drittel und haben daher noch relativ viel Glück.
Irgendwann fällt dann auch der Startschuß, und der ganze Pulk bewegt sich en Bloc. Dann geht alles ganz reibungslos, und wir finden unsere Plätze ohne Probleme. Von nun an aber bewegt man sich nach Möglichkeit nicht mehr, denn man sitzt hier eingepfercht, wie die Hühner auf der Stange und kann nachvollziehen, wie sich eine Sardine in der Büchse fühlt. Aber wenigstens haben wir keine Köpfe vor uns. Die nächsten eineinhalb Stunden vergehen wie im Fluge, und wir können eine Musik- und Tanzdarbietung nach der anderen Bewundern.
Zu den Highlights zählen für uns der Auftritt der Gruppe aus Singapur, die teilweise in traditionelle fernöstliche Kostüme gewandet sind und ein Fabelwesen (eine Mischung aus Löwe und Drache) mit dabei haben (natürlich stecken zwei Männer in diesem Tierkostüm) - und auch die Norweger sind nicht zu verachten, deren Auftritt von skifahrenden und fackelschwingenden Wikingern angekündigt wird. Wir hören jede Menge Pipes, Drums und natürlich Dudelsäcke - und zum Abschluß gibt es noch ein gigantisches Feuerwerk in den schillerndsten Farben. Doch dazu mehr in einem gesonderten Bericht mit ganz vielen Fotos, die alle mein Mann aufgenommen hat.
Nur die Heimreise mit dem Bus ist nicht ganz so nett. Bis dann endlich ein Nachtbus kommt, und der dann auch noch ewig unterwegs ist, vergeht viel Zeit. So viel Zeit, daß es zwei Uhr am Morgen wird, bis wir endlich daheim ankommen.
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17.8.08: Sonntag
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Wir geben uns dem Frühschoppen hin, denn wir haben das Brauhaus für uns entdeckt. Zuerst in einer alteingesessenen Bar mit wunderschönen, an Jugendstil angelehnten Fenstern - dann im Brauhaus (ja, das heißt wirklich so) - bevor wir uns aufmachen, um den Botanischen Garten zu erkunden, dort, wo nicht nur die Blümelein blau sind (kleiner Scherz). Nein, der Grund ist ganz einfach: das Brauhaus bietet unzählige Biere aus aller Herren Länder an, zum Teil mit den absonderlichsten Namen, wie z.B. Delirium Nocturnum, Judas, Lucifer oder Duvel (je 8,5%).
Da ich schon immer einmal das weltberühmte belgische Trappistenbier probieren wollte, habe ich hier natürlich eine große Auswahl, und so entscheide ich mich für ein Orval (6,2%), das in einem Glaskelch, ähnlich den Gläsern für Champagnercocktail, serviert wird. Gut, dass ich mich zu Beginn unseres Nachmittags noch nicht für das weitaus stärkere Rochefort 8 entschieden hatte, denn mit 9,2% Alkoholgehalt hätte es mich zartes Persönchen doch glatt aus den Pantinen gehauen.
Da ist es ja gut, daß sich der Besucherandrang im Botanischen Garten - für den wir übrigens keinen Eintritt bezahlen müssen - stark in Grenzen hält, vermutlich drängt sich die Mehrheit auf dem Fringe-Festival, das gleichzeitig mit dem Tattoo, der Book Fair, der Arts & Crafts Fair und dem Jazz & Blues Festival stattfindet.
Daher kann ich Edinburgh im August wegen der Menschenmassen nun wahrlich keinem empfehlen. Und wie bei uns zur Messe, werden zu Festivalzeiten sämtliche Preise im Allgemeinen saftig angehoben, und im Stadtzentrum ganz beonders. Darum suchen wir uns ein japanisches Restaurant aus, das nicht ganz so zentral liegt, und bestellen uns eine Vorspeise und zwei Sushi-Platten mit Miso-Suppe, für die wir mit Getränken knapp £ 30,-- bezahlen.
Zum Abschluß des Abends geht es dann nochmals ins Brauhaus. Dort probiere ich dann ein Trappiste Rochefort 6 (7,5%) und Andy ein Kasteel Bruin (Tripel), an das ich mich aber nun wirklich nicht mehr herangewagt hätte, denn es hat immerhin 11% Alkohol.
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18.8.08: Montag
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Nach einem umfangreichen English Breakfast fahren wir ins Umland, auf der Suche nach der durch den Film "The Da Vinci Code" bekannt gewordenen Rosslyn Chapel. Für £ 7,50 Eintritt hätten wir die dauerhaft unter einem Gerüst verborgene Kapelle mit ihren laut Reiseführer äußerst kunstvollen Steinmetzarbeiten im Inneren besichtigen können - aber nicht fotografieren dürfen. Mit uns nicht!
Resultat: Wir ärgern uns erst einmal über diese Abzocke, schlendern dann aber über den sehr hübschen Friedhof und lassen die märchenhafte Stimmung auf uns wirken, kehren dieser Touristenfalle den Rücken und fahren weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit: New Lanark, das mittlerweile zum Welterbe der UNESCO gehört.
Doch leider geraten wir in einen Platzregen, und da dieser überhaupt kein Ende mehr zu nehmen droht, ändern wir unser Programm und fahren zurück nach Edinburgh. Wo kaufen wir denn nun als nächstes ein? Es gibt da nämlich noch so einige Läden, die laut Reiseführer ein ganz besonderes Angebot haben. Ausgezeichneten Käse soll es zum Beispiel auf der Victoria Street geben,
Für den Erwerb von köstlichem Süßkram wäre die St.Mary's Street unser nächstes Ziel, und der Delikatessenladen schlechthin soll in der Nähe der Bruntsfield Links zu finden sein. Um all diese Adressen abzugrasen, müssten wir sehr viel Zeit mitbringen und gut zu Fuß sein.
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19.8.08: Dienstag
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Heute realisieren wir unsere am Vortag getroffenen Einkaufspläne. Käse steht auf dem Einkaufszettel - und gegen Süßigkeiten haben wir auch nichts einzuwenden, der Urlaub ist ja noch lang. Doch zuvor knipsen wir noch einen 5000 Jahre alten Stein, dessen Name Pate für mehrere Straßen in unserem Stadtviertel steht: den Cayistane.
Danach fahren wir mit dem Bus in die Stadt. Doch halt! Zuerst unterbrechen wir die spannende Fahrt für einen Spaziergang durch den Braidburn Valley Park, der schon zweimal einen Preis für den schönsten Park gewonnen hat. Nur leider haben irgendwelche hirnlosen Idioten den Preis, eine Ehrenfahne, nachts heimlich geklaut, und nun überlegt sich die Gemeinde, ob sie überhaupt noch eine Fahne hissen möchten. Wie doof kann man überhaupt sein?!
Fehlt nur noch, dass irgendein dahergelaufener Experte daherkommt und auch noch den tonnenschweren Sore Stone in der Nähe des Church Hill Theaters, ähnlich alt wie der Cayistane, bei Nacht und Nebel abtransportiert.
Aber genug geärgert - amüsieren wir uns lieber. Und nichts leichter als das als bei einer der vielen "Underground Experiences", die von verschiedenen Veranstaltern dem staunenden Publikum offeriert werden. Wir entscheiden uns für eine 50 Minuten dauernde Tour hinein in die Tiefen der Altstadt, denn Edinburgh ist auf Brücken erbaut.
Und diese Brücken ziehen sich über mehrere Stockwerke hinab unter Tage, wo wir erfahren, daß in früheren Zeiten Obdachlosigkeit als Verbrechen galt und aus diesem Grund die Ärmsten der armen irischen Einwanderer in den licht- und frischluftlosen Kellergewölben nächtlichen Unterschlupf fanden, eingepfercht wie in einer Sardinenbüchse und Krankheiten und Verbrechen unmittelbar ausgeliefert.
Eine Feuersbrunst in der Altstadt von Edinburgh besiegelte dann das Todesurteil für diese armen Menschen, da die Ausgänge durch herabstürzende Trümmer versperrt war und die enorme Hitze dafür sorgte, dass man in den Vaults förmlich geröstet wurde.
Unsere nette Fremdenführerin namens Jennifer zeigt uns unter anderem auch in den Vaults einen "echten" Wicca-Tempel, der angeblich heute noch genutzt wird. Aber ich bin mir sicher: das Gewölbe wurde nur für die Touristen so wirkungsvoll hergerichtet. Sollten sich hier unten wirklich Wiccaner versammeln, dann wäre ihr Treffpunkt zum einen gewiß nicht an einer solch exponierten Stelle und zum anderen auch nicht das Abbild der Wohnstube eines Klischeegruftis.
Aber unterhaltsam ist diese Show allemal, danach flanieren wir noch ein wenig durch die Stadt; leckeren Käse haben wir ja schon gekauft, nun fehlen nur noch die Süßigkeiten, aber den Süßwarenladen aus unserem Reiseführer finden wir nicht mehr; dafür aber eine Schottlandflagge, mit der wir unser Wochenendhäuschen verschönern könnten.
Bleibt nur noch der Delikatessenladen am Bruntsfield Place, bei dem wir Chutneys und Haggis kaufen. Allerdings muß ich dazu sagen, dass ich mir den Laden eher im Stil von Dallmayr, so wie ich das Münchner Traditionshaus aus der Werbung kenne, vorgestellt hatte.
Der Einkauf gestaltet sich jedoch eher unspektakulär, denn der Großteil der Verkaufsfläche wird von Regalen eingenommen, bei denen Selbstbedienung angesagt ist. Dann gibt es noch eine Verkaufstheke für Fleischwaren und Käse, und in einem anderen Bereich des Ladens eine separate Ecke für Spirituosen. Insgesamt haben wir vermutlich zwar zu teuer eingekauft, aber wenigstens schmeckt der Kaffee, der hier ausgeschenkt wird, gut.
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20.8.08: Mittwoch ~ Edinburgh - Dufftown
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Um halb zehn brechen wir auf, werfen die Hausschlüssel durch den Briefkastenschlitz in der Tür und machen uns auf die Reise zu unserem nächsten Ziel: Dufftown. Doch dazu mehr in Kapitel 3.
⌂⌂⌂ … führte uns in mehreren Etappen, entgegen des Uhrzeigersinns einmal rund um die britische Insel. Die Anreise habe ich ausführlich beschrieben. Daher folgt nun der zweite Teil: Kapitel 2 ~ 15.8.-20.8.08: Edinburgh.
Die Fotos stammen von mir (Handy) und von meinem Mann (Kamera).
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Vom 15. bis 20.8.08 wohnten wir privat, in einem südlichen Stadtteil von Edinburgh und verpflegten uns selbst.
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16.8.08: Samstag ~ Edinburgh Military Tattoo
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Was macht man den lieben langen Tag, wenn die Veranstaltung, die man besuchen möchte, erst spät am Abend beginnt? Man geht shoppen oder begibt sich auf Sightseeing-Tour. Nun, wir verbinden beides zu einem vergnüglichen, aber auch anstrengenden Programm, das so aussieht: Nach einem ausgiebigen Frühstück schwingen wir uns in den Bus und erreichen nach 20 Minuten Fahrt das Zentrum, wo wir als erstes Highlight den Farmer's Market, zu Füßen des Edinburgh Castles, besuchen.
Hier kommen jeden ersten und dritten Samstag im Monat die unterschiedlichsten Markthändler zusammen und preisen ihre meist organischen Waren an. Egal ob Bier, Käse, Fisch, Gemüse oder Obst: das Angebot ist groß und interessant, aber überschaubar. Gerne nähme ich mir ein Schälchen Himbeeren mit, aber die sind mir zu teuer; statt dessen kaufe ich mir lieber ein Fläschchen Bier, Porter von der Black Isle Brewery, und trinke zur Entspannung einen Kaffee, den es an einem Verkaufsstand von Torchwood gibt - dem einzigen mit Alien Technology.
Fans der Fernsehserien „Doctor Who“ und „Torchwood“ wissen, was ich meine – wer beide nicht kennt, kann diese Bilder getrost ignorieren.
Wie praktisch, dass wir es von dort aus nicht weit zu dem Friedhof von St. Cuthbert haben, der im 17. Jahrhundert entstanden ist und auf dem es noch heute einige sehr schöne Steinmetzarbeiten zu sehen gibt.
Wenn die Sonne ihren Weg durch die Äste der alten Bäume findet, entsteht so eine seltsam verzauberte Stimmung.
Als weniger stimmungsvoll empfinde ich jedoch den Arts-and-Crafts-Markt, der seine Zelte über mehrere Wochen hinweg auf einem Teil des Friedhofs aufgeschlagen hat. Kunst und Krempel findet in diesem Zusammenhang eben nicht jeder pietätvoll, und aus diesem Grund sehen wir auch zu, dass wir mit unserem Tagesprogramm unverzüglich fortfahren.
Wir wollen uns nämlich noch ein paar Läden auf der Royal Mile anschauen, die wir uns aus einem Reiseführer herausgepickt hatten, weil sie uns so interessant erschienen: das Whisky Heritage Centre (in der Nähe der Burg), einen Laden für Dudelsäcke am anderen Ende der Royal Mile, einen Käseladen in der Victoria Street (auf halber Höhe der Royal Mile); und einen Kaffee wollen wir auch noch trinken.
Wegen der Menschenmassen auf der Royal Mile ist das Vorwärtskommen gar nicht so einfach, ein Umstand, der uns noch in den folgenden Tagen vor logistische Probleme stellen soll. Doch zurück zu unserem Shoppingausflug.
Wir erstehen tatsächlich ein Startset zum Erlernen des Dudelsackspielens, bestehend aus einer Flöte (dem Chanter), einem Büchlein mit Noten und einer Übungs-DVD. Bevor man zu einem vollständigen Dudelsack greift, für den man eine vierstellige Summe berappen darf, sollte man das Spielen auf dem Chanter beherrschen. Schau'n wir mal, wie weit wir damit kommen, denn leicht ist das Spielen nicht - man muß ganz schön tief Luft holen, wie ein Test vor Ort bewies.
Nach soviel Kraftanstrengung ist nun endlich der Kaffee fällig. Und o Wunder: wir finden tatsächlich das Café wieder, in dem wir es uns vor sieben Jahren bei unserem ersten gemeinsamen Edinburgh-Besuch schon einmal gemütlich gemacht hatten und bestellen uns im Gedenken an diese schöne Zeit eine heiße Schokolade mit Marshmallows oben drauf. Dann fahren wir zurück in unser Haus, verstauen die Einkäufe, essen eine Kleinigkeit, bevor wir gegen 20 Uhr erneut in die Stadt aufbrechen, denn nun ist es endlich soweit: das Military Tattoo rückt unaufhaltsam näher.
Zuvor noch einen Drink in der Rose Street genommen, dann kann es auch schon losgehen. Einlaß ist um 21.45 Uhr, aber es empfiehlt sich, früh genug da zu sein. Wir dürfen auch nicht einfach zur Burg hinauf schlendern, sondern werden von Sicherheitsleuten in eine lange Warteschlange eingewiesen, die sich um die erste Kirche im oberen Teil der Royal Mile herumwindet. Wir landen im vorderen Drittel und haben daher noch relativ viel Glück.
Irgendwann fällt dann auch der Startschuß, und der ganze Pulk bewegt sich en Bloc. Dann geht alles ganz reibungslos, und wir finden unsere Plätze ohne Probleme. Von nun an aber bewegt man sich nach Möglichkeit nicht mehr, denn man sitzt hier eingepfercht, wie die Hühner auf der Stange und kann nachvollziehen, wie sich eine Sardine in der Büchse fühlt. Aber wenigstens haben wir keine Köpfe vor uns. Die nächsten eineinhalb Stunden vergehen wie im Fluge, und wir können eine Musik- und Tanzdarbietung nach der anderen Bewundern.
Zu den Highlights zählen für uns der Auftritt der Gruppe aus Singapur, die teilweise in traditionelle fernöstliche Kostüme gewandet sind und ein Fabelwesen (eine Mischung aus Löwe und Drache) mit dabei haben (natürlich stecken zwei Männer in diesem Tierkostüm) - und auch die Norweger sind nicht zu verachten, deren Auftritt von skifahrenden und fackelschwingenden Wikingern angekündigt wird. Wir hören jede Menge Pipes, Drums und natürlich Dudelsäcke - und zum Abschluß gibt es noch ein gigantisches Feuerwerk in den schillerndsten Farben. Doch dazu mehr in einem gesonderten Bericht mit ganz vielen Fotos, die alle mein Mann aufgenommen hat.
Nur die Heimreise mit dem Bus ist nicht ganz so nett. Bis dann endlich ein Nachtbus kommt, und der dann auch noch ewig unterwegs ist, vergeht viel Zeit. So viel Zeit, daß es zwei Uhr am Morgen wird, bis wir endlich daheim ankommen.
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17.8.08: Sonntag
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Wir geben uns dem Frühschoppen hin, denn wir haben das Brauhaus für uns entdeckt. Zuerst in einer alteingesessenen Bar mit wunderschönen, an Jugendstil angelehnten Fenstern - dann im Brauhaus (ja, das heißt wirklich so) - bevor wir uns aufmachen, um den Botanischen Garten zu erkunden, dort, wo nicht nur die Blümelein blau sind (kleiner Scherz). Nein, der Grund ist ganz einfach: das Brauhaus bietet unzählige Biere aus aller Herren Länder an, zum Teil mit den absonderlichsten Namen, wie z.B. Delirium Nocturnum, Judas, Lucifer oder Duvel (je 8,5%).
Da ich schon immer einmal das weltberühmte belgische Trappistenbier probieren wollte, habe ich hier natürlich eine große Auswahl, und so entscheide ich mich für ein Orval (6,2%), das in einem Glaskelch, ähnlich den Gläsern für Champagnercocktail, serviert wird. Gut, dass ich mich zu Beginn unseres Nachmittags noch nicht für das weitaus stärkere Rochefort 8 entschieden hatte, denn mit 9,2% Alkoholgehalt hätte es mich zartes Persönchen doch glatt aus den Pantinen gehauen.
Da ist es ja gut, daß sich der Besucherandrang im Botanischen Garten - für den wir übrigens keinen Eintritt bezahlen müssen - stark in Grenzen hält, vermutlich drängt sich die Mehrheit auf dem Fringe-Festival, das gleichzeitig mit dem Tattoo, der Book Fair, der Arts & Crafts Fair und dem Jazz & Blues Festival stattfindet.
Daher kann ich Edinburgh im August wegen der Menschenmassen nun wahrlich keinem empfehlen. Und wie bei uns zur Messe, werden zu Festivalzeiten sämtliche Preise im Allgemeinen saftig angehoben, und im Stadtzentrum ganz beonders. Darum suchen wir uns ein japanisches Restaurant aus, das nicht ganz so zentral liegt, und bestellen uns eine Vorspeise und zwei Sushi-Platten mit Miso-Suppe, für die wir mit Getränken knapp £ 30,-- bezahlen.
Zum Abschluß des Abends geht es dann nochmals ins Brauhaus. Dort probiere ich dann ein Trappiste Rochefort 6 (7,5%) und Andy ein Kasteel Bruin (Tripel), an das ich mich aber nun wirklich nicht mehr herangewagt hätte, denn es hat immerhin 11% Alkohol.
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18.8.08: Montag
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Nach einem umfangreichen English Breakfast fahren wir ins Umland, auf der Suche nach der durch den Film "The Da Vinci Code" bekannt gewordenen Rosslyn Chapel. Für £ 7,50 Eintritt hätten wir die dauerhaft unter einem Gerüst verborgene Kapelle mit ihren laut Reiseführer äußerst kunstvollen Steinmetzarbeiten im Inneren besichtigen können - aber nicht fotografieren dürfen. Mit uns nicht!
Resultat: Wir ärgern uns erst einmal über diese Abzocke, schlendern dann aber über den sehr hübschen Friedhof und lassen die märchenhafte Stimmung auf uns wirken, kehren dieser Touristenfalle den Rücken und fahren weiter zur nächsten Sehenswürdigkeit: New Lanark, das mittlerweile zum Welterbe der UNESCO gehört.
Doch leider geraten wir in einen Platzregen, und da dieser überhaupt kein Ende mehr zu nehmen droht, ändern wir unser Programm und fahren zurück nach Edinburgh. Wo kaufen wir denn nun als nächstes ein? Es gibt da nämlich noch so einige Läden, die laut Reiseführer ein ganz besonderes Angebot haben. Ausgezeichneten Käse soll es zum Beispiel auf der Victoria Street geben,
Für den Erwerb von köstlichem Süßkram wäre die St.Mary's Street unser nächstes Ziel, und der Delikatessenladen schlechthin soll in der Nähe der Bruntsfield Links zu finden sein. Um all diese Adressen abzugrasen, müssten wir sehr viel Zeit mitbringen und gut zu Fuß sein.
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19.8.08: Dienstag
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Heute realisieren wir unsere am Vortag getroffenen Einkaufspläne. Käse steht auf dem Einkaufszettel - und gegen Süßigkeiten haben wir auch nichts einzuwenden, der Urlaub ist ja noch lang. Doch zuvor knipsen wir noch einen 5000 Jahre alten Stein, dessen Name Pate für mehrere Straßen in unserem Stadtviertel steht: den Cayistane.
Danach fahren wir mit dem Bus in die Stadt. Doch halt! Zuerst unterbrechen wir die spannende Fahrt für einen Spaziergang durch den Braidburn Valley Park, der schon zweimal einen Preis für den schönsten Park gewonnen hat. Nur leider haben irgendwelche hirnlosen Idioten den Preis, eine Ehrenfahne, nachts heimlich geklaut, und nun überlegt sich die Gemeinde, ob sie überhaupt noch eine Fahne hissen möchten. Wie doof kann man überhaupt sein?!
Fehlt nur noch, dass irgendein dahergelaufener Experte daherkommt und auch noch den tonnenschweren Sore Stone in der Nähe des Church Hill Theaters, ähnlich alt wie der Cayistane, bei Nacht und Nebel abtransportiert.
Aber genug geärgert - amüsieren wir uns lieber. Und nichts leichter als das als bei einer der vielen "Underground Experiences", die von verschiedenen Veranstaltern dem staunenden Publikum offeriert werden. Wir entscheiden uns für eine 50 Minuten dauernde Tour hinein in die Tiefen der Altstadt, denn Edinburgh ist auf Brücken erbaut.
Und diese Brücken ziehen sich über mehrere Stockwerke hinab unter Tage, wo wir erfahren, daß in früheren Zeiten Obdachlosigkeit als Verbrechen galt und aus diesem Grund die Ärmsten der armen irischen Einwanderer in den licht- und frischluftlosen Kellergewölben nächtlichen Unterschlupf fanden, eingepfercht wie in einer Sardinenbüchse und Krankheiten und Verbrechen unmittelbar ausgeliefert.
Eine Feuersbrunst in der Altstadt von Edinburgh besiegelte dann das Todesurteil für diese armen Menschen, da die Ausgänge durch herabstürzende Trümmer versperrt war und die enorme Hitze dafür sorgte, dass man in den Vaults förmlich geröstet wurde.
Unsere nette Fremdenführerin namens Jennifer zeigt uns unter anderem auch in den Vaults einen "echten" Wicca-Tempel, der angeblich heute noch genutzt wird. Aber ich bin mir sicher: das Gewölbe wurde nur für die Touristen so wirkungsvoll hergerichtet. Sollten sich hier unten wirklich Wiccaner versammeln, dann wäre ihr Treffpunkt zum einen gewiß nicht an einer solch exponierten Stelle und zum anderen auch nicht das Abbild der Wohnstube eines Klischeegruftis.
Aber unterhaltsam ist diese Show allemal, danach flanieren wir noch ein wenig durch die Stadt; leckeren Käse haben wir ja schon gekauft, nun fehlen nur noch die Süßigkeiten, aber den Süßwarenladen aus unserem Reiseführer finden wir nicht mehr; dafür aber eine Schottlandflagge, mit der wir unser Wochenendhäuschen verschönern könnten.
Bleibt nur noch der Delikatessenladen am Bruntsfield Place, bei dem wir Chutneys und Haggis kaufen. Allerdings muß ich dazu sagen, dass ich mir den Laden eher im Stil von Dallmayr, so wie ich das Münchner Traditionshaus aus der Werbung kenne, vorgestellt hatte.
Der Einkauf gestaltet sich jedoch eher unspektakulär, denn der Großteil der Verkaufsfläche wird von Regalen eingenommen, bei denen Selbstbedienung angesagt ist. Dann gibt es noch eine Verkaufstheke für Fleischwaren und Käse, und in einem anderen Bereich des Ladens eine separate Ecke für Spirituosen. Insgesamt haben wir vermutlich zwar zu teuer eingekauft, aber wenigstens schmeckt der Kaffee, der hier ausgeschenkt wird, gut.
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20.8.08: Mittwoch ~ Edinburgh - Dufftown
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Um halb zehn brechen wir auf, werfen die Hausschlüssel durch den Briefkastenschlitz in der Tür und machen uns auf die Reise zu unserem nächsten Ziel: Dufftown. Doch dazu mehr in Kapitel 3.
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My heart is in the Highlands – Erinnerungen aus dem Fundbüro
blaupause7, 19:04h
Den folgenden Text habe ich vor fünf Jahren auf einer anderen Seite veröffentlicht, und da ich in naher Zukunft noch einmal nach Edinburgh reisen möchte, lasse ich an dieser Stelle meine Erinnerungen an mein Lieblingsland noch einmal mit einigen geringfügigen stilistischen Änderungen in meinem Fundbüro aufleben. Die Fotos stammen von mir und wurden mit meinem Handy aufgenommen und zum Teil von meinem Mann, der mit einer Spiegelreflexkamera fotografiert hat.
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My heart is in the Highlands - Part 1
Meine Liebe zu Schottland habe ich 1986 während der Abi-Abschlussfahrt meines damaligen Englischleistungskurses entdeckt. Seitdem war ich unzählige Male dort - aber fast immer nur im Süden, und auch immer nur sehr kurz. Deshalb war seit dieser Zeit in mir der Wunsch herangereift, einmal so richtig lange nach Schottland zu reisen und das Land bis in den letzten Winkel zu erkunden.
Mein Mann war für meinen Plan, vier Wochen dort zu verbringen, sofort Feuer und Flamme und hatte auch sogleich mehrere Wünsche: die Highlands sehen, zum Edinburgh Military Tattoo und zu den Highland Games nach Braemar zu fahren, Destillerien besichtigen, etc.; da ber vier Wochen nicht in einen einzigen Text passen, habe ich die einzelnen Ziele in sechs Etappen festgehalten. Und nun geht es auch schon los.
⌂⌂⌂ Unsere Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) … ⌂⌂⌂
… führte uns gegen den Uhrzeigersinn einmal rund um die britische Insel. Da wir aber nicht im Eiltempo durch dieses wunderschöne Land hetzen wollten, beschlossen wir, jeder Gegend fünf Tage zu widmen. Außerdem wollten wir noch zwei berühmte Veranstaltungen miterleben, die unsere Reise krönen sollten: das Military Tattoo in Edinburgh und das Highland Gathering in Braemar. Hier die Termine, zwischen die wir unsere Reiseroute plazierten: am 16.8.2008 um 22.30 Uhr das Edinburgh Military Tattoo mit anschließendem Feuerwerk - und am 6.9.2008 von 9.30 bis 17.00 Uhr das Braemar Gathering, auch Highland Games genannt.
Eintrittskarten für beide Veranstaltungen hatten wir schon Monate im voraus gebucht, die Tickets für die Fähren ebenso - fehlte nur noch eine interessante Reiseroute nebst Buchung von einigermaßen bezahlbaren Unterkünften. Auf eine detaillierte Beschreibung der Planung möchte ich verzichten - los geht's mit einer Kurzübersicht unserer Reise:
Kapitel 1 ~~ 14.8./15.8.08: Fahrt mit der Fähre von Amsterdam Ijmuiden nach Newcastle
Kapitel 2 ~~ 15.8.-20.8.08: Edinburgh
Kapitel 3 ~~ 20.8.-25.8.08: Dufftown (Speyside)
Kapitel 4 ~~ 25.8.-30.8.08: Balblair (Black Isle)
Kapitel 5 ~~ 30.8.-5.9.08: Kildonan (Isle of Skye)
Kapitel 6 ~~ 5.9.-7.9.08: Glenshee
Den Rest unseres Urlaubs verbrachten wir in England, daher bleibt er außen vor, allerdings erwähne ich ihn der Vollständigkeit halber an dieser Stelle:
7.9.08-8.9.08: Liverpool ~~ 8.9.08-13.9.08: Windsor ~~ 13.9.08: Heimreise über Dover-Dünkirchen.
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Kapitel 1 ~~~ 14.8./15.8.08: Fahrt mit der Fähre von Amsterdam Ijmuiden (Abfahrt 18.00 Uhr) nach Newcastle upon Tyne (Ankunft 9.00 Uhr nach britischer Zeit).
14.8.08: Donnerstag ~ Amsterdam Ijmuiden - Newcastle upon Tyne
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Mit dem DFDS-Seaways-Fährschiff "Princess of Norway", das um 18 Uhr ablegen und um 9 Uhr nach britischer Zeit ankommen soll, beginnt der Urlaub schon mal so, wie es sein soll. Allerdings sind wir dazu auch schon um halb sechs aufgestanden und so gegen Mittag im Fährhafen angekommen - eigentlich viel zu früh zum Einchecken, aber so stehen wir ganz vorne, als sich eine Warteschlange formt.
Wir erhalten unsere Bordkarten und etwas zum Lesen, dann warten wir auf den Einweiser, der uns zum richtigen Parkdeck lotst und uns informiert, dass wir die Alarmanlage auszuschalten hätten; aber da unser Auto sowieso keine hat, können wir diesen Punkt vernachlässigen.
Wir müssen nur noch eines tun: unser für die eine Nacht an Bord benötigtes Handgepäck einsammeln, das Parkdeck verlassen und unsere Sachen in der Kabine verstauen. Doch leichter gesagt als getan. Ich muss dazu sagen, die kalkulieren den Platz dort ziemlich knapp, denn wir stehen so dicht an der Schiffswand, dass ich die Beifahrertür nicht mehr aufbekomme und gezwungen bin, zum Aussteigen über den Fahrersitz zu krabbeln; und dabei bin ich nicht mal korpulent. Wie mag es nicht ganz so schlanken Passagieren ergangen sein?
Wir haben eine Außenkabine für zwei Personen mit Stockbett und eigener Dusche und WC gebucht. Wie hat dagegen meine allererste Fährfahrt im Jahr 1986 ausgesehen? Da sind wir um 19 Uhr von Rotterdam nach Hull gefahren und morgens um 8 Uhr angekommen; allerdings hatte die spartanische Innenkabine keinerlei eigene sanitäre Einrichtungen, das heißt wir konnten zwecks Körperpflege die Gemeinschaftsduschen und -WCs benutzen, und so komfortabel wie unsere Princess of Norway, die übrigens unter dänischer Flagge fährt, war der Kahn damals auch nicht. Diesmal aber erwartet uns für 240 Euro (einfache Strecke) wahres Kreuzfahrtfeeling.
Wählen können wir zwischen verschiedenen Restaurants, und da wir keinen allzu großen Hunger haben, entscheiden wir uns für den Besuch des Steakhauses. Andy lässt sich ein perfekt zubereitetes Steak kommen, und ich stille meinen kleinen Hunger mit Carpaccio und anschließendem Käseteller. Das hat natürlich seinen Preis, und so werden wir an unserem ersten Urlaubstag bereits über 60 Euro nur für Essen und Getränke los. Aber das ist es uns wert. Den Abend beenden wir mit einem Spaziergang über das Deck und begeben uns bald in die Heia, denn am nächsten Tag warten so ungefähr 200 Kilometer auf uns.
15.8.08: Freitag ~ Newcastle - Edinburgh
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Wir legen planmäßig um neun Uhr in Newcastle an und finden recht zügig den Weg in den Norden.
Auf unserem Weg über Morpeth durch Northumberland zur schottischen Grenze kommen wir an Ad Gefrin, einer angelsächsischen Siedlung aus dem 7. Jahrhundert vorbei, auf der eine Schafherde friedlich grast. Dies soll nicht unsere letzte Schafherde sein, und in den folgenden Wochen werden wir sie noch lieben lernen.
Spannender als die britische Tierwelt ist für uns jedoch die Frage, um wie viel Uhr wir die schottische Grenze passieren werden. Und richtig: um 12.45 Uhr heißt es "Welcome to Scotland". Die Highlands liegen zu diesem Zeitpunkt allerdings noch in weiter Ferne.
Zuerst fahren wir durch die Borders und das schottische Tiefland, wo der erste touristische Höhepunkt auf uns wartet: Melrose Abbey. Einst blühende Abtei, heute nur noch Ruine, wird sie zum Zeitpunkt unseres Besuchs restauriert.
Klar, dass eine Sehenswürdigkeit unter einem Gerüst verschwindet, so etwas ist mir schon öfters passiert. Kein Problem, wenn nur die eine Figur, der wahre Grund für diese Besichtigung, davon nicht betroffen ist: das dudelsackspielende Schwein an der Außenfassade. Diese kleine Sandsteinfigur ist ein so beliebtes Fotomotiv, das in etlichen Reiseführern Erwähnung findet, dass es sogar Ansichtskarten davon zu kaufen gibt.
Von Melrose Abbey ist es dann nicht mehr weit nach Edinburgh, so dass wir dank der frühen Ankunft am Zielort sogar noch ein wenig durch die schottische Hauptstadt bummeln können und den Abend in einem Pub ausklingen lassen, der in einem sehr weit südlich gelegenen Stadtteil von Edinburgh liegt.
Diese kleine Kneipe ist liebevoll mit allerlei antikem Krimskrams dekoriert, liegt außerhalb des Stadtzentrums und ist mit der Buslinie Nr. 16 gut zu erreichen. Für meinen Mann, der es als Raucher in britischen Kneipen nicht einfach hat, ist dieser Besuch dieses Pubs geradezu ideal, denn dort gibt es einen schnuckeligen, kleinen Biergarten im Hinterhof, wo man gemütlich rauchen kann.
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Die Fotos stammen von mir (Handy) und meinem Mann (Kamera). Dieses war der erste Streich... die restlichen fünf folgen nicht sogleich, aber demnächst.
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My heart is in the Highlands - Part 1
Meine Liebe zu Schottland habe ich 1986 während der Abi-Abschlussfahrt meines damaligen Englischleistungskurses entdeckt. Seitdem war ich unzählige Male dort - aber fast immer nur im Süden, und auch immer nur sehr kurz. Deshalb war seit dieser Zeit in mir der Wunsch herangereift, einmal so richtig lange nach Schottland zu reisen und das Land bis in den letzten Winkel zu erkunden.
Mein Mann war für meinen Plan, vier Wochen dort zu verbringen, sofort Feuer und Flamme und hatte auch sogleich mehrere Wünsche: die Highlands sehen, zum Edinburgh Military Tattoo und zu den Highland Games nach Braemar zu fahren, Destillerien besichtigen, etc.; da ber vier Wochen nicht in einen einzigen Text passen, habe ich die einzelnen Ziele in sechs Etappen festgehalten. Und nun geht es auch schon los.
⌂⌂⌂ Unsere Reise vom 14.8. bis 13.9.2008 nach Schottland (und England) … ⌂⌂⌂
… führte uns gegen den Uhrzeigersinn einmal rund um die britische Insel. Da wir aber nicht im Eiltempo durch dieses wunderschöne Land hetzen wollten, beschlossen wir, jeder Gegend fünf Tage zu widmen. Außerdem wollten wir noch zwei berühmte Veranstaltungen miterleben, die unsere Reise krönen sollten: das Military Tattoo in Edinburgh und das Highland Gathering in Braemar. Hier die Termine, zwischen die wir unsere Reiseroute plazierten: am 16.8.2008 um 22.30 Uhr das Edinburgh Military Tattoo mit anschließendem Feuerwerk - und am 6.9.2008 von 9.30 bis 17.00 Uhr das Braemar Gathering, auch Highland Games genannt.
Eintrittskarten für beide Veranstaltungen hatten wir schon Monate im voraus gebucht, die Tickets für die Fähren ebenso - fehlte nur noch eine interessante Reiseroute nebst Buchung von einigermaßen bezahlbaren Unterkünften. Auf eine detaillierte Beschreibung der Planung möchte ich verzichten - los geht's mit einer Kurzübersicht unserer Reise:
Kapitel 1 ~~ 14.8./15.8.08: Fahrt mit der Fähre von Amsterdam Ijmuiden nach Newcastle
Kapitel 2 ~~ 15.8.-20.8.08: Edinburgh
Kapitel 3 ~~ 20.8.-25.8.08: Dufftown (Speyside)
Kapitel 4 ~~ 25.8.-30.8.08: Balblair (Black Isle)
Kapitel 5 ~~ 30.8.-5.9.08: Kildonan (Isle of Skye)
Kapitel 6 ~~ 5.9.-7.9.08: Glenshee
Den Rest unseres Urlaubs verbrachten wir in England, daher bleibt er außen vor, allerdings erwähne ich ihn der Vollständigkeit halber an dieser Stelle:
7.9.08-8.9.08: Liverpool ~~ 8.9.08-13.9.08: Windsor ~~ 13.9.08: Heimreise über Dover-Dünkirchen.
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Kapitel 1 ~~~ 14.8./15.8.08: Fahrt mit der Fähre von Amsterdam Ijmuiden (Abfahrt 18.00 Uhr) nach Newcastle upon Tyne (Ankunft 9.00 Uhr nach britischer Zeit).
14.8.08: Donnerstag ~ Amsterdam Ijmuiden - Newcastle upon Tyne
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Mit dem DFDS-Seaways-Fährschiff "Princess of Norway", das um 18 Uhr ablegen und um 9 Uhr nach britischer Zeit ankommen soll, beginnt der Urlaub schon mal so, wie es sein soll. Allerdings sind wir dazu auch schon um halb sechs aufgestanden und so gegen Mittag im Fährhafen angekommen - eigentlich viel zu früh zum Einchecken, aber so stehen wir ganz vorne, als sich eine Warteschlange formt.
Wir erhalten unsere Bordkarten und etwas zum Lesen, dann warten wir auf den Einweiser, der uns zum richtigen Parkdeck lotst und uns informiert, dass wir die Alarmanlage auszuschalten hätten; aber da unser Auto sowieso keine hat, können wir diesen Punkt vernachlässigen.
Wir müssen nur noch eines tun: unser für die eine Nacht an Bord benötigtes Handgepäck einsammeln, das Parkdeck verlassen und unsere Sachen in der Kabine verstauen. Doch leichter gesagt als getan. Ich muss dazu sagen, die kalkulieren den Platz dort ziemlich knapp, denn wir stehen so dicht an der Schiffswand, dass ich die Beifahrertür nicht mehr aufbekomme und gezwungen bin, zum Aussteigen über den Fahrersitz zu krabbeln; und dabei bin ich nicht mal korpulent. Wie mag es nicht ganz so schlanken Passagieren ergangen sein?
Wir haben eine Außenkabine für zwei Personen mit Stockbett und eigener Dusche und WC gebucht. Wie hat dagegen meine allererste Fährfahrt im Jahr 1986 ausgesehen? Da sind wir um 19 Uhr von Rotterdam nach Hull gefahren und morgens um 8 Uhr angekommen; allerdings hatte die spartanische Innenkabine keinerlei eigene sanitäre Einrichtungen, das heißt wir konnten zwecks Körperpflege die Gemeinschaftsduschen und -WCs benutzen, und so komfortabel wie unsere Princess of Norway, die übrigens unter dänischer Flagge fährt, war der Kahn damals auch nicht. Diesmal aber erwartet uns für 240 Euro (einfache Strecke) wahres Kreuzfahrtfeeling.
Wählen können wir zwischen verschiedenen Restaurants, und da wir keinen allzu großen Hunger haben, entscheiden wir uns für den Besuch des Steakhauses. Andy lässt sich ein perfekt zubereitetes Steak kommen, und ich stille meinen kleinen Hunger mit Carpaccio und anschließendem Käseteller. Das hat natürlich seinen Preis, und so werden wir an unserem ersten Urlaubstag bereits über 60 Euro nur für Essen und Getränke los. Aber das ist es uns wert. Den Abend beenden wir mit einem Spaziergang über das Deck und begeben uns bald in die Heia, denn am nächsten Tag warten so ungefähr 200 Kilometer auf uns.
15.8.08: Freitag ~ Newcastle - Edinburgh
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Wir legen planmäßig um neun Uhr in Newcastle an und finden recht zügig den Weg in den Norden.
Auf unserem Weg über Morpeth durch Northumberland zur schottischen Grenze kommen wir an Ad Gefrin, einer angelsächsischen Siedlung aus dem 7. Jahrhundert vorbei, auf der eine Schafherde friedlich grast. Dies soll nicht unsere letzte Schafherde sein, und in den folgenden Wochen werden wir sie noch lieben lernen.
Spannender als die britische Tierwelt ist für uns jedoch die Frage, um wie viel Uhr wir die schottische Grenze passieren werden. Und richtig: um 12.45 Uhr heißt es "Welcome to Scotland". Die Highlands liegen zu diesem Zeitpunkt allerdings noch in weiter Ferne.
Zuerst fahren wir durch die Borders und das schottische Tiefland, wo der erste touristische Höhepunkt auf uns wartet: Melrose Abbey. Einst blühende Abtei, heute nur noch Ruine, wird sie zum Zeitpunkt unseres Besuchs restauriert.
Klar, dass eine Sehenswürdigkeit unter einem Gerüst verschwindet, so etwas ist mir schon öfters passiert. Kein Problem, wenn nur die eine Figur, der wahre Grund für diese Besichtigung, davon nicht betroffen ist: das dudelsackspielende Schwein an der Außenfassade. Diese kleine Sandsteinfigur ist ein so beliebtes Fotomotiv, das in etlichen Reiseführern Erwähnung findet, dass es sogar Ansichtskarten davon zu kaufen gibt.
Von Melrose Abbey ist es dann nicht mehr weit nach Edinburgh, so dass wir dank der frühen Ankunft am Zielort sogar noch ein wenig durch die schottische Hauptstadt bummeln können und den Abend in einem Pub ausklingen lassen, der in einem sehr weit südlich gelegenen Stadtteil von Edinburgh liegt.
Diese kleine Kneipe ist liebevoll mit allerlei antikem Krimskrams dekoriert, liegt außerhalb des Stadtzentrums und ist mit der Buslinie Nr. 16 gut zu erreichen. Für meinen Mann, der es als Raucher in britischen Kneipen nicht einfach hat, ist dieser Besuch dieses Pubs geradezu ideal, denn dort gibt es einen schnuckeligen, kleinen Biergarten im Hinterhof, wo man gemütlich rauchen kann.
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Die Fotos stammen von mir (Handy) und meinem Mann (Kamera). Dieses war der erste Streich... die restlichen fünf folgen nicht sogleich, aber demnächst.
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